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0590 - Ritter Tod

0590 - Ritter Tod

Titel: 0590 - Ritter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sehen wollte. Es gelang mir nicht, denn zwischen uns schoben sich wabernde Wände.
    Die verdichteten und veränderten sich, stießen schließlich wie ein Strudel auf mich zu und drangen in mein Gehirn ein, das sie regelrecht überspülten.
    Ich hatte bemerkt, dass da etwas Unheimliches auf mich einstürmte. Ich hatte mich auch wehren wollen, nur hatte es keinen Sinn gehabt. Ich war für gewisse nicht erklärbare Dinge offen wie ein Scheunentor, und so konnte der Austausch stattfinden.
    Er begann in meinem Gehirn. Dr. Franklin hatte von einer Gestalt mit dem Namen Ritter Tod gesprochen. Ich hatte damit nichts anfangen können, was sich allerdings änderte, denn mein eigenes Ich löste sich auf. Im gleichen Maße tauchte das andere Ich, der Geist des Ritter Tod in mich ein und füllte den leeren Platz aus.
    John Sinclair gab es nicht mehr, ich war jetzt der Knight of Gorman, auch Ritter Tod genannt.
    Ein Kraftstrom erfasste mich. Ich empfand ihn als Brausen, das auch meinen Kopf erreichte. Ich spürte andere Gedanken in mir, die nichts mit Menschlichkeit oder Erbarmen zu tun hatten. Das Gegenteil davon war eingetreten. Für mich zählte allein das Recht des Stärkeren, das ich mir unter allen Umständen nehmen wollte. Da gab es kein Wenn und Aber, kein Hin und Her, der Weg war genau vorgezeichnet.
    Das Recht des Stärkeren! Sich mit Gewalt und Mord nehmen, was man wollte und was anderen gehörte. So dachte der Ritter Tod, so dachte ich.
    »Wer bist du?« Die flüsternde Stimme des Dr. Franklin erreichte mich, als käme sie aus einer anderen Welt.
    »Ich bin der Knight of Gorman.«
    »Gut, sehr gut. Die Menschen fürchten dich, Knight. Welchen Namen haben sie dir gegeben?«
    »Ritter Tod!«
    »Bravo, bravo.« Franklin konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
    »Ist er nicht gut?« wandte er sich an den Henker. »Ist er nicht hervorragend? Hat meine Maschine nicht exakt reagiert?«
    Le Grand nickte nur. Er hielt sich in einer respektablen Entfernung auf, als hätte er Angst vor mir.
    »Bevor du aufstehst, werde ich dir die Mind-Maschine vom Kopf nehmen«, erklärte mir der Arzt. »Sie hat auch bei dir ihre Pflicht getan, wie sie noch bei vielen anderen ihren Dienst erfüllen wird. Du kannst gehen, du kannst das Haus verlassen, deine Rüstung steht bereit, dein Pferd ebenfalls. Du wirst die alten Stätten aufsuchen, an die du dich wieder erinnern wirst, du wirst dort das tun, was man von dir verlangt, wobei du deinem Kampfnamen alle Ehre machen wirst. Hast du mich verstanden?«
    »Ja!«
    Dr. Franklin trat dicht an mich heran. Er schaute mir noch einmal ins Gesicht. Das Wissen, es geschafft zu haben, leuchtete in seinen Augen. Die Lippen zeigten das kalte Lächeln, dann streckte er seine Arme aus und legte die Handflächen gegen meinen Helm. Zuvor hatte er den Lederriemen gelöst.
    »So!« sagte er und befreite mich von der Mind-Maschine. Ich brauchte sie nicht mehr. Auch ohne sie war ich der Knight of Gorman, den man Ritter Tod nannte.
    Ich hörte mich schnaufend atmen, in meiner Kehle entstand ein knurrender Laut, dann stemmte ich mich ab und drückte meinen Körper in die Höhe. Kerzengerade blieb ich vor dem Stuhl stehen, in einer Haltung, die sich für einen Ritter geziemte.
    »Ja, ich bin stolz auf dich!« flüsterte Franklin. »Ich bin sehr stolz auf das, was ich geleistet habe.« Er schnickte mit den Fingern. »Und nun komm mit, ich habe etwas für dich.«
    Es machte mir nichts aus, ihm zu folgen. Schließlich wusste ich, dass er es gut mit mir meinte.
    Um Le Grand kümmerte ich mich nicht. Der Henker blieb allein zurück, Wir dagegen schritten einen bestimmten Weg, der uns aus dem Raum führte.
    Die Tür hatte schon die Breite eines Tores. Mit etwas steifen Schritten ging ich hinter dem Arzt her, der es eilig hatte und auf eine Treppe zustrebte.
    Durch die hohen Fenster fiel Tageslicht. Die Sonnenstrahlen verteilten sich auf den Scheiben und veränderten diese zu einem funkelnden Lichtermeer. Ich schaute hin. Dahinter lag eine andere Welt, dort befand sich das Äußere, die Welt, in die ich bald eintreten würde. Ich freute mich darauf. In meinem Innern steckte die alte Kraft und wurde immer stärker.
    Ich nahm nichts wahr, kümmerte mich um keine Einrichtung, sondern schritt tiefer und tiefer in das Haus hinein, um endlich zu einem Ziel zu gelangen.
    Dr. Franklin öffnete mir mehrere Türen. In den Räumen lag die Hitze, als würde sie von den Wänden festgehalten. Dann erreichten wir unser Ziel. Meine Augen

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