Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe

0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe

Titel: 0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kasprzak
Vom Netzwerk:
Agbar Nabob aus den Tiefen des Meeres zurück«, antwortete Gond. »Immer, wenn der Mond voll ist, so verlangen es die Priester, müssen wir ihm huldigen. Drei Nächte hintereinander. Dann wird er irgendwann wieder befriedet ins Meer zurückkehren. Ansonsten aber kommen die Plagen wieder über unser Dorf.«
    Zamorra atmete tief durch. In seiner Magengegend machte sich ein Gefühl breit, als hätte er einen Betonklotz verschluckt. Seine Gedanken rasten.
    Er überlegte, ob er Gond noch irgend etwas fragen sollte. Aber er hatte schon alles gehört, was er wissen mußte…
    Er ließ den Inder los, der ihn jetzt neugierig musterte.
    »Sie wissen, daß Sie tot sind, wenn Sie versuchen, etwas gegen die Sikhs zu unternehmen«, sagte Gond.
    »Ich weiß, daß die Sikhs grausam und gnadenlos sind«, erwiderte Zamorra. »Es wäre also auch besser für Sie, wenn niemand erfährt, daß dieses Gespräch stattgefunden hat.«
    Der Inder nickte. »Ja, das wäre es bestimmt. Warum sollte ich auch jemandem davon erzählen? Ich kenne euch Europäer. Du und deine Begleiterin, ihr werdet direkt in euer Verderben laufen.«
    Damit bestätigte er nur, was sich Zamorra bereits gedacht hatte. Gond hatte seine Vorurteile gegen Europäer, er glaubte genau zu wissen, wie Zamorra und Nicole reagieren würden. Umso besser, denn dann würde er Zamorra und Nicole nicht sofort diese Meuchelmörder aus dem Tempel auf den Hals hetzen, und sie hätten ein klein wenig freie Hand.
    Wenn auch nicht viel.
    »Ihr werdet sterben«, orakelte der Inder düster. »Und niemand kann das mehr verhindern…«
    ***
    »Und?« fragte Nicole neugierig, als sie Zamorra auf sein Klopfen hin die Zimmertür geöffnet hatte. »Hast du was herausgefunden?«
    Zamorra ging an ihr vorbei, ließ sich aufs Bett sinken und nickte. »Mehr, als mir lieb ist«, sagte er. Dann wiederholte er mit knappen Worten, was er soeben von Gond erfahren hatte.
    Nicole schwieg einen Moment lang. Sie konnte es kaum fassen.
    Menschen, junge Fraüen, wurden hier brutal und sinnlos dahingemordet - für einen Fisch-Dämon, den es vielleicht nicht mal gab! Denn Merlins Stern hatte bei dem Opferstein keine schwarzmagische Strahlung feststellen können, also war anzunehmen, daß der Dämon nur eine Erfindung der Sikhs war, damit man ihnen Opfer zuführte für ihre grausamen Rituale.
    Es war einfach unglaublich…
    Warum sollte der Dämon auch nach einem knappen Jahrtausend plötzlich wieder hier auftauchen? Sicher, viele Dämonen dachten in anderen Zeitkategorien, vielleicht war dieser hier durch die Menschenopfer ein Jahrtausend lang befriedet gewesen. Vielleicht hatte er es auch nur alle tausend Jahre nötig, seine Kraft durch Menschenopfer zu erneuern. Aber ungewöhnlich war das schon…
    Zamorra lehnte sich mit dem Rücken gegen das Kopfende des Betts, die Arme vor der Brust verschränkt. Ihm war klar, daß sie den armen Seelen, die Agbar Nabob bereits geopfert worden waren, nicht mehr helfen konnten. Das lag leider nicht in ihrer Macht.
    Doch sie konnten sich den mörderischen Sikhs in den Weg stellen. Um zu verhindern, daß es noch mehr Tote und Trauernde gab.
    Als Nicole ihn nach einer Weile fragte, was sie jetzt tun sollten, sagte er nur: »Wir warten.«
    »Worauf?« wollte Nicole wissen.
    »Darauf, daß es dunkel wird«, entgegnete Zamorra. »Gond hat gesagt, daß Agbar Nabob bei jedem Vollmond ein Opfer verlangt. Gestern war der Mond in diesem Monat zum ersten Mal voll. Heute wird er es wieder sein. Und morgen noch mal.«
    Nicole sah ihn fragend an. »Was hast du vor?«
    Zamorra hob die Schultern. »Was schon?« sagte er. »Diesem Grauen ein Ende machen.«
    ***
    Die Stunden bis zur Dämmerung krochen dahin wie Schnecken mit Muskelschwund. Die Zeiger von Zamorras Armbanduhr bewegten sich wie in Zeitlupe.
    Zamorra und Nicole verbrachten die endlose Warterei mit Schachspielen. Sie hatten das Plastikbrett mit den grellbunten Figuren auf dem Basar in Delhi gekauft, um es Fooly, dem kleinen Jungdrachen, zu schenken, der daheim in Frankreich auf Château Montagne geblieben war, als sie vor einigen Wochen aufbrachen, um den Sauroiden Charr Takkar zu suchen. Als sich der britischkönigliche Geisterjäger Christopher Sparks vor Monaten auf Zamorras Loire-Schloß hatte blicken lassen, hatte sich gezeigt, daß Fooly ein nicht nur begeisterter, sondern auch überaus talentierter Schachspieler war. [3]
    Normalerweise war Zamorra ein eindeutig besserer Spieler als Nicole, weil er oftmals geduldiger war als sie.

Weitere Kostenlose Bücher