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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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die zahlreichen Bekannten zurück, die er angeblich in den höheren Gesellschaftskreisen hatte.
    »Ihr Herr scheint vermögend zu sein«, klopfte er auf den Busch.
    Sandy gab es unumwunden zu.
    »Ich dachte mir's schon«, meinte der andere.
    Am selben Abend erstattete Sandy dem Preller Bericht.
    »Du kannst das Haus, wenn du willst, sofort beziehen. Es ist dort wirklich herrlich, und der Mann mit dem Zylinder hat nicht gelogen, als er behauptete, es sei eine nicht wiederkehrende Gelegenheit.«
    Vierzehn Tage später erschien in allen wichtigeren Londoner Tageszeitungen folgende Verlustanzeige:
    VERLOREN:
›Ein kleiner Karton, enthaltend zwanzig gleichgroße Perlen. Verlustort wahrscheinlich zwischen Waterloo- und Ascot-Bahnhof. £ 500.- Belohnung dem ehrlichen Finder, wenn er das Päckchen an Mr. Machilatos, Holly Heath Lodge, Bagshott, Ascot, abliefert‹
    Eine Unmenge Leute, darunter die Polizei von Ascot, schienen sich für dieses Inserat höchlichst zu interessieren. Als die Vertreter der Polizei in Holly Heath Lodge erschienen, erfuhren sie dort, daß der Verlierer an chronischem Asthma leide und niemand empfangen könne. Sein Kammerdiener, unstreitig schottischer Abstammung, erklärte jedoch den Besuchern, daß Mr. Machilatos keineswegs den Geldverlust, sondern nur den Verlust an sich bedaure, denn er sei ein leidenschaftlicher Juwelensammler, der sich hauptsächlich auf Perlen verlegt habe. Die Polizei sei deshalb von dem Verlust nicht benachrichtigt worden, weil der kranke Herr nicht gewünscht habe, die Polizei mit seinen Angelegenheiten unnötig zu belästigen. Nein, die Bahn treffe keine Schuld.
    Auch der unvermeidliche Zeitungsberichterstatter sprach vor, Mr. Machilatos empfing ihn persönlich und gab ihm mit leiser Stimme in seinem gebrochenen Englisch die gewünschten Auskünfte.
    »Er wird anbeißen«, meinte der Invalide, als der Reporter gegangen war. Dann brannte er sich eine Zigarre an. »Mr. ›Löwenzahn‹ wird den Angelhaken, den ich ihm durch die Zeitung hinhalte, schlucken wie ein gefräßiger Hecht.«
    »Was willst du denn mit dem ›Löwenzahn‹ anfangen, wenn du ihn in die Finger bekommst?« erkundigte sich der neugierige Sandy.
    Sein Herr lächelte grimmig.
    »Er wird der Ariadnefaden werden, der mich zu seinem vergrabenen Schatz führt. Fünfzig Prozent aller seiner bisherigen Beute für mich.«
    »Und wenn er dich nicht hinführt?« fragte der Schotte gespannt.
    »Zerbrich dir nicht unnötig den Kopf, Sandy. Er wird mich führen.«
    Zwei, drei, vier, fünf Tage vergingen, ohne daß Mr. ›Löwenzahn‹ auch nur das geringste Lebenszeichen von sich gegeben hätte. Anthony hatte Befehl gegeben, die Salonfenster auch bei Nacht offenzulassen, um dem erwarteten Besucher das Eindringen so bequem wie nur möglich zu machen. Er selbst hatte sich täglich auf den Rasen vor das Haus fahren lassen, um etwaigen Beobachtern die Gewißheit zu geben, daß er wirklich krank sei. Die Woche verging, und Anthony wurde schon ungeduldig.
    »Ich habe es bald satt, den Kranken zu spielen, Paul«, beklagte er sich, als ihn sein Gehilfe gegen Mitternacht, wie vereinbart, besuchte. »Ich will noch ein paar Tage warten, und wenn er dann noch nicht gekommen ist, werde ich den Fall aufs Verlustkonto schreiben und ihn aufgeben. Ich habe die Sache nicht besonders gut arrangiert. Ich hätte erst die Verlustanzeige einsetzen und dann dies Haus mieten müssen.«
    »Warum?«
    »Vollkommen falsche Taktik«, meinte der Preller kopfschüttelnd. »Ich sehe das jetzt erst richtig ein.«
    Gegen neun Uhr begab er sich in sein Zimmer. Er ließ Sandy unten zurück. Es war die dem Besuch Pauls folgende Nacht.
    Um elf wollte er Sandy ablösen, aber der lehnte ab.
    »Nein, laß nur«, widersprach er. »Ich bin noch gar nicht müde. Außerdem ist Mr. Wensley« - unter diesem Namen wohnte Paul im Hotel - »in der Nähe und möchte vielleicht hereinkommen.«
    »Gut«, gab Anthony nach. »Ich werde mich in meinen Lehnstuhl setzen und versuchen, ein wenig einzunicken. Wecke mich, ehe es hell wird. Wir können dann beide schlafen gehen, wie es sich für anständige Leute gehört.«
    Er stieg wieder in sein Schlafzimmer hinauf und versuchte zu lesen. Er konnte sich nachher nicht erinnern, besonders müde gewesen zu sein, aber er schlief sofort ein. Das Gefühl zunehmender Kälte weckte ihn. - Verschlafen öffnete er die Augen und erkannte die Ursache des kalten Luftstroms, der ihn geweckt hatte. Vor ihm stand ein Mann, dessen untere

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