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059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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verbürgt, weil sie Topi'ko und die anderen Mendriten vor Misshandlungen bewahrt hat. Wenn sie sich auf Waffen durchsuchen lässt, darf sie im Hydrosseum bleiben. Allerdings teile ich ihr Joshna als ständigen Begleiter zu.«
    Geschickt eingefädelt! Matt musste ein Lächeln unterdrücken. Auf diese Weise hing auch Aiko ein Schatten an, ohne dass sich der Japaner dessen bewusst wurde. Ul'ia war eine echte Politikerin.
    Schweigend legte Blair vier Dolche ab, die sie in beiden Stiefelschächten und unter den Achseln verborgen hatte. Joshna tastete sie danach am ganzen Körper ab, konnte aber nichts weiter finden. Wie erwartet, hielt sich die Nosfera danach weiter in Aikos Schatten, ohne eigene Wünsche zu bekunden. Eine echte Überlebenskünstlerin, die gelernt hatte, dass unauffälliges Verhalten manchmal die beste Strategie war.
    Gemeinsam ging es in ein großes Laboratorium, dessen Einrichtung Matt an die Klon-Kammer in Hykton erinnerte. Auch hier wimmelte es von zylinderförmigen Behältern, in denen Embryonen in typischer Fötushaltung schwammen. Statt Kopien von hydritischen Seelenwandern wuchsen in der milchigen Nährlösung aber grauhäutige Wesen mit deutlich menschlichen Gesichtszügen heran.
    Das war also die Geburtsstätte der Mendriten!
    Die Mitte des Raumes wurde von einem gläsernen Tank beherrscht, in dem Topi'ko und seine Geschwister beinahe apathisch auf und ab schwebten. Quallen und Dornenwelze, die das Becken mit ihnen teilten, zirkelten in engen Windungen umher und tasteten jeden Quadratzentimeter ihrer grauen Delfinhaut ab. Farbwechsel an Dornen oder Quallen zeigten jede messbare Veränderung an.
    Ein Hydrit vor dem Bassin studierte eifrig die Ergebnisse. Der gebeugte Rücken zeugte von der Last der Jahre, die er zu tragen hatte. Seine Schuppen besaßen einen Stich ins Gräuliche, und die Atmungslappen standen wie weißen Quasten vom Hals ab, doch in seinen Halbkugelaugen glitzerte pure Lebensfreude, als er sich den hereinströmenden Gästen zuwandte.
    »OBERSTE!«, rief er erfreut. »Ihr beehrt mich mit eurem Besuch? Welch Glanz in meiner trockenen Grotte!«
    Mit schnellen Schritten, die ihm, angesichts des Alters, nicht ohne weiteres zuzutrauen waren, stürmte er heran. Seine Flossenhände streckten sich jedoch nicht Ul'ia, sondern Matt entgegen. »Der Kiemenmensch von Hykton!« Seine Stimme schwankte ergriffen.
    »Jetzt, wo die Heimlichtuerei ein Ende hat, können wir uns endlich begrüßen. Ich habe viele Fragen an Sie, junger Mann.«
    Die OBERSTE schien der Affront nicht weiter zu stören. »Darf ich euch Klon-Meister Rie'vel vorstellen?«, fragte sie Matt und seine Freunde. »Einer der brillantesten Wissenschaftler des Posedis, dem ich, ganz nebenbei, all mein Wissen zu verdanken habe. Leider kann er sich nicht damit abfinden, dass er inzwischen manchmal auf meine Anweisungen hören muss.«
    Rie'vel brach in hektische Klacklaute aus, die wohl ein Lachen darstellten. »So ein Unsinn«, konterte er belustigt. »Als ob Ul'ia jemals auf mich gehört hätte. Wage dich nicht zu nahe an die Türme, habe ich damals befohlen. Und was macht sie? Bringt eine Decke zum Einsturz und lasst sich auch noch von einem Menschen befreien. Hat man schon so etwas gehört? Eine tauchende Landtaratze, die einem Hydriten helfen muss!«
    Ul'ias Flossenkamm lief bei diesen Worten grün an. Dass ihr alter Mentor solche Jugendsünden ausplauderte, passte ihr gar nicht.
    »Klon-Meister?«, lenkte Matt das Gespräch in ernstere Fahrwasser. »Ihr nutzt hier also die gleiche Technik wie für die Quan'rill?«
    Rie'vel wurde übergangslos völlig ernst. »Richtig«, bestätigte er. »Früher habe ich so manchem Seelenwanderer zu seinem neuen Körper verholten, aber inzwischen dient meine Forschung einem höheren Ziel. Der Schaffung eines Bindeglieds zwischen Menschen und Hydriten, das zur Verständigung beider Völker dienen soll.«
    Rie'vels Stimme gewann an Volumen, als würde er eine flammende Rede halten. »Ich gebe zu, dieses Experiment ist ein Wagnis, aber der Nutzen, den wir damit erzielen können, ist das Risiko wert. Wenn unsere Mendriten alt genug sind, um andere Posedis -Städte zu besuchen, werden die Widerstände gegen unsere Oberflächenkontakte rasch zusammenbrechen. Ich bin überzeugt, dass die Zeit reif ist, das Versteckspiel aufzugeben.« Rie - vels Rücken richtete sich bei jedem Wort weiter auf. »Mein Volk muss lernen, mit den Menschen zu leben, bevor es zu spät ist. Nur wenn wir Einfluss auf die

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