059 - Der Preller
die ich noch einzog, genügten, um mir klarzumachen, daß alle die Häuser, die bestohlen worden waren, von demselben tüchtigen Hausagenten vermittelt wurden. Wirklich fein hatten Sie das gemacht: Häuser teuer zu mieten, um sie dann billig Ihren Opfern weiterzugeben.«
»Ich habe in das Geschäft über achttausend Pfund stekken müssen«, beklagte sich der andere, schien aber auf seine Klugheit mehr als stolz zu sein.
»Sie hatten sie wohl immer für ein Jahr gemietet, nicht wahr?« erkundigte sich Anthony, der nicht umhin konnte, die Raffiniertheit Robyns' zu bewundern.
Mr. Robyns nickte. »Immer unter einem anderen Namen«, erklärte er. »Ich nahm natürlich nur solche Häuser, deren Besitzer mir das Untervermieten gestatteten. Das Haus in Wimbledon hat mich dreitausend Pfund gekostet, aber da ich wußte, daß Heimer eine derartige Villa suchte, kam ich ihm unter dem Namen ›Jones‹ zuvor. Darin liegt ja mein Trick: ausfindig zu machen, wer ein Haus sucht und natürlich Geld hat. Ich biete ihnen das Gesuchte zu absurd billigen Preisen. Es ist wirklich leichter, als Sie vermuten.« Er warf Anthony einen fragenden Blick zu: »Sie sagten etwas von ›Sore teilen‹?« fügte er mißtrauisch hinzu. »Sie sind doch vielleicht nicht etwa von der Polente?«
»Verdächtigen Sie nicht die arme Polizei«, rügte ihn Anthony streng. »Die Sache ist nur, Mr. Jones oder Mr. Robyns oder Mr. Löwenzahn: Irgendwo hier in der Stadt haben Sie Ihr kleines, aber wohlassortiertes Raublager, nicht wahr? Auch Ihre Bank dürfte etwas von Ihnen auf dem Konto stehen haben, wie? Sie werden sofort einen Scheck - ja, einen Barscheck - ausstellen, und zwar über Zwölftausend Pfund.«
»Warum denn gerade zwölftausend?« verwunderte sich sein Opfer.
»Weil ich die Summe aufgrund sorgfältiger Berechnungen der Erträge Ihrer Raubzüge im letzten Jahr mit insgesamt vierundzwanzigtausend Pfund eingeschätzt habe und mit fünfzig Prozent daran beteiligt sein will. Wenn Sie zahlen, glaube ich, Ihnen versprechen zu können, daß Sie ohne weitere Aderlässe davonkommen werden.« - »Und wenn ich's nicht täte?«
Der Preller lächelte. Er hatte einen Totschläger aus der Tasche gezogen und spielte nun damit. Robyns musterte das Instrument mißtrauisch und ängstlich. Unruhig bewegte er sich auf seinem Platz hin und her.
»Wenn Sie nicht einverstanden sein sollten«, beantwortete nun nach dieser stummen, aber beredten Szene der Preller die an ihn gestellte Frage, »dann wird morgen ein unbestechlicher Polizist ›Mr. Löwenzahn‹ finden, und zwar mit untrüglichen und unleugbaren Beweisen seiner bisherigen, so lohnenden nächtlichen Tätigkeit.«
Mr. Robyns atmete tief auf.
»Na, meinetwegen«, sagte er. »Aber einen Scheck kann ich Ihnen schon deshalb nicht geben, weil ich kein Scheckbuch hier habe.«
»Ich habe eines.« Anthony schloß ein Fach seines Schreibtisches auf. »Hier sind Scheckbücher jeder englischen Bank. Wählen Sie die Ihre aus. Und machen Sie schnell, denn unser Freund hier, den Sie so unsanft behandelt haben, wartet nur auf die Gelegenheit, Ihnen eins auszuwischen.«
Mr. Robyns traf unter den ihm gereichten Scheckformularen seine Wahl, füllte eines aus und unterschrieb.
Dann reichte er es finster seinem Peiniger. Anthony las es sorgfältig.
»Schön. Ein Barscheck. Sie dürfen nun hinauf in die Dachkammer. Sie werden ja wissen, wo sie liegt. Sandy, versperr die Tür hinter ihm und gib ihm, wenn er frech wird, eins auf den Schädel. Sie werden dort oben bleiben«, wandte er sich an seinen Gefangenen, »bis wir das Geld geholt haben.«
Mr. Robyns erhob sich und folgte dem rachedürstenden Sandy, der vorsorglich den Totschläger bereit hielt.
»Warten Sie mal einen Augenblick«, hielt ihn Anthony zurück, als Robyns schon die Schwelle überschreiten wollte. »Sie könnten mir die Adresse Ihres Hutlieferanten mitteilen: Ihr Zylinder imponiert mir, und ich möchte mir einen gleichen anschaffen.«
Mr. Sparkes, Detektiv
»Kannst du dich auf Mrs. Millicent K. Yonker besinnen?« wandte sich der Preller an Paul. Sein Gehilfe nickte. Die beiden saßen an einem glühendheißen Sommernachmittag in einem Ruderboot, das sie unter einem schattigen Baum verankert hatten. Ein kühles Lüftchen fächelte die Wangen der beiden Urlauber.
»Die Erpresserin? Natürlich erinnere ich mich ihrer. Was ist denn mit ihr los?« wollte Paul wissen.
»Sie ist entlassen worden«, gab ihm sein Freund Bescheid.
Paul erhob sich überrascht.
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