0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe
sich den Kuttenträgern bis auf ungefähr zehn Schritte, blieb dann stehen. Nicole Duval, ebenfalls mit ihrem Dynastie-Blaster in der Hand, gesellte sich zu ihm.
Der Sikh-Führer musterte sie nacheinander mit verachtendem Blick. »Aligarth Pradesh«, sagte er mit düsterer Stimme. »Ihr hättet dort bleiben sollen, wo ihr hergekommen seid! Jetzt ist es zu spät für euch, Ungläubige! Ihr habt das Ritual gestört! Für diesen unverzeihlichen Frevel müßt ihr bezahlen!«
Der Mann wandte sich an seine Begleiter, gab ihnen einen Wink, und Bewegung kam in die Sikhs. Sie gaben den Kreis auf, in dem sie noch immer gestanden hatten, und näherten sich den beiden Störenfrieden, die es wagten, ihnen in die Quere zu kommen. Auf ihren braunen, ledrigen Gesichtern lag ein Ausdruck kalter, grimmiger Entschlossenheit, und die Messer, die mit einem Mal in ihren Händen lagen, verliehen dieser Entschlossenheit noch bedrohlichen Nachdruck.
Es bestand kein Zweifel, was die Männer damit vorhatten.
Sie wollten Zamorra und Nicole töten!
Während die Inder mit gezückten Klingen näherkamen, wichen der Parapsychologe und seine Gef ährtin rückwärts nach hinten aus, Schritt für Schritt. Keiner von ihnen hatte einen Blick übrig für den Ozean, der nach wie vor brodelte und blubberte, als würde das Wasser von einem unsichtbaren Tauchsieder zum Kochen gebracht. Ebenso bemerkte niemand das phosphoreszierende Leuchten, das die schäumenden schwarzen Fluten von unten erhellte…
Der Priester, der seinen Untergebenen das Angriffssignal gegeben hatte, blieb als einziger bei dem Opferstein stehen und schenkte Zamorra und Nicole ein spöttisches Grinsen, während sich die nackte, junge Frau auf dem Stein allmählich wieder zu regen begann. »Agbar Nabob wird heute nacht sehr zufrieden mit uns sein«, rief der Priester, und seine Stimme war voller Hohn und Verachtung. »Weil er heute statt eines Opfers derer drei erhalten wird!«
***
Die Inder näherten sich Zamorra und seiner Gefährtin wie eine düstere Wand aus Menschenleibern. Keiner von ihnen sagte ein Wort, doch die Messer, deren Klingen drohend in die Richtung der beiden Dämonenjäger zeigten, sprachen Bände.
Diese Männer wollten Blut sehen!
Zamorras Blut!
Nicoles Blut!
Und sie würden nicht eher aufgeben, bevor sie hatten, was sie wollten! Sie hatten von ihrem Anführer den Befehl erhalten, die beiden Unwürdigen zu töten, damit sie Agbar Nabob geopfert werden konnten, und genau das würden sie tun.
Um jeden Preis!
Zamorra und Nicole wußten das, doch sie mußten Ruhe bewahren. Nur dann hatten die eine Chance, mit heiler Haut zu entkommen. Ohne mit den Strahlwaffen ein Massaker zu veranstalten…
»Blaster auf Betäubung stellen«, flüsterte Zamorra seiner Gefährtin zu. Er wollte die Männer nicht töten - sie für eine Weile aus dem Verkehr zu ziehen, das reichte voll und ganz.
Er betätigte mit dem Daumen einen Schalter an der Waffe und stellte sie so von Lasermodus auf »Betäubung«.
Nicole tat es ihm gleich.
Zamorra hob die Mündung der Waffe ein wenig an. Er wußte nicht, ob es ihnen gelingen würde, gegen diese Übermacht anzukommen, aber sie mußten es zumindest versuchen.
Zehn gegen zwei.
So was nennt man nicht unbedingt fair…
Die Kuttenträger trieben Zamorra und Nicole weiter zurück. Einige von ihnen ließen die Klingen ihrer Messer leise pfeifend durch die Luft sausen, um ihre Gegner einzuschüchtern. Unter ihren Kutten war nun nur noch das dunkle Glitzern ihrer Augen im Mondlicht zu sehen; es verriet ihre Wut und ihren Haß.
Als die Felsen jetzt direkt hinter den beiden Dämonenjägern in die Höhe wuchsen und sie nicht weiter zurückweichen konnten, blieben die Sikhs plötzlich stehen. Wie auf einen unhörbaren Befehl hin.
Zamorra und Nicole wechselten einen Seitenblick.
Was hatte das zu bedeuten?
Worauf warteten die Kuttenträger?
Nicole und Zamorra erfuhren es einen Moment später. Der Priester am Opferstein gab mit fester, donnernder Stimme das Kommando zum Zuschlägen, und die Sikhs stürmten mit gezückten Dolchen vor, um die beiden Ungläubigen im Namen von Agbar Nabob zu töten.
Der Tanz begann!
Zamorra und Nicole eröffneten das Feuer. Blauweiße und sich verästelnde Blitze, in der dunklen Nacht so grell, daß die Kuttenmänner für eine Sekunde geblendet wurden, zuckten auf, begleitet von elektrischem Knistern, Knacken und Fauchen.
Zwei der Messerhelden wurden getroffen, sie stürzten paralysiert zu Boden. Heftig zitternd
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