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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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er nachher Paul, »er wird erst dann aus sich herausgehen, wenn sein Angestellter, Mr. Grames, aus dem Weg ist. Der junge Mann erklärte zwar, selbst gekündigt zu haben; ich bin aber überzeugt, daß ihm gekündigt wurde.«
    Die Ahnung bestätigte sich. In der folgenden Woche, am Montag, suchte ihn Paul im Schlafzimmer auf, wo er mit Ankleiden beschäftigt war.
    »Hier hast du deine ›Seidenstrümpfe‹, Anthony«, sagte er und reichte dem Freund die Zeitung hin. Mr. Bidders Inserat nahm die ganze Vorderseite der Zeitung ein: Quer über das Blatt liefen die Worte:
    ›Bidders GELEGENHEITSKÄUFE‹
    Diesmal waren Mailänder Seidenstrümpfe an der Reihe: »Alle Farben«, teilte das Inserat mit, »weiß, schwarz, grau, beige usw.«
    Mr. Bidder unterrichtete eine aufhorchende Kundschaft darüber, daß er durch einen glücklichen Zufall einen Posten echter Seidenstrümpfe habe erstehen können. Er habe die Ware so billig eingekauft, teilte er weiter mit, daß es ihm möglich sei, Paar für Paar der kostbaren Seidenstrümpfe für dreieinhalb, und drei Paar für zehn Schilling weiterzugeben. Die Dame, deren irdische Güter es gestatteten, konnte sieben Paar für ein Pfund Sterling geliefert bekommen. Die Strümpfe waren abgebildet; eine Zeichnung führte eine Dame vor, die fünfzig Zentimeter ihres Beines nur deshalb zeigte, um ›Bidders Strümpfe‹ um so sichtbarer vorzuführen. Das Inserat schloß mit den Worten: ›Wenn Sie vermögend aussehen und sich auch so fühlen wollen, dann sind Sie es auch wirklich!‹
    Zehntausend Paar sollten abgegeben werden, nur zehntausend und nicht ein einziges Paar mehr. Einzelne Paare würden nur geliefert, wenn nach Befriedigung der Drei-Paar-Besteller noch welche übrigblieben. Man sollte das Geld in bar an den Abschnitt stecken, der das Inserat begleitete, und ihn adressiert an ›Bidders Gelegenheitskäufe‹ schnellstens einsenden.
    Anthony las das Inserat von Anfang bis Ende durch.
    »Ich verstehe zwar nicht viel von Damenkleidung«, meinte er, »weiß aber so viel, daß man diese Art Strümpfe im Laden nicht unter sechzehn Schilling pro Paar kaufen könnte.«
    Paul wußte es besser. - »Du irrst dich, mein Sohn«, gab er zurück. »Sie kosten normal einundzwanzig! Ist das Inserat auch noch in anderen Zeitungen erschienen?«
    Alle Zeitungen brachten es.
    Anthony warf einige Zahlen auf ein Blatt Papier. Dann sagte er:
    »Diese Inserate müssen Bidder siebentausend Pfund gekostet haben. Und diesen Betrag gibt er aus, um für fünfzehnhundert Pfund Strümpfe zu verkaufen!«
    Paul warf einen Blick auf das Inserat. Dann las er vor:
    »Dieses Angebot machen wir nur, um unsere Geschäftsprinzipien, ›billig und gut‹, unserer Kundschaft noch einmal einzuprägen. Passen Sie auf unsere demnächst im März inserierten Gelegenheitskäufe auf, die alles bisher Dagewesene übertreffen werden.«
    »Man sagt«, meinte Anthony, »daß in jeder Minute ein Dummkopf in die Welt gesetzt wird. Ich könnte auch ebensogut ›Idiot‹, ›Lämmchen‹ oder noch andere Bezeichnungen für diese Art Leute gebrauchen. Unser Freund Bidder ›bittet‹ sich aus, keine Schecks zu senden. Das bedeutet, daß er genau drei Tage zur Verfügung hat, um seinen dunklen Plan reifen zu lassen. Erkundige dich mal beim Pförtner, Paul, ob Bidder - Leggenstein - Anstalten getroffen hat, in Urlaub zu gehen.«
    Die Erkundigung brachte greifbare Resultate. Mr. Bidder, so berichtete der Pförtner dem mitfühlenden Paul, sei gesundheitlich so heruntergearbeitet, daß er ernstlich an eine Ausspannung denken müsse.
    »Sobald er seine Seidenstrümpfe verkauft hat, Sir - die Inserate haben Sie doch gesehen, nicht wahr?« meinte der Pförtner, »wird er nach Paris fahren. So hat er es mir gesagt.«
    Mr. Bidders Absichten waren trotzdem nicht ganz richtig berichtet worden. Noch ehe die letzten Strümpfe versandt waren, genau gesagt, am dritten dem Erscheinungstag seiner Inserate folgenden Abend, kehrte er zeitiger als gewöhnlich nach Hause zurück und fing, leise vor sich hinsingend, zu packen an. Er war das Muster eines gutgelaunten und seelenruhigen Menschen. Paß und Fahrkarten ruhten wohlverwahrt in seiner Brusttasche, während ein dickes Bündel Banknoten auf dem Kaminsims des Einsteckens harrte. Mr. Bidder ging streng seiner Methode gemäß vor und ließ sich auch jetzt nicht zu Übereilungen hinreißen.
    Ein leises Klopfen trug nicht dazu bei, seinen Verdacht zu erregen, und er drehte sich erst um, als im Zimmer jemand

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