0590 - Der Satan und der Schatten
sich aus aussichtslosen Situationen zu retten.
Aber jetzt?
Seine rechte Hand bestand nur noch aus Haut und Knochen, im wahrsten Sinne des Wortes!
Er konnte sie ganz normal be wegen. Wenn er genau hinschaute, erkannte er auch noch die Sehnen, die am Knochen hafteten und die Fingerglieder krümmen und strecken konnten. Die Haut lag straff auf diesen Sehnen und den Knochen, sie schlackerte nicht. Aber alles, was an Fleisch dazwischen gewesen war, fehlte.
Eysenbeiß versuchte seine beginnende Panik mit Galgenhumor zu unterdrücken. Immerhin war es ja nicht seine Hand, sondern die seines Wirtskörpers, den sein Bewußtsein als Parasit kontrollierte.
Aber sehr beruhigte ihn dieser Gedanke nicht.
Zornig setzte er den Dhyarra-Kristall ein. Er verbrannte einen Teil des Bodens um sich herum.
Warum hatte er das nicht gleich so gemacht, statt die wertvolle Energie seines Blasters zu verpulvern?
Blaues Feuer knisterte über die Oberfläche dieser Welt, schmolz sie an und ließ sie erhärten.
Eysenbeiß konzentrierte sich darauf, das Feuer auch wie einen flammenden Stachel in die Tiefe zu treiben. Die Substanz dieser seltsamen Welt hatte ihm einen schlimmen Schaden zugefügt, und dafür rächte er sich jetzt.
Seltsamerweise fühlte er sich danach nicht besser.
Er überlegte, was er nun tun konnte.
Es brachte nichts, wenn er dort blieb, wo er sich befand. Also konnte er sich genausogut in Bewegung setzen.
Bald würde sich ihm auch noch ein anderes Problem stellen: Durst.
Und Hunger.
Mit Hunger ließ sich leichter fertig werden, aber der Durst konnte ihn rasch umbringen.
Nirgendwo war Wasser zu sehen, und einen Teil der aggressiven Substanz mit dem Dhyarra-Kristall in Wasser umzuwandeln, das empfahl sich bestimmt nicht. Abgesehen davon, daß Eysenbeiß es für gefährlich hielt, er hatte so etwas noch nie probiert. Er war nicht sicher, ob Salems Dhyarra in der Lage war, molekulare Strukturen in dieser Form aufzubrechen und umzuwandeln.
Den Machtkristall würde er keinesfalls einsetzen, aus Angst vor den Konsequenzen.
Er setzte sich mit einem Ruck in Bewegung.
Um Wasser zu finden. Oder Regenbogenblumen. Oder eine andere Möglichkeit, diese Welt wieder zu verlassen!
Er marschierte über die steinige Fläche. Gezielt näherte er sich dem riesigen Felsen, der ihn wie ein Totenschädel angrinste.
Und plötzlich sah er oben auf dem ›Schädel‹ eine Bewegung.
Dort tauchte jemand auf.
Ein dunkelhäutiger Mann…!
***
Lucifuge Rofocale hatte sich gerade zum Eingreifen entschlossen, als sich zwei Dinge veränderten.
Zum einen tauchte Zamorras Begleiterin Nicole Duval wieder auf. Und noch etwas anderes geschah. Es kam zu einer Begegnung zweier Eindringlinge.
Lucifuge Rofocale hielt sich zurück, er beschränkte sich wieder auf die Rolle des Beobachters. Er war gespannt darauf, wie diese Begegnung verlaufen würde.
Er ahnte, daß es einen Kampf geben würde. Denn die beiden sahen nicht so aus, als wären sie Freunde.
Im Gegenteil.
Überhaupt schienen alle Eindringlinge auf unterschiedlichen Wegen und mit unterschiedlichen Motiven hierher gekommen zu sein. Eine gemeinsam geplante und durchgeführte Aktion war es jedenfalls nicht.
Trotzdem wurde Lucifuge Rofocale von dem nun folgenden Geschehen überrascht…
***
Eysenbeiß konnte sich nicht erinnern, diesen Mann schon jemals gesehen zu haben. Es handelte sich bei ihm nicht um einen Ewigen, und auch nicht um einen Dämon. Der Dhyarra-Kristall hätte Eysenbeiß beides verraten.
Also mußte es sich um einen Menschen handeln.
Und dieser Mensch hatte wohl soeben den Felsen erklettert und stand jetzt breitbeinig oben auf dem Schäden. Er wollte sich offensichtlich Orientierung verschaffen. Von dort oben konnte er wesentlich weiter sehen als Eysenbeiß von hier unten.
Doch noch schien der Fremde den ERHABENEN nicht entdeckt zu haben.
Eysenbeiß dagegen sah, daß der Mann bewaffnet war. Es mochte ein Blaster sein, der in seinem Gürtel steckte und sichtbar wurde, als eine zufällige Armbewegung die Lederjacke zurückstreifte. Oder nur eine Pistole, wie die Menschen sie verwendeten. Sicher aber ließ sich damit mehr anfangen als mit der beinahe leergeschossenen Strahlwaffe des ERHABENEN.
Deshalb traf Eysenbeiß eine blitzschnelle Entscheidung.
Er opferte die restliche Energie seiner Waffe!
Für einen Schockstrahl war die Entfernung zu groß, aber Eysenbeiß hatte auch nicht vor, das Leben des anderen zu schonen. Er würde dem Toten die Waffe abnehmen. Und
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