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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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die neugierigen Zeitungsschreiber in allen Tonarten. In alle Dinge, die keinen Menschen etwas angingen, steckten die Reporter ihre Nasen.
    »Verdammt noch einmal, zu schlimm«, sagte er endlich. »Wir haben auch gar keine Zeit mehr, einen anderen Strohmann zu finden, der die Rolle meines Sohnes übernehmen könnte.«
    »Was soll denn nun werden?« fragte sein Direktor.
    Burnstid riß sich gewaltsam zusammen.
    »Mein Teilhaber, Mr. Cowan, hat schon ein Plänchen gefaßt«, sagte er. »Ich halte seine Idee für gut. Haben Sie schon einmal etwas vom Preller gehört?«
    »Vom Preller?« Stevens lächelte. »Davon gibt es doch sicherlich mehr als einen.«
    »Quatsch. Ich meine den wirklichen, den berühmten Preller! Vor einigen Tagen erst stand etwas über ihn in der Zeitung. Er hat einen Ganoven in London um die Früchte seiner Tätigkeit geprellt und ihm sein ganzes Banknotenbündel abgenommen.«
    »So was!« rief Stevens verwundert. »Wer ist er denn?«
    »Die Zeitungen meinen, er sei ein ehemaliger Offizier, der das Geld leicht verdienen möchte. Seine Opfer sind die Ganoven. Eigentlich ist das sehr moralisch«, setzte er pharisäerhaft hinzu.
    »Ich halte das Unternehmen dieses Prellers für sehr gut. Wenn jemand stiehlt, dann geschieht ihm ganz recht, wenn er wieder bestohlen wird.«
    »Was hat denn der Preller mit unserer Sache zu tun?« erkundigte sich Stevens.
    »Setzen Sie sich, und ich werde es Ihnen erzählen.« Nach kurzer Pause fuhr er fort: »Nehmen Sie an, daß Sie und ich das Geld nach der Ziehung persönlich nach London schaffen und daß es zwischen Folkestone und London geklaut wird. Natürlich vom Preller«, fügte er auf den fragenden Blick Stevens' hinzu.
    »Sie meinen, es wird gar nicht gestohlen, sondern wir geben nur vor, daß es geschehen sei?«
    »Richtig!« Burnstid schlug dem intelligenten Stevens enthusiastisch auf den Rücken: »Verdammt noch mal, Stevens, dumm sind Sie wirklich nicht. Wir sprengen also das Gerücht aus, daß uns der Preller das ganze Gewinngeld geklaut hat. Aber wir, meine Teilhaber und ich, lassen uns dadurch nicht beeinflussen; wir werden die Hälfte der Gewinne, die uns ja gestohlen sind, aus eigener Tasche bezahlen.«
    »Eine glänzende Idee«, erklärte der junge Mann voller Bewunderung. »Sie haben aber wirklich die Sache erfaßt.«
    »Dazu kommt noch, daß unser Angebot, die halben Gewinne aus eigener Tasche zu bezahlen, obwohl sie uns gestohlen worden sind, eine glänzende Reklame für unsere nächste Lotterie sein wird. Man wird unsere Ehrlichkeit bewundern, während wir doch rund fünfzigtausend Pfund allein an ersparten Prämien in der Tasche haben. Um jedem Verdacht die Spitze abzubrechen, werden wir die Presse einladen, zur Ziehung Berichterstatter zu senden.«
    »Ich habe einen Gedanken, Mr. Burnstid«, warf Stevens ein. »Damit alles so echt wie möglich aussieht, schlage ich vor, daß wir uns, während wir das Geld, das uns gestohlen werden soll, nach London überführen, von zwei Detektiven begleiten lassen. Ich kenne einen Mann, der eine Agentur betreibt, und bin sicher, daß er uns ein paar passende Leute besorgen könnte.«
    Burnstid war von diesem Vorschlag keineswegs entzückt. Er stimmte ihm erst nach langer Überlegung zu.
    Genau, wie sich die beiden die Dinge ausgemalt hatten, spielten sie sich später ab. Die Ziehung fand in Anwesenheit von Presseangehörigen statt. Zwei kräftige junge Londoner Detektive trafen rechtzeitig genug ein, um die beiden Geldtransporte, Burnstid und Stevens von Basel nach Boulogne zu begleiten.
    »Wir haben die Detektive kommen lassen«, erklärte Burnstid den Presseleuten, »um die Transportgefahren zu verringern.«
    Der Plan, den er mit Stevens vereinbart hatte, war einfach genug. In Folkestone sollte der Sack, der die Geldgewinne enthielt, einem der Teilhaber überreicht werden, der im Austausch hierfür Stevens einen Beutel mit alten Zeitungen einhändigen sollte. Der Teilhaber mit dem wirklichen Geld hatte sich per Auto so schnell wie möglich nach London zu begeben. Das Schiff würde in Folkestone gegen Abend bei Dunkelwerden eintreffen. Im Durcheinander der Landung konnte dann, trotz der Anwesenheit der Detektive, der Sack mit dem Zeitungspapier geraubt werden. Stevens übernahm die Aufgabe, diesen Raub so echt wie möglich zu inszenieren.
    Alles verlief programmäßig, mit einer einzigen Ausnahme. Einer der überwachenden Detektive wurde in Boulogne und auf der Überfahrt nach Folkestone so krank, daß er sofort

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