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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Uhr.«
    Anthony verließ das Haus nicht so ruhig, wie er es vor kurzer Zeit betreten hatte. Die Bereitwilligkeit Mrs. Yonkers, ihm den Betrag von zwanzigtausend Pfund zu bezahlen, beunruhigte ihn. Als er das Hotel erreichte, beriet er sich mit Paul, der ihn erwartet hatte.
    »Die ganze Sache ging viel zu glatt«, meinte er. »Sie hat noch irgendeinen Trumpf in der Hand.«
    »Ich glaube, in diesem besonderen Fall hast du es an Diplomatie fehlen lassen«, erklärte Paul mit leichtem Vorwurf. »Du entdeckst eine Erpresserbande, und statt ihr mit allen deinen Künsten zu Leibe zu rücken, eröffnest du den Angriff ohne jede Vorsichtsmaßregel. Hältst du Mrs. Yonker für so dumm, daß sie auf den ersten Anhieb klein beigibt?«
    Anthony schüttelte verneinend den Kopf.
    »Mit der Art Frauen, zu denen sie gehört, kannst du nur etwas auf direktem Wege erreichen, Paul«, gab er zu bedenken.
    »Der Aufbau ihrer Bande ist so vollkommen wie nur möglich. Ihr Aufklärungsdienst ist organisiert wie kein zweiter. Mich hat sie ja auch sofort erkannt. Auf welche Weise, entzieht sich natürlich meiner Kenntnis.«
    Nachdenklich schritt er im Zimmer auf und ab.
    »Diesmal habe ich eine Aufgabe«, fuhr er fort, »die anscheinend nicht so leicht zu lösen ist wie sonst. Milwaukee Meg, alias Mrs. Yonker, befaßt sich ja nicht nur mit Erpressungen, sondern hat auch mit der Seltzerbande zu tun.«
    »Wie kommst du auf diesen Gedanken?« fragte Paul überrascht. »Ich glaubte bisher, die Seltzerbande befasse sich nur mit Banknotenfälschungen und arbeite auf eigene Faust. Meiner Meinung nach würde Meg kaum so sorglos vorgehen, wenn das, was du vermutest, der Fall wäre. Die Polizei ist ja den Seltzers scharf auf den Fersen. Deshalb wolltest du ja auch mit jener Gesellschaft nichts zu tun haben, Anthony!«
    »Das stimmt«, gab der andere zu. »Du weißt, daß es zu meinen unverbrüchlichen Regeln gehört, niemals eine Bande zu neppen, hinter der die Polizei her ist. Es könnte mir sonst passieren, daß ich mit den Verfolgten zusammen ins Netz gerate. Nein, nein«, sagte er nachdenklich, »die Sache ging mir zu glatt. Macht euch fertig, heute abend zu rücken! Gib Sandy Bescheid, daß er mit dem großen Wolseley-Wagen an der Ecke des Fortman Square wartet. Du bleibst bei ihm und paßt auf, für den Fall, daß irgend etwas Unvorhergesehenes passiert. Ich werde meinen Revolver mitnehmen, sicher ist sicher.«
    Man ließ den Preller ohne weiteres bei Mrs. Yonker vor. Sie begrüßte ihn mit einem Lächeln. Bei seinem Eintritt erhob sie sich von der Chaiselongue, auf der sie gelegen hatte.
    »Nun?« Sie blickte an ihrem Besucher vorbei, und als er der Richtung ihrer Blicke folgte, sah er auf dem Tisch einen Stapel Banknoten liegen. »Dort liegt Ihr Raub, Sie -Gauner!«
    Anthony warf einen Blick auf die Bündel.
    »Hoffentlich sind es echte«, sagte er anzüglich.
    »Hatten Sie etwas anderes erwartet?«
    »Eigentlich ja. Ich glaubte, Sie wollten mir einige Muster der Künstlerschaft von Seltzers Bande andrehen.«
    Sie schien seine Worte als guten Witz zu betrachten.
    »Zählen Sie die Banknoten«, bat sie. »Ich will sie Ihnen gern zusammenpacken, wenn Sie fertig sind.«
    Sobald er die Banknoten gezählt hatte, nahm sie sie ihm ab und packte sie in ein großes Kuvert, dessen Klappe sie zuklebte.
    Anthony streckte schon seine Hand nach dem Umschlag aus, als ihn eine schrille Stimme aufhorchen ließ.
    »Hände hoch!«
    Betroffen wandte sich Anthony um. Ohne daß Mrs. Yonker es bemerkt hatte, hielt er schon seinen Revolver in der Rechten. Das Zimmer war leer, nur das Schnattern eines in der Zimmerecke untergebrachten Papageis belehrte den Preller, von wem der Zuruf stammte. Das Lachen der Hausherrin setzte Anthony einigermaßen in Verlegenheit.
    »Sie fürchten sich doch nicht etwa vor einem Papagei?«
    »Das war nicht die Stimme des Vogels«, gab er zurück. Er steckte den Umschlag mit den Banknoten in seine Tasche.
    »Die arme Polly«, meinte sie lachend. »Sie würde stolz sein, wenn sie wüßte, daß sie den großen Preller ins Bockshorn gejagt hat. Stecken Sie ruhig Ihren Revolver ein, mein lieber Freund.«
    »Ich ziehe vor, ihn schußbereit zu haben.«
    Erst als die Tür hinter ihm ins Schloß fiel, steckte er die Waffe wieder ein. Als er die Treppe zur Straße hinunterschritt, sah er eine Anzahl Männer auf das Haus zukommen; ein uniformierter Polizist befand sich unter ihnen.
    Das also war die Falle, die man für ihn vorbereitet hatte! Ein

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