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0590 - Ritter Tod

0590 - Ritter Tod

Titel: 0590 - Ritter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich dieser Mann etwas einbildete. Das wollte ich nicht mehr hinnehmen, es konnte durchaus sein, dass er unter einem gewissen Einfluss stand, wobei ich da an einen dämonischen oder schwarzmagischen dachte.
    Das herauszufinden war nicht einmal schwer, denn ich hatte vor, den Test mit dem Kreuz zu machen.
    In seinen Augen veränderte sich der Blick selbst dann nicht, als ich mich von meinem Stuhl erhob. Le Grand starrte stur geradeaus.
    Ich fragte ihn: »Kennen Sie Kreuze?«
    »Ja.«
    »Dann werde ich Ihnen gleich ein besonderes Kreuz zeigen. Ich glaube, dass es Ihnen gefallen wird.«
    »Was denn?«
    Ich tastete nach der Kette, zerrte daran und zog das Kreuz hervor. Gelassen streifte ich die Kette über den Kopf ohne dabei Le Grand aus den Augen zu lassen. Noch immer saß er unbeweglich und starrte an mir vorbei. Er regte sich erst, als ich das Kreuz vor seinem Gesicht hin- und herpendeln ließ. Da riss er plötzlich die gefesselten Hände hoch, um nach meinem Talisman zu schnappen.
    Ich war schneller, zog das Kreuz blitzartig zurück, so dass er ins Leere griff, dabei nach vorn kippte und sich an der Kante des Schreibtisches abstützen musste.
    Ich war zurückgegangen und behielt das Kreuz in der Hand, damit er es sehen konnte. »Was haben Sie, Mister? Gefällt es Ihnen nicht? Was hat Sie so erschreckt?«
    Er beugte den Kopf vor und hob die Arme an. Dabei bog er die gefesselten Hände so weit auseinander, dass es ihm gelang, sein Gesicht zu umklammern. Er drückte die Haut, rieb sie und schüttelte dabei den Kopf.
    »Weshalb fürchten Sie sich vor dem Kreuz? Weshalb?«
    Der Mann stöhnte, hatte die Augen geschlossen, den Mund dabei so weit geöffnet, dass Speichel über seine Unterlippe rann und am Kinn hinablief. Eines stand fest. Der Anblick meines Talismans quälte ihn. Was war der Grund?
    Eigentlich gab es nur einen. Er konnte es nicht vertragen, weil er es hasste oder hassen gelernt hatte. Das wiederum bedeutete, dass man ihn beeinflusst hatte.
    Ich wollte seine Qualen nicht länger mit ansehen und ließ das Kreuz zunächst verschwinden.
    Obwohl der Henker seine Augen geschlossen hielt, hatte er es bemerkt. Das Fluidum traf ihn nicht mehr direkt, es war plötzlich verschwunden. Ich hörte ihn atmen. Das Geräusch glich schon mehr einem Stöhnen, und er ließ seine Anne langsam sinken, so dass wir uns wieder in die Augen blicken konnten.
    »Nun, Mister?«
    Pfeifend holte er Luft, mit nach hinten gelegtem Kopf. »Es ist – weg damit.«
    »Ich habe es nicht mehr.«
    Er wischte mit den gekrümmten Fingern über seine Augen, in denen sich Tränenwasser gebildet hatte. Ich hatte das Gefühl, eine Barriere geknackt zu haben, das wiederum freute mich.
    Sehr langsam nahm ich Platz, saß ihm jetzt direkt gegenüber und schaute ihn an. Hatte ich die Barriere durchbrochen? Würde er jetzt mit der Wahrheit herausrücken?
    Ich gab ihm noch Zeit, sich zu erholen. Er hockte vor mir und bewegte dabei seinen Körper. Damit dokumentierte er seine innere Unruhe, er konnte sie einfach nicht verbergen.
    »Können wir reden?«
    Wieder setzte er zu seiner stereotypen Antwort an. »Ich bin Le Grand, der Henker. Ich bin…« Auf einmal stoppte er, als hätte er die folgenden Worte vergessen.
    »Wer sind Sie?«
    Der Mann schluckte. »Ich – ich weiß es nicht. Das Kreuz, es ist alles so anders.«
    »Meinen Sie wirklich?«
    »Ja.«
    »Sie waren der Henker!«
    Le Grand schaute mich an. Die Augen hatte er verengt, als wolle er noch nachdenken, ob ich recht gehabt hatte oder nicht. Plötzlich hob er die Schultern und lächelte.
    »Können Sie sich nicht an Ihren richtigen Namen erinnern?« fragte ich ihn.
    »Nein, ja…«
    »Warum hat das Kreuz Sie so geschockt? Kein Mensch fürchtet sich davor, es sei denn, er hat etwas zu verbergen.«
    »Er hat etwas anderes gemacht.«
    »Wer ist er?«
    »Der Doktor. Er hat gesagt, dass ich das hassen muss. Er wollte es nicht. Er wollte die anderen Gedanken, die bösen.«
    »Hat er auch einen Namen?«
    »Der Doktor.«
    »Davon gibt es viele. Der Doktor hat also gesagt, dass dieses Kreuz oder jedes Kreuz schädlich für dich ist. Dass du es nicht anfassen darfst und dass du es vernichten musst.«
    »Die Ströme«, erwiderte er völlig unmotiviert. »Es sind die Ströme, die durch meinen Kopf fließen. Sie haben mich geformt. Die Ströme, allein die Ströme.«
    »Ich verstehe nicht…«
    »Der Doktor leitet sie. Er hat den Helm. Er ist derjenige, der uns Geld versprochen hat.«
    »Dann kennst du ihn

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