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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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verschweigen«, gab der andere zurück.
    »Los, machen Sie keinen Unsinn. Wie heißt sie?« Digle war ungeduldig geworden. »Wie heißt die Bank, die sowieso nicht mehr ganz sicher dasteht und außerdem noch um zweihunderttausend Pfund bestohlen wurde?«
    »Pollacks Privat-Bank!«
    Die Wirkung dieser Antwort war erstaunlich. Wie elektrisiert sprang Digle auf, sein gerötetes Gesicht wurde aschgrau.
    »W-a-s?« stotterte er. »Pollacks Bank? Wissen die Leute davon?«
    »Nein, nein, bis jetzt noch nicht, aber morgen früh werden sie es merken und, Gott weiß, was dann geschieht. Bankrott wird sie machen müssen. Ich möchte am liebsten hingehen und dem Direktor Bescheid geben. Sie können dann machen, was sie wollen.«
    »Das werden Sie schön bleiben lassen«, brüllte ihn Digle an. Er raste zum Pult, entnahm einem Fach ein Scheckbuch und riß seinen Hut vom Kleiderständer.
    »Warten Sie hier, bis ich wiederkomme«, rief er heftig. »Ich will Ihr Geld holen gehen.«
    Er eilte, so schnell ihn seine kurzen Beine zu tragen vermochten, die Treppe hinab und sprang in das erste Taxi, das ihm begegnete. Zwölf vor drei trat er durch die Drehtür in Pollacks Privat-Bank ein, ein Institut, das bisher alle finanziellen Stürme des Jahrhunderts überdauert hatte. Geradewegs zum Kassenschalter begab sich Digle.
    Der grauhaarige Kassierer begrüßte ihn mit einem Kopfnicken.
    »Wie hoch beläuft sich mein Guthaben?« fragte Digle mit einem Blick auf die Wanduhr.
    Nach wenigen Minuten gab ihm der Beamte die erbetene Auskunft:
    »Neunundsiebzigtausendachthundertzweiundvierzig Pfund, Sir.«
    Ohne ein Wort zu sprechen, füllte Digle einen Scheck aus und reichte ihn dem Kassierer. Dieser warf einen Blick darauf, ohne irgendwelche Überraschung zu verraten.
    »Sie wollen Ihr ganzes Guthaben abheben?« fragte er. »Damit wird Ihr Konto geschlossen sein, Sir.«
    Digle nickte nur. Was kümmerte es ihn, wenn sein Scheck ausbezahlt worden war, was aus der Bank wurde?
    Der Kassierer verließ den Schalter, und Digle wartete. Würde der Bankleiter kommen und ihn bitten, sein Geld auf der Bank zu belassen? Würde man überhaupt noch bezahlen können? Nichts dergleichen geschah. Der Kassierer zählte aus einer dicken Notentasche neunundsiebzig Stück Tausendpfundnoten ab, fügte noch einige kleine Banknoten hinzu, strich Mr. Digles Scheckunterschrift aus und widmete sich weiter seiner früheren Beschäftigung.
    Mit zitternder Hand steckte der Verleiher das Geld in seine Tasche. Es war genau zwei Minuten vor drei, als er durch die Drehtür auf die Straße trat. Kaum hatte er den Bürgersteig betreten, als ihn jemand am Arm berührte.
    »Ihr Name ist Digle, nicht wahr?« fragte der Unbekannte.
    »Ja, so heiße ich.«
    »Ich bin Kriminalinspektor Rause von Scotland Yard, Sir. Ich habe einen Haftbefehl gegen Sie wegen Urkundenfälschung. Der Antragsteller heißt Mary Sinclair, Witwe des Leutnants Edward Sinclair. Sie werden beschuldigt, den Namen des Toten unberechtigterweise unter einen Schuldtitel zu Ihren Gunsten gesetzt zu haben.«
    »Was soll das heißen?« Digle war entsetzt. »Diese Beschuldigung ist eine Niedertracht.«
    »Wollen Sie mir unauffällig folgen oder nicht?«
    »Gewiß werde ich kommen.«
    Die beiden stiegen in ein wartendes Taxi. Der Beamte setzte sich dem Gefangenen gegenüber.
    »Strecken Sie Ihre Hände aus«, befahl er ihm.
    »Ich erhebe Einspruch ...« Ehe Digle noch den Satz beenden konnte, hatten sich um seine Gelenke Handschellen gelegt.
    »Wenn Sie eingeliefert werden, können Sie, soviel Sie wollen, protestieren«, meinte der Detektivinspektor lachend. »Ich erfülle nur meine Pflicht.« Er nahm ein Etui heraus und brannte sich eine Zigarette an. Auch seinem Gefangenen bot er eine an. Erst wollte sie Digle ausschlagen, nahm sie aber zuletzt doch.
    »Ja, ich verstehe«, gab er nun zu. »Das alles gehört ja bei Ihnen zur Tagesarbeit, nicht wahr? Sie werden aber bald sehen, daß Sie sich geirrt haben.«
    Der Beamte hielt ihm ein Streichholz an die Zigarette, und Digle schwelgte im Genuß des duftenden Rauches. Plötzlich glaubte er zu bemerken, daß der Zigarette ein merkwürdiger Geschmack anhaftete.
    »Was soll das heißen?« fragte er beklommen.
    »Das werden Sie bald wissen«, gab der andere ruhig zurück.
    Am selben Abend hörte ein Spaziergänger aus einem Gebüsch am Chisleholm Common ein Stöhnen dringen.
    Als er der Ursache nachging, stieß er auf einen alten Herrn, der mit verstörtem Gesichtsausdruck um sich

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