0583 - Drachen-Jäger
mich?«
»Zwei, drei Stunden?« Zamorra staunte, er sah auf die Uhr und fragte sich, wo die Zeit geblieben war. Es waren doch nur drei Spiele gewesen…
Und dann verriet ihm ein Blick auf die Cognacflasche, daß tatsächlich so viel Zeit verstrichen sein mußte. Die Flasche war halb leer.
Kein Wunder, daß Sparks jetzt müde war, immerhin hatte er schon in Mostaches Kneipe vorgelegt. Irgendwann mußte sich der Alkohol ja bemerkbar machen. Fast unvorstellbar, daß Sparks dennoch zu logischem Denken fähig war bis zum letzten Augenblick des dritten Spiels!
»Was verstehst du unter Bettlektüre?« erkundigte sich der Parapsychologe.
»Na, vielleicht ein paar Artikel oder Notizen über ungelöste Fälle mit Gespenstern und ähnlichem Geziefer.«
»Kann ich nicht mit dienen«, gestand Zamorra. »Was ich an Gespenster-Fällen habe, trägt samt und sonders den Vermerk ›Erledigt‹. Aber ich kann dir mit ein paar merkwürdigen Fällen der letzten Zeit aushelfen, die dich vielleicht interessieren.«
»Immer her damit«, bat der unverwüstliche Gespenster jäger.
»Dann komm mal mit.«
Zamorra dirigierte ihn ein Stockwerk höher in sein Arbeitszimmer und nahm die EDV-Anlage in Betrieb. Angesichts der drei Monitore und Tastaturen nebst allerlei Zubehör kam Sparks ein wenig ins Staunen.
Zamorra rief ein halbes Dutzend Dateien auf und ließ sie ausdrucken. Den Papierstapel drückte er Sparks in die Hand und schaltete die Anlage wieder ab.
»War wohl ziemlich teuer, der Kram, nicht wahr?« murmelte der Geisterjäger. »So was könnte ich auch gebrauchen. Was zahlt man dafür?«
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich fürchte, dafür wird die Queen dein Jahresgehalt verdoppeln müssen.«
»Ach, das geht alles auf Spesen. Danke und gute Nacht, Professor.«
»Ich bringe dich zu deinem Quartier.«
Zamorra wollte dafür nicht extra Raffael oder William bemühen - weniger, um die beiden nicht zu stören, ihm erschien allein der Gedanke dekadent, einen Freund nicht selbst bis zu dessen Gästezimmer zu begleiten.
Aber Sparks winkte ab.
»Ich kenne den Weg, ich schaffe das schon allein. Wo steckt eigentlich Nicole?«
»Sie ist unterwegs, glaube ich.«
»Dann schau mal besser nach mit wem.« Sparks schmunzelte. »Sie ist ein sehr hübsches Mädchen, und ich wäre an deiner Stelle verdammt eifersüchtig.«
»Keine Sorge - wir sind uns verdammt treu.«
Zudem wußte Zamorra ja, mit wem Nicole unterwegs war. Und daß sie ausgerechnet mit dem Jungdrachen… also, das war ja nun wirklich eine geradezu absurde Vorstellung!
»Soll ich dich nicht doch bis in den Gästetrakt begleiten?«
»Ich schaffe das wirklich allein, Prof! Ich habe schon ganz andere Dinge gefunden als meine Unterkunft…«
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wenn du meinst… beschwer dich aber später nicht, wenn du dich trotzdem verirrst. Château Montagne ist ein ziemlich großer und komplex angelegter Brocken. In den ersten Jahren - wohlgemerkt, Jahren !-habe selbst ich mich hin und wieder verlaufen.«
»Ich gehe an der Küche vorbei und besorge mir eine Notration für den Ernstfall«, versprach Sparks und verließ Zamorras Büro.
Der Parapsychologe und Abenteurer sah ihm kopfschüttelnd nach. Er fragte sich, weshalb Sparks unbedingt darauf bestand, allein zu gehen.
Aber wenn er meinte…
Zamorra entsann sich wieder an Nicole. Sie war nun relativ lange unterwegs.
Er setzte sich wieder hinter seinen großen, leicht geschwungenen Arbeitstisch, griff zum Hörer und wählte die Nummer seines Autotelefons. Nicole war bestimmt mit dem BMW unterwegs, denn wenn Fooly mit von der Partie war, pflegte sie ihren Cadillac-Oldtimer stets in der Garage zu lassen. Damit bloß keine Kratzer in Lack oder Leder kamen…
Aber Nicole meldete sich nicht.
Also mußte sie sich außer Hörweite befinden.
Na ja…
Kein Grund zur Beruhigung…
***
In der Tat. Es mußte ein Drache sein!
Nicole ließ den Blaster wieder sinken. Aber nicht, weil Fooly protestiert hatte.
Sie hatte erkannt, daß der Drache, der vor ihr auf dem Höhlenboden lag, keine Gefahr mehr darstellte.
Schon lange nicht mehr…
»Er ist tot«, sagte sie leise.
»Nein«, stieß Fooly entsetzt hervor. »Das… das kann nicht sein. Drachen sterben nicht…«
Langsam tappte er an Nicole vorbei.
»Sie können nicht sterben«, murmelte er. »Dürfen sie nicht. Ich glaube es einfach nicht. He du, wach auf!«
Er stupste den Drachen mit dem Fuß an, rüttelte an seinem Kopf, der erstaunlich leicht
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