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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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starrte. Seine Handgelenke waren gefesselt, seine Taschen völlig leer.
    Nur langsam konnte man aus den verwirrten Aussagen des noch immer halb Betäubten klug werden. Aber um diese Zeit befanden sich der Preller - der aufgeregte junge Mann, der Digle im Büro aufgesucht hatte, um dem Bruder zur Flucht zu verhelfen - sowie der Taxichauffeur - Paul - bereits weit vom Schauplatz ihres letzten Streiches.

Mr. Limmerburgs Reinfall
    »Schön«, meinte Anthony. »Ich habe so etwas erwartet.«
    Paul nahm die Zeitung, die sein Freund hingelegt hatte, auf und runzelte die Stirn.
    »Seit wann bist du unter die Sportsleute gegangen, Anthony?« verwunderte er sich. »Hast du einen Tip gefunden?«
    »Ja und nein. Verzeihe die orakelhafte Antwort, Paul, aber wenn du die Schlußzeilen der letzten Spalte des ersten Blattes gelesen haben wirst, wird es dir klarwerden, was ich meine. Mr. Limmerburg ist vor den JockeyklubAusschuß geladen worden, um sich wegen einiger nicht ganz sauberer Manipulationen zu verantworten.«
    »Und?«
    »Das heißt, daß, wenn dies noch einmal geschieht, Michael Limmerburg keinen Rennplatz mehr beschicken darf. Das ist das einzige, wovor er sich fürchtet. Er hat Ehrgeiz, der junge Mann. Seine Frau trachtet danach, endlich einmal zur Gesellschaft von Maida Vale zugelassen zu werden; außerdem besuchen zwei seiner Jungen ein College, und auch er wird sein Lebensziel erst als erreicht betrachten, wenn er in der Politik soweit ist, daß er eines Tages geadelt wird.«
    »Wer ist denn dieser Michael Limmerburg eigentlich, Anthony?« erkundigte sich sein Freund. »Ich weiß natürlich, daß er einen Rennstall besitzt, aber das ist ja schließlich nicht gerade eine Empfehlung für ihn.«
    »Limmerburg«, erklärte der Preller, »ist der Besitzer der Firma Mackintosh & Grimstead, der größten Buchmacherfirma in England. Er hat außerdem unter anderen Firmierungen noch ein halbes Dutzend ähnlicher Betriebe. Endlich ist er der Mann, der unter der Maske eines Wohltäters diejenigen schert, die ja nach einem alten Sprichwort nicht alle werden.«
    »Sandy nennt das: ›Die Lämmlein scheren‹, nicht wahr?« warf Paul verständnisvoll ein.
    »So ist es. Er hat sein Vermögen dadurch erworben, daß er die Unwissenheit der reichen jungen Leute nach Kräften ausnutzte. Man sagt, er sei derjenige, der den jungen Sollson ruiniert hat, obwohl er ein Landsmann von ihm war. Der arme Teufel ist jedoch nur einer unter vielen anderen gewesen.«
    »Und was beabsichtigst du gegen ihn zu unternehmen? Willst du ihn von den Rennplätzen verweisen lassen?«
    »Nein«, gab der Preller nachdenklich zurück. »So grausam bin ich gar nicht. Aber bist du nicht auch der Ansicht, daß er zuviel Geld hat und daß der Tag gekommen ist, wo wir ihn ein wenig schröpfen könnten?«
    Paul nickte. Ohne dem tiefen Nachdenken seines Freundes weiterhin auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu widmen, fuhr er mit seinem Patiencespiel fort.
    »Kannst du ein Pferd von einem Esel unterscheiden, Paul?« unterbrach ihn plötzlich der Freund.
    »Ich schmeichle mir ...«, begann Paul.
    »Das brauchst du nicht erst zu erwähnen«, unterbrach ihn der Preller. »Scherz beiseite: Verstehst du etwas von Rennpferden?«
    »Ich glaube, doch«, erwiderte Paul ernst, aber um seine Lippen zuckte es verräterisch. »Vielleicht erinnerst du dich daran, daß mein alter Herr früher einen Rennstall besessen hat.«
    »Um so besser. Höre gut zu. Du sollst im Land herumreisen und Trainer besuchen, die etwas von einem guten Rennpferd wissen, das man unter der Hand kaufen könnte. Es soll ein wirklich gutes Pferd sein, wenn auch gerade kein Favorit. Der Preis ist Nebensache. Verstehst du, was ich haben will?«
    »Ja, ich glaube.«
    »Der Gaul muß imstande sein, in etwa Monatsfrist zu einem Rennen zugelassen zu werden. Bleibe bei diesen Nachforschungen mit mir in Fühlung, und ich glaube, ich kann dir allerhand Spaß versprechen.«
    Die Auskünfte, die der Preller seinem Freund Paul über Michael Limmerburg gegeben hatte, waren, wenn es darauf ankam, noch weit hinter den wirklichen Tatsachen zurückgeblieben. Limmerburg war das, was man in Rennkreisen als ›Schieber‹ zu bezeichnen pflegt.
    Der Mann war groß, ziemlich dick, doch immerhin von stattlichem Äußeren. Bekannt war sein Geschmack, der ihn stets die modernste und passendste Kleidung wählen ließ. Ruhig von Benehmen, offen jedem Menschen gegenüber, genoß dieser ›Buchmacher‹ in allen Kreisen ein Ansehen, wie

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