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059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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dem rot schimmernden Korallenpflaster lagen. »Es wird Zeit, dass hier endlich wieder Ruhe einkehrt.«
    Der Hydrit an seiner Seite, ein kräftiger Bursche mit grün schimmerndem Kamm und breiten Schmuckbändern über dem Bizeps, nickte zustimmend. Faw'n gehörte wie Joshna zur Stadtwache, die für sämtliche Belange der Sicherheit verantwortlich war. Gemeinsam hatten sie schon manche Streife über und unter Wasser absolviert, um Eindringlinge aus dem Territorium zu verjagen, bevor sie der friedlichen Gemeinschaft von Sub'Sisco gefährlich werden konnten.
    Dass sie im Falle von Maddrax, Aiko und Aruula versagt hatten, wurmte sie noch immer.
    »Die Steppenreiter wären nie hierher gelangt, wenn Qu'rog meine Vorschläge angenommen hätte«, haderte Joshna mit den Ereignissen der vergangenen Tage. »Wir hätten dieses dubiose Trio verscheuchen sollen, wie all die anderen. Fremde bringen nur Unglück über unsere Stadt, egal ob dieser Maddrax wie ein Hydrit sprechen kann oder nicht.«
    Faw'n stellte sich an Rayys Füßen auf, bereit, den Barbaren in die wartende Gondel zu verfrachten. Statt zuzupacken, fragte er jedoch: »Kann es sein, dass du nur ein wenig neidisch bist?«
    »Was?« Joshna war wie vom Donner gerührt. »Meinst du das im Ernst?« Einige der Schaulustigen reckten bereits die Hälse, deshalb dämpfte er seine Stimme, bevor er fortfuhr:
    »Ich sorge mich um die Sicherheit unserer Bürger, und du unterstellst mir niedere Motive?«
    Der Hydrit hob abwehrend die platten Flossenhände, um das aufbrausende Temperament des Kameraden zu dämpfen. Seine Atmungslappen, die wie bizarre Ohren aussahen, vibrierten in schnellem Takt. Ein Zeichen für die eigene Aufregung. Die Ereignisse der letzten Zyklen waren an keinem spurlos vorbei gegangen.
    »Ich verstehe nur nicht, warum du ständig auf den Fremden herumhackst«, erklärte er endlich. »Schließlich haben sie ihr Leben riskiert, um die Mendriten zu retten. Und dass uns die Steppenreiter entwischt sind, ist unsere eigene Schuld. So etwas darf nie wieder passieren.«
    »Das war die Schuld dieser Nosfera, die Maddrax und seine Freunde gerettet haben«, ereiferte sich Joshna. »Hätten sie das Weib sterben lassen, wäre das alles nicht passiert.«
    Dabei deutete er auf die Barbaren zu seinen Füßen, die mit einem starken Sedativ betäubt worden waren, damit sie die Reise in den Transportröhren verschliefen.
    Faw'ns zustimmende Worte blieben allerdings aus. Statt dessen sah ihn der Hydrit nur aus seinen halbkugelförmigen Augen an und schüttelte traurig den Kopf. Joshna biss sich auf die Lippen, als ihm dämmerte, dass er mit seinen Worten gehörig übers Ziel hinausgeschossen war. In der Stadtwache hielten ihn sowieso schon viele für übereifrig, da durfte er es sich nicht auch noch mit seinem besten Freund verscherzen.
    Zum Glück rückten bereits die nächsten Hydriten an, um auch Skurog in die Gondel zu verfrachten. Für lange Gespräche war keine Zeit mehr. Eine undeutliche Entschuldigung vor sich hin murmelnd, packte Joshna den Barbaren zu ihren Füßen und stemmte ihn zusammen mit Faw'n in die Höhe. Unter dem Beifall einiger Zuschauer schleppten sie Rayy zu der offenen Halbkugel, die den Stationseingang überdachte.
    Keuchend ging es eine schräg abfallende Rampe hinab.
    Die hohe Luftfeuchtigkeit, die nötig war, um den Hydriten einen dauerhaften Aufenthalt im Trockenen zu gestatten, belastete Joshnas Kreislauf. Dicke Schweißperlen traten auf seine Stirn, während sie die unterirdische Sphäre erreichten, die den Endpunkt der Transportröhre Sub'Sisco bildete: Qytor. In einem geschlossenen Becken schwammen die Gondeln, milchige Kugeln, die wie aufgedunsene Riesenquallen wirkten. Ihre äußeren Abmessungen entsprachen exakt dem Durchmesser der Transportröhren, die tief unter dem Meeresboden entlang führten, um die weit auseinander liegenden Hydriten-Städte miteinander zu verbinden.
    Drei der bionetisch erzeugten Gondeln waren bereits mit Barbaren und Wächtern beladen, eine vierte schwankte noch unter der offenen Zustiegsklappe. Joshna und Faw'n schoben Rayy mit den Füßen voran durch die Luke und hielten ihn solange an den Schultern fest, bis er unten in Empfang genommen wurde. Im Inneren der wabbelnden Masse befand sich ein bequemer Hohlraum, in dem bis zu acht Passagiere Platz fanden.
    Drei bis an die Zähne bewaffnete Wächter auf fünf bewusstlose Barbaren – das musste genügen. Rayy wurde von Ano'gar und Vor'tex auf einer der sitzähnlichen

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