0590 - Der Satan und der Schatten
schnell geschlossen hatten, sobald die Blumen verschwunden waren.
In Zeitlupe konnte Zamorra diesen Vorgang jetzt sehr deutlich beobachten. Die Blumen verschwanden einfach, und dann schlossen sich die Löcher.
Normalerweise begannen die Wurzeln direkt unter beziehungsweise teils noch an der Oberfläche. So war es bei allen anderen Regenbogenblumen, die Zamorra bisher gesehen hatte.
Hier aber lagen die Wurzeln wesentlich tiefer, wie er in den großen dicken Löchern sehen konnte.
Gerade so, als wären die Pflanzen eingesunken!
Da löste Zamorra sich mit einem weiteren Schaltwort erneut aus der Halbtrance. Die Zeitschau erlosch.
Zamorra starrte die fragliche Stelle an.
Eingesunken…
Natürlich!
Auch die Pflanzen sanken unter ihrem eigenen Gewicht ein.
Deshalb gab es hier auch nirgends irgendwelche Gewächse. Sie konnten sich nicht an der Oberfläche halten. Schon unmittelbar nach ihrer Aussaat würden sie im Boden versinken, von ihm verschlungen werden.
Bei den Regenbogenblumen aber war das anders. Sie veränderten ihren eigenen Standort, sobald sie so tief eingesunken waren, daß es für sie gefährlich wurde. An einem anderen Ort materialisierten sie dann wieder, um eine Zeitlang dort zu bleiben, bis…
Zamorra schluckte. Wie brachten diese Pflanzen das fertig?
Solche Fluchtreflexe gab es bei Tieren, nicht aber bei Blumen. Die waren durch ihre Natur an einen bestimmten Ort gebunden. Zamorra hatte zwar auf anderen Welten Pflanzen kennengelernt, die sich auf Lauf wurzeln bewegten, aber zu diesen Arten gehörten die Regenbogenblumen ganz bestimmt nicht.
Nein, die Regenbogenblumen bewegten sieh auf die gleiche Art, wie sich auch andere Lebewesen bewegten.
Magisch. Durch Para-Energie.
Oder wie auch immer.
Aber setzte das nicht auch eigenes Denken voraus? Eine Zielvorstellung?
Unfaßbar, dachte Zamorra. Daß wir mit diesen Blumen noch ein paar Überraschungen erleben würden, das habe ich geahnt, seit wir erstmals auf sie gestoßen sind. Aber das habe ich mir nicht träumen lassen…
Daß die Blumen selbständig Standortwechsel Vornahmen, erklärte auch, daß Zamorra und Nicole Eysenbeiß verfehlt hatten. Andererseits… dann hätten sie immerhin gar nicht erst transportiert werden dürfen! Also besaßen sie auf dieser Welt wirklich eine vergrößerte Reichweite.
Oder hing das mit dem Boden zusammen? Übte er einen gewissen Einfluß auf die Transporte aus?
Die ganze Grübelei nutzt mir nichts, solange ich keine Blumen mehr in der Nähe habe, um anzutesten, ob meine Gedanken richtig sind, dachte Zamorra verärgert.
Er sah sich um, versuchte irgendwo am Horizont Regenbogenblumen zu erspähen. Doch da war nichts unter dem dunklen Himmel. Die Pflanzen mußten sich eine erhebliche Strecke weit entfernt haben, über den Horizont hinaus.
Wenn Zamorra nicht selbst Wurzeln schlagen wollte, mußte er also…
Er lachte auf. Wurzeln schlagen! Genau das fehlte ihm hier noch!
Nein, er durfte nicht darauf hoffen, daß die Blumen irgendwann zu ihm zurückkehren würden, daß sie wieder in seiner Nähe auftauchten. Er mußte nach ihnen suchen.
Aber über welche Distanz hatten sich die Blumen in Sicherheit gebracht?
Eine möglicherweise kräftezehrende, lange Wanderschaft wartete auf ihn. Er wußte ja nicht mal, in welche Richtung er sich wenden sollte.
Es tröstete ihn wenig, daß Eysenbeiß vor dem gleichen Problem gestanden haben mußte und vielleicht immer noch stand.
Auch der ERHABENE war auf diese Weise von den Blumen getrennt worden. Das bedeutete aber auch, daß er sich immer noch auf diesem Planeten befinden mußte.
Aber wo, bei Lucifuge Rofocales Hörnern?
Die Wahrscheinlichkeit, ihn durch Zufall zu treffen, war extrem gering. Und für eine gezielte Suche war diese Welt vermutlich zu groß.
Zamorra ballte die Fäuste. Nicht mal auf Hilfe durch Nicole konnte er jetzt hoffen. Weil sie, wenn sie den Weg zurück, auf diese Welt fand, mit Sicherheit an irgendeinem anderen Ort materialisierte, und auch dort würden dann die Blumen wenig später verschwinden.
»Der Teufel soll'S holen!« brummte der Dämonenjäger und setzte sich in Bewegung.
So bekam er nicht mehr mit, daß der Boden, den er sich mit dem Blasterfeuer hartgebrannt hatte, längst wieder begonnen hatte, aufzuweichen…
***
Eysenbeiß hatte Angst.
Er kannte das Gefühl. Angst war ein treuer Begleiter seit unzähligen Jahren. Bisher hatte sie ihn immer wieder zu neuen Leistungen beflügelt. Durch sie hatte er immer einen Weg gefunden,
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