0587 - Die Flotte der Retter
gesprochen und ihn gebeten, seine Aufgabe ernster als sonst zu nehmen.
Ein Teil der wirklichen Erinnerung rückte an die richtige Stelle, und während Ibn Siegel aus dem Gleiter stieg und dem Posten am Eingang zunickte, sah er das sorgenvolle Gesicht Dantons vor sich.
„Sie sind einer unserer besten Leute, Mister Siegel", sagte der Danton seiner Erinnerung. Auch er war jetzt plötzlich heiter und machte ein Gesicht, als ob er den gesamten Kosmos umarmen wollte.
„Danke, Sir!" erwiderte Siegel. Er hörte sich jetzt förmlich mit Danton sprechen. Immer wieder schoben sich Erinnerung und Wirklichkeit, das Normale und der jetzt herrschende lustvolle Zustand übereinander wie zwei Bilder, die man auf eine weiße Wand projizierte.
„Keine Ursache. Wir stehen vor einem riesigen Problem. Eine solche gigantische Aufgabe wird in vielen Fällen zu hastig durchgeführt. Gegen Fehler ist jeder von uns machtlos. Aber wir können versuchen, so wenig Fehler wie möglich zu machen."
„Richtig, Sir - wir können alles Mögliche versuchen. Bisher gab es kaum ernsthafte Pannen!" hatte er geantwortet.
Wieder verschoben sich Realität und Erinnerung.
„Wenn Ihnen etwas auffällt - Sie haben ja Zutritt zu sämtlichen Abteilungen - dann wenden Sie sich sofort in meinem persönlichen Auftrag an den obersten Chef des betreffenden Betriebs. Sie haben gesehen, daß die ersten Großraumfrachter schon gelandet sind?"
„Ich weiß es, Sir. Sie sind schwerlich zu übersehen."
„Sie müssen am sechsundzwanzigsten, möglichst voll, von hier starten. Kümmern Sie sich auch darum, ja?"
„Selbstverständlich, Sir!"
„Gut, Mister Siegel. Ich verlasse mich auf Sie!"
„Danke."
Und jetzt war er unterwegs zu der Mischanlage des ersten der riesigen Werke, die, halb unterirdisch und unauffällig, hinter dem Gelände des Container-Terminals lagen.
Olymp war nicht nur Drehscheibe für unermeßliche Mengen von Nahrungsmitteln aller Arten, die aus vielen Teilen der Galaxis kamen, sondern auch eine gigantische Veredelungsstätte.
Rohmaterial für die Nahrungsmittelfabriken kam hier an, wurde umgeladen und verarbeitet, zum Teil hier deponiert oder zum anderen Teil wieder über die Transmitteranlage abgestrahlt.
Ein Posten kam auf Siegel zu.
„Was tun Sie hier?" fragte er schroff.
In den Ohren Siegels klang es wie ein heiterer Singsang. Er erwiderte freundlich, ohne daß er sich erinnern konnte, über die Antwort nachzudenken: „Ich bin Ibn Siegel. Hier ist mein Ausweis."
Der Posten studierte den Ausweis lange und gründlich, musterte Ibn Siegel mißtrauisch, wobei ihm der fröhliche Gesichtsausdruck sichtlich ein Dorn im Auge war. Dann schnarrte er: „Ich habe begriffen. Bitte, sehen Sie sich um!"
Von jetzt ab handelte Siegel in doppelter Hinsicht völlig automatisch. Er tat genau das, was man von ihm erwartete, und worum ihn auch Danton gebeten hatte, nämlich sich umzusehen.
Er erfüllte die Aufgabe, für die er ausgebildet war. Seine Augen, sonst scharf und kritisch, sahen aber andere Dinge: Dort, wo in Wirklichkeit Schmutz war, dort, wo aus einer undichten Leitung hochwertiges Konzentrat auf den Boden tropfte, dort, wo ein Roboter funktionslos in der Ecke rostete, sah Ibn Siegel bunte Streifen, die sich langsam bewegten, oder einen kleinen See, dessen Oberfläche schimmerte, oder eine glänzende Statue aus Metall.
Er verhielt sich so, wie man es von ihm erwartet hatte.
Ibn Siegel kontrollierte den Warenausstoß, die Sauberkeit, die Tanks und die vielen Schaltungen und Programmpulte. Die flache Halle, angefüllt mit Rohren und Weichen, mit gläsernen Kesseln, in denen Flüssigkeiten langsam ihre Farbe und ihre Viskosität änderten, war nahezu leer. Nur wenige Menschen und die vielen fauchenden und klickenden Roboteinrichtungen erfüllten diesen Teil der Fabrikation mit Leben.
Als Ibn Siegel an einem offenen Stück Leitung vorbeikam, blieb er stehen.
Niemand braucht zu sehen, daß Sie den Nahrungsmitteln einen unvergeßlichen Geschmack geben. Werfen Sie einfach dieses Kügelchen hinein! hatte der Fremde gesagt.
Siegel griff in die Tasche, suchte nach einer der etwa fünfzehn Kugeln und warf sie in die Öffnung hinein. Kaum war sie verschwunden, kam ein Robotarm heran, entnahm eine Probe und schwenkte wieder zurück. Die Flüssigkeit wanderte in einen Schrank, der voller Gläser, Schläuche, Lampen und Detektoren war. Zeiger begannen zu spielen, eine Biopositronik summte. Ibn Siegel ging weiter.
Nach einer Stunde verließ er
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