Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Menschen nehmen, können wir ihre Entwicklung in friedliche Bahnen lenken. Wenn die Hydriten warten, bis sie wieder U-Boote besitzen, ist es zu spät. Dann steht erneut ein Rückzug in die lichtlosen Tiefen bevor, und das kann niemand ernsthaft wollen.«
    »Aber eure Annäherung an die Küste birgt Gefahren«, gab Matt zu bedenken. »Der Angriff der Steppenreiter hat es bewiesen.«
    »Was nutzt Sicherheit, die auf ständigem Rückzug basiert?«, beharrte der alte Wissenschaftler.
    »Manchmal muss man eben Risiken eingehen, um Freiheit zu erlangen. Als wir unseren Pakt mit den Fischern von Mont Reyy schlossen, hat auch niemand gewusst, wohin die Reise geht, und nun sieh dir an, was aus Sub'Sisco geworden ist! Eine blühende Gemeinschaft, in der Menschen und Hydriten friedlich zusammen leben.«
    In seinem greisem Gesicht leuchtete ein jugendliches Feuer, als er von seinen Visionen sprach, mit denen er eine Jahrtausende währende Tradition beenden wollte. Matt nickte beeindruckt. Die vorgebrachten Pläne imponierten ihm, obwohl er Rie'vels Enthusiasmus nicht völlig teilte.
    Der greise Wissenschaftler erinnerte ihn zu sehr an einen anderen Hydriten, der von einer Armbrust niedergestreckt worden war, weil er die Freundschaft der-Menschen gesucht hatte. Matt würde nie den Moment vergessen, als Quart'ol in seinen Armen starb… auch wenn der Geist des Seelenwanderers erhalten blieb, wie sich später herausstellte. [5]
    »Und euer Experiment«, Matt deutete auf die Fischmenschen im Tank, »soll andere Hydriten-Städte dazu bewegen, den Schritt an die Küste zu wagen?«
    »Genau!« Rie'vel winkte seinen Gästen, ihm zu folgen. Mit weit ausholenden Gesten deutete er auf die Mendriten, wie ein stolzer Vater, der seine Kinder präsentierte. »Sie werden unsere Botschafter sein, die zwischen Wasser- und Landstädten pendeln, um das gegenseitige Verständnis zu fördern!«
    Oder zu Ausgestoßenen werden, denen überall Misstrauen entgegenschlägt, fügte Matt im Stillen hinzu. Dass die Mischwesen zwischen allen kulturellen Stühlen landen könnten, schien Rie'vel gar nicht in Betracht zu ziehen. Vermutlich, weil ihm der Gedanke fremd war, jemanden wegen seiner Andersartigkeit abzulehnen. Andere Hydriten hatten da mehr Vorbehalte, und was die Menschen dieses Zeitalters anging, nun, da fürchtete Matt noch weitaus Schlimmeres. Aber der Pilot wollte die guten Absichten, für die ganz Sub'Sisco Pate stand, nicht durch seinen Pessimismus kaputt reden.
    Außerdem beschäftigte ihn viel stärker, warum die Mendriten so still vor sich hin dämmerten, statt von den Besuchern Notiz zu nehmen. Nur Topi'ko raffte sich dazu auf, mit der Hand zu winken. Der Gruß galt Blair, die ihn zaghaft erwiderte.
    »Was ist denn mit den Kindern los?«, fragte Matt gerade heraus. »In der Höhle waren sie noch putzmunter.«
    Rie'vels Haltung fiel schlagartig in sich zusammen. Plötzlich war er wieder der betagte Greis, den sie beim Eintreten gesehen hatten.
    »Ich weiß es nicht genau«, gestand er. »Sie leiden unter Mineralmangel und akuter Erschöpfung, aber die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen.«
    Und noch etwas kleinlauter: »Nach ihrer Rückkehr sind sie mir leider aus dem Labor entwischt. Ein sicheres Zeichen, dass es ihnen zu diesem Zeitpunkt noch gut ging. Als sie später von den Wachen aufgefunden wurden, lagen sie entkräftet in den Straßen der Nordwestsphäre. Ich nehme an, dass der Schock über ihre Entführung nachwirkt, obwohl das nicht die Mangelerscheinungen erklärt.«
    Besorgt scharten sich Menschen und Hydriten vor der durchsichtigen Scheibe, die sie von den abgetauchten Kindern trennte. Ul'ia erkundigte sich nach den genauen Werten, die ihr Rie'vel bereitwillig mitteilte. Außerdem versicherte er, dass der Aufenthalt im Wasser zur schnellen Regeneration der Mendriten beitrug. »Ihre wahre Heimat ist eben doch das Meer«, schloss er, als ob es ihn mit Stolz erfüllte, dass der hydritische Anteil ein wenig überwog.
    »Welches von den Kindern ist eures?«, wandte sich Aruula an Ul'ia und Clay. Die Barbarin hatte nicht ganz verstanden, was es mit dem Klonen auf sich hatte. Wie auch? Matts Besuch in Hykton hatte sie nicht miterlebt. Damals waren sie durch widrige Umstände voneinander getrennt gewesen.
    Der Flossenkamm der OBERSTEN lief von der Stirn bis zum Nacken dunkelgrün an, und auch ihr Gefährte wurde ein Spur dunkler im Gesicht. Ohne es zu wollen, hatte Aruula einen wunden Punkt angesprochen. Ul'ia fand als Erste die

Weitere Kostenlose Bücher