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059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Steppenreiter nicht mehr gefährlich werden.«
    »Eine gerechte Strafe«, gestand Matt ein. »Vergesst übrigens nicht die Frekkeuscher, die Skurogs Clan im ehemaligen Berkeley versteckt hat. Und schickt so schnell wie möglich Männer und Frauen mit Werkzeug zu uns.« Er warf einen besorgten Blick in den Höhleneingang, aus dem immer noch Staubwolken hervorquollen. »Wenn wir Aikos Leben retten wollen, ist jede Sekunde kostbar.«
    ***
    Die Dunkelheit umschloss Aiko wie hautenges Gespinst, das alle Bewegungen hemmte.
    Nur die Dunkelheit? Oder sind es die Felsen, unter denen ich begraben bin? Ein beängstigender Gedanke, der Aikos Puls beschleunigte. Er versuchte die Beine, von denen ein unangenehmes Pochen ausging, anzuwinkeln, doch vergeblich. Sie steckten fest.
    Da sich der Brustkorb spürbar hob und senkte, konnte er aber nicht völlig verschüttet sein. Mit einem Ruck befreite er die Arme aus der Umklammerung, die er zuvor verspürt hatte. Geröll kullerte zur Seite, sonst blieb alles ruhig. Ab dem Bauchnabel aufwärts lag er halbwegs im Freien.
    Seine Hände tasteten die Hüfte hinab bis zu den Oberschenkeln. Die Fingerkuppen tauchten in etwas Feuchtes, Klebriges. Brennender Schmerz schoss seine Nervenbahnen empor. Eine Fleischwunde, mindestens. Vorsichtig tastete er über den Rand der Blessur.
    Der Taucheranzug wies einen fünfzehn Zentimeter langen Riss auf, zwischen dessen hochgewölbten Kanten es klebrig hervorquoll.
    »Du blutest!«
    Aiko drehte den Kopf in Richtung der Stimme.
    Aktiviere Thermomodus. Das kybernetisches Implantat setzte den Gedanken sofort in Steuerimpulse um. Eine Sekunde später wurde die allgegenwärtige Schwärze vor seinen Augen mit einem groben Raster unterlegt. Eine menschliche Silhouette hob sich dunkelblau hervor, nur Hände und Kopf schimmerten Orange. Typisch für das Wärmebild einer Person, die feste Lederkleidung trug.
    Die Nosfera.
    »Kannst du die Wunde im Dunkeln sehen«, fragte er, »oder meldet sich lediglich dein Magen?«
    »Ich kann das Blut riechen«, bestätigte Blair.
    Die orangenen Flecke gerieten in Bewegung. Während die Hände über den Boden tapsten, schien ihr Kopf in der Luft zu schweben. Sie kam auf allen Vieren herangekrochen.
    »Ich habe noch dein Heilmittel«, erklärte Blair, während sie sich an seinem Bein zu schaffen machte. Aiko spürte ihre dürren Finger, die wie Spinnenbeine auf seinem Oberschenkel umher tippelten. Er stellte sich darauf ein, dass die Nosfera jeden Augenblick über die Blutung herfiel, doch entweder hatte sie keinen Hunger oder bevorzugte einen anderen Rhesusfaktor, denn sie beließ es bei der groben Untersuchung.
    »Du steckst bis zu den Knien im Geröll«, erklärte sie. »Soll ich versuchen, dich herauszuziehen?«
    »Haben wir dafür genug Platz?«
    »Ja, bis zur Rückwand sind es gut fünf Schritte.« Blair schwieg eine Weile, als ob sie auf seine Anweisung warten würde. In Wirklichkeit kämpfte sie mit einer Frage, die sie nach mehreren Anläufen endlich über die Lippen brachte: »Warum hast du mich gerettet?«
    Aikos Lippen verzogen sich zu einem gequälten Grinsen, das ihr hoffentlich verborgen blieb. »Weil ich ein Statikgenie bin. Meine Berechnungen haben ergeben, dass sich ein Hohlraum bilden wird, in dem wir überleben können.«
    Die Nosfera konnte mit Begriffen wie Mathematik und Statik nicht viel anfangen, aber sie hatte schon genügend Aufschneider kennengelernt, um unverständlichen Erklärungen zu misstrauen. »Stimmt das auch wirklich?«, fragte sie argwöhnisch.
    Aiko lachte. »Nein, ich habe einfach nur gehofft, dass alles gut geht. Und siehe da, es hat geklappt.«
    Wenn er das Wärmebild richtig deutete, musste die Nosfera über seine Worte lächeln.
    »Du bist ein komischer Mann«, sagte sie. »Ganz anders als die Steppenreiter.«
    »Viele Menschen leben anders als diese Barbaren«, antwortete Aiko, bevor er von anderen Nosfera erzählte, die er in El'ay gesehen hatte. Blair mochte kaum glauben, dass Angehörige ihres Volkes in der Stadt lebten, ohne sofort vertrieben zu werden. Während sie seine Blutung mit dem Regenerationsgel stillte, vertraute sie ihm an, warum sie Topi'ko geholfen hatte.
    »Er hat Rayy mit seinen vorlauten Sprüchen zur Weißglut gebracht«, kicherte Blair, »das hat mir gefallen. Außerdem…«, ihre Stimme begann plötzlich zu zittern, »hat er gesagt, ich dürfte in seiner Stadt wohnen. Das hat mir vorher noch niemand angeboten.«
    »Die Hydriten werden sich bestimmt erkenntlich

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