0584 - Die Horde aus dem Schattenreich
Möbius-Konzerns, mit dessen Senior- und Junior-Chefs Zamorra bestens befreundet war. Das Büro war auch nachts besetzt, weil der Konzern nicht nur in Europa, sondern weltweit aktiv war. Daher mußte jedes Zentralbüro jederzeit für jedes andere erreichbar sein, und zwar rund um die Uhr.
Das Kodewort Charlemagne ließ die Leute im Möbius-Büro höchst betriebsam werden. Eine halbe Stunde nach Zamorras und Nicoles Festnahme - in ihrem Fall wegen Mittäterschaft -stand schon einer der Firmenanwälte auf der Matte. Er verlangte nicht nur unverzügliche Protokolleinsicht, er hatte auch noch vorbereitete Dienstaufsichtsbeschwerden, einen Strafantrag wegen Amtsmißbrauch und ähnliche nette Papierchen in der Aktenmappe.
»Und wenn Sie meinen, Dobbs, daß das alles Zeit bis morgen mittag hat, hole ich persönlich Ihren Superintendent aus dem Feierabend. Wissen Sie überhaupt, wen Sie da anstelle des wirklichen Täters festgenommen haben?«
Auf Dobbs' Schreibtisch lagen Zamorras und Nicoles Strahlwaffen. Aber auch der Sonderausweis. In den hatte Dobbs allerdings nur einen kurzen Blick geworfen…
Jetzt zwang ihn Anwalt Black, etwas genauer hineinzuschauen.
Dobbs zuckte mit den Schultern. »Sogar Polizisten sind schon zu Mördern geworden. Der Besitz dieses Ausweises sagt nichts darüber aus, ob dieser Mann fähig ist, so eine Tat zu begehen oder nicht.«
»Haben Sie schon mal über ein Motiv nachgedacht, Dobbs?« fragte der untersetzte Black fast fröhlich. »Warum sollte dieser Mann erst bei der City Police nachfragen, ob er mit Inspector Reynolds reden kann, um ihn dann zu Hause zu ermorden? Und von dort aus dann auch noch die Police und Sie persönlich zu informieren?«
»Ablenkungsmanöver…«
»Machen Sie sich nicht lächerlich, Dobbs! Lassen Sie die beiden Leute gehen, damit ersparen Sie sich eine Menge Ärger.«
Dobbs schüttelte den Kopf, gab aber plötzlich nach, als er Blacks Grinsen sah. Es blieb ihm auch nichts anderes übrig, als dem Verlangen des Anwalts zu entsprechen. Seine Haftgründe waren wirklich reichlich dünn. Kein Richter würde daraufhin einen Haftbefehl unterschreiben.
»Aber der Professor und Miss Duval werden in der Stadt bleiben und sich zur Verfügung halten«, schnarrte er.
Nichts anderes hatte Zamorra ohnehin vor, schließlich gab es ein paar Morde aufzuklären. Unter anderem den an Babs Crawford, Ron Wystor und ein paar anderen Menschen.
Wystors angeschmolzenes Telefon entdeckte Zamorra in einer transparenten Plastikhülle auf einem Sideboard. Es war also folgerichtig hier abgeliefert worden, weil Dobbs sich um den Fall Wystor kümmerte.
Zamorra streckte die Hand nach den Blastern aus, die auf dem Schreibtisch lagen.
»Die Waffen bleiben hier. Beschlagnahmt!«
»Begründung?« wollte Black prompt wissen. »Das Opfer wurde mit einem Messer ermordet, nicht mit einer Schußwaffe - oder was immer diese Spielzeuge im Kaufhaus-Look darstellen sollen.«
»Die beiden Verdächtigen sind Ausländer und als solche nicht berechtigt, Schußwaffen zu führen…«
»Ich schon«, konterte Zamorra. »Offenbar haben Sie sich den Ausweis immer noch nicht richtig angesehen.«
»Aber für Ihre Begleiterin gilt dieser Ausweis nicht!« Dobbs wollte wenigstens die zweite Strahlwaffe einkassieren.
Zamorra schnappte sie ihm unter der zupackenden Hand weg.
»Diese Waffe gehört ebenfalls mir und wird von mir geführt. Das war's dann wohl, Dobbs… Mit ihrem krampfhaften Bemühen, sich auf Mademoiselle Duval und mich zu konzentrieren, stellen Sie sich übrigens auch nicht gerade in ein gutes Licht. Warum dieses Ablenkungsmanöver? Wollen Sie verhindern, daß wir den Täter finden? Oder Hinweise, die zu seiner Ergreifung führen?«
»Sind Sie - wahnsinnig?« zischte Dobbs zornig.
»Nur ziemlich nachdenklich geworden in den letzten Stunden. Ich habe da mal eine Frage, Chief. Ich hatte schon Reynolds darum gebeten, aber der wurde ermordet, ehe er mir das Ergebnis seiner Nachforschungen mitteilen konnte.«
Dobbs runzelte die Stirn. »Soll das heißen, daß Reynolds und Sie hinter meinem Rücken…?«
»Sie selbst wollten eine Zusammenarbeit ja nicht. Ihr Assistent war da anderer Ansicht. Darf ich mal?«
Zamorra nahm das in die Klarsichttüte verpackte Wystor-Telefon.
»Meine Fingerabdrücke sind ohnehin drauf«, erklärte er, holte das Gerät heraus und stöpselte es in der Telefondose ein, nachdem er Dobbs' Bürotelefon abgezogen hatte. Seine Finger glitten über die Tasten und zauberten die
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