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0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe

0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe

Titel: 0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kasprzak
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den Steinblock, daß ihre Füße nach Osten und der Kopf nach Westen deuteten, zum Meer hin. Das lange, schwarze Haar des Mädchens hing über die Kante des Steins nach unten.
    Unterdessen hatten vier der Kuttenträger ihre Fackeln an den Ecken des Opfersteins in den Sand gesteckt. Ein Wechselspiel aus Hell und Dunkel huschte über den nackten schlanken Leib der jungen Frau, die offensichtlich bewußtlos war.
    Das für Agbar Nabob bestimmte Opfer war zeremoniell auf den Stein gebettet worden, nun stellten sich die Sikhs in einem weiten Kreis um den Monolithen auf, ohne daß ihr Murmeln auch nur für eine Sekunde abgebrochen wäre; Zamorra und Nicole registrierten es schon fast nicht mehr.
    Jetzt hoben die Kuttenträger wie auf ein unhörbares Kommando hin völlig synchron die Arme, griffen in einer symbolischen Geste nach den Sternen, die wie Diamantsplitter zwischen den am Vollmond vorbeiziehenden Wolken funkelten. Die Männer begannen lauter zu summen, immer lauter…
    Bis sich mit einem Mal eine Gestalt aus dem Kreis löste und vor den Opferstein trat.
    Obwohl Zamorra das Gesicht des Mannes nicht genau erkennen konnte, war er sich sicher, daß es derselbe war, der in der vergangenen Nacht das Messer geführt hatte. Allem Anschein nach war er eine Art Hohepriester der Sikhs.
    Der Inder stellte sich ans Kopfende des Steins, mit dem Rücken zum Wasser, das schwarz und geheimnisvoll im Hintergrund dräute, und vollführte über dem Haupt der jungen Frau seltsame Handbewegungen. Sie wirkten fließend und zugleich sonderbar abgehackt.
    Das Murmeln der anderen Kuttenträger wurde indessen mit jeder Sekunde lauter, eindringlicher, drängender…
    Dann griff der Priester in die Falten seines Gewandes und holte das Messer mit der gebogenen Klinge hervor. Zamorra kannte es bereits von der Zeitschau her. Der geschliffene Stahl fing das rotgoldene Licht der Fackeln auf und schien zu glühen.
    Der Inder umklammerte den Dolch mit beiden Händen und hielt ihn vor sich. Die Spitze wies nach unten, auf die nackte Brust der jungen Frau, die von dem, was um sie herum vorging, nichts mitbekam. Etwa eine halbe Minute verharrte der Sikh in dieser Stellung, während das Murmeln seiner Begleiter weiter anschwoll, sich zu einem dumpfen, gräßlichen Crescendo steigerte. Es sah aus, als ob der vermeintliche Hohepriester meditieren würde.
    Dann lief mit einem Mal eine Bewegung durch seinen Körper, ließ ihn erzittern, als ob er unter Strom stehen würde, und plötzlich ging alles unheimlich schnell.
    Das Messer, beidhändig geführt, schnellte in einem schwungvollen Bogen empor, hoch über den Kopf des Priesters.
    Das Summen der Kuttenträger erreichte nun seinen Höhepunkt.
    Das Wasser in Ufernähe begann zu brodeln.
    Und der Priester machte sich bereit, den Opferdolch in den Körper des wehrlosen Mädchens vor sich zu stoßen…
    ***
    Zamorra wartete bis zur letzten Sekunde, bevor er den Blaster betätigte. Ein gleißender Lichtblitz zerschnitt mit lautem Zischen die Nacht.
    Zamorra hatte nicht auf den Priester gezielt, aber ganz in dessen Nähe, und dort schlug der Laserstrahl auch in den Boden. Heißer Sand spritzte auf, Meerwasser verdampfte, und der Priester wirbelte aufkeuchend herum, sein Dolch fiel ihm vor Überraschung und Erschrecken aus den Händen.
    Das Summen der Kuttenträger verstummte so abrupt, als hätte man ein Tondbandgerät abgeschaltet.
    Stille breitete sich über die Bucht aus.
    Unheilschwangere, erwartungsvolle Stille, in der nur das beständig anschwellende Blubbern störte, das den Ozean in Ufernähe in aufgewühltes, wild schäumendes Wasser verwandelte.
    Zamorra sprang auf, die Waffe noch im Anschlag und auf die Kuttenträger gerichtet. Er hoffte, daß die Drohung ausreichen würde, so daß er nicht noch mal schießen mußte.
    Die Köpfe der um den Opferstein versammelten Männer wirbelten zu ihm herum. Verwirrung lag in den Augen der Kuttenträger, als Zamorra sich ihnen langsam, mit behutsamen Schritten, näherte. Ihnen war anzusehen, daß sie so etwas noch nie erlebt hatten. Ein leises Raunen und Tuscheln ging durch die Runde.
    Der Hohepriester aber funkelte Zamorra unter seiner Kapuze her zornig an. »Wer bist du, daß du es wagst, das geheiligte Ritual der Brüder der Tiefe zu stören?« grollte der Inder in akzentbehaftetem Englisch. Offensichtlich hatte er Zamorra an der Kleidung als Europäer erkannt.
    »Brüder der Tiefe?« wiederholte Zamorra. »Ist das hier so ’ne Art Tauchlehrgang?« Er näherte

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