0590 - Ritter Tod
Schreckens. Er säte den Tod und erntete die Früchte des Schreckens. Der Name Ritter Tod wurde ihm nicht grundlos gegeben, darauf können Sie sich verlassen.«
»Es sieht so aus.«
»Und dieser Ritter wird durch Sie wieder auferstehen und die Gegend unsicher machen.«
»Das wird ihm heute kaum gelingen, Franklin.« Ich lachte sogar.
»Stellen Sie sich vor, der Ritter erscheint in London, um Tod und Schrecken zu verbreiten. Nein, das klappt nicht. Da würden ihn die ersten Polizisten vom Pferd schießen.«
»Das ist dann Ihr Pech. Wenn Sie der Ritter sind, werden Sie auch so handeln müssen wie er. Damals hat er seine Feinde besiegen können. Wie es heute damit steht, weiß ich nicht. Die Zeiten haben sich geändert, und es fragt sich, ob sich der Ritter Tod auch so anpassen kann. Jedenfalls ist es einen Versuch wert.«
»Wie würde ich dann wohl aussehen?«
Franklin lachte leise. »Auch das kann ich Ihnen zeigen.« Er wandte sich wieder an Le Grand und gab ihm den Befehl, den Kopf einer Lampe so zu drehen, dass der Strahl bis gegen die Wand fiel.
Ich verfolgte ihn mit meinen Blicken, und meine Augen wurden groß. Gleichzeitig bildete sich in meinem Nacken eine Gänsehaut, denn dort an der Wand hing tatsächlich ein Gemälde des Ritters.
Es zeigte eine stolze Gestalt, eingehüllt in eine Rüstung, gestützt auf den Griff des mächtigen Kampfschwerts, dessen Spitze er gegen den Boden gestemmt hatte. Einen Helm trug der Ritter nicht. Ich konnte sein Gesicht sehen und auch das blonde Haar, das sich auf seinem Kopf ausbreitete. Hatte das Gesicht eine gewisse Ähnlichkeit mit dem meinen? Es war schwer zu sagen, jedenfalls stimmte die Haarfarbe.
Die Rüstung umgab seinen Körper wie ein mächtiger Panzer.
Darin sah er ast unbesiegbar aus. Der Mund zeigte Willensstärke und auch ein gewisses Maß an Brutalität.
»Wie gefällt er Ihnen?«
»Nun ja, dafür, dass er schon eine Weile tot ist, sieht er recht passabel aus.«
Dr. Franklin lachte. »Ich wundere mich, dass Sie Ihren Humor noch nicht verloren haben.«
»Das liegt in der Natur der Sache.«
»Ritter Tod hatte keinen Humor. Der kannte das Lachen nur in Verbindung mit dem Töten und seinen Grausamkeiten, wenn Sie verstehen, was ich damit meine.«
»So ungefähr.« Ich schaute wieder auf den Helm. »Wenn er auf meinem Kopf sitzt, werde ich mich also in diesen Ritter Tod verwandeln und durch die Gegend reiten.«
»Das habe ich schon gesagt.«
»Mit oder ohne Mind-Maschine?«
»Ohne.«
»Das ist mir neu. Dann werden Sie mir das Ding also abnehmen?«
»Natürlich, ich brauche sie noch. Wenn die Verwandlung abgeschlossen ist, können Sie sich frei bewegen. Sie werden der Ritter sein und das tun, was damals…«
»Ritter haben Pferde…«
»Keine Sorge, dafür ist gesorgt. Ich bin gespannt, was man in London sagen wird, wenn Sie durch die Straßen reiten. Man wird zuerst lachen, dann aber zu anderen. Mitteln greifen und versuchen, Sie zu töten. In der Zwischenzeit habe ich schon das nächste Opfer auf dem Stuhl sitzen und werde den Geist des Caligula in einen Körper fahren lassen, so dass eine weitere Irritation vorprogrammiert ist.« Franklin rieb seine Hände. »Ich glaube fest daran, alles richtig gemacht zu haben. Es ist wunderbar für mich gelaufen.«
»Nun ja, wenn Sie meinen.«
»Immer.«
Ich hatte herauszufinden versucht, ob man mir die Waffen gelassen hatte. Den seitlichen Druck der Beretta spürte ich nicht mehr, aber das Kreuz war noch da.
Mein Talisman, mein Beschützer. Ich glaubte kaum, dass der Geist des Ritters in meinen Körper fahren würde, wenn mich das Kreuz beschützte. Deshalb sah ich der nahen Zukunft relativ gelassen entgegen und war sogar gespannt auf die Verwandlung.
Mein Optimismus war nicht von Dauer, denn Franklin trat lächelnd auf mich zu und erklärte, dass ihn etwas störte.
»Was denn?«
»Ihr Talisman, Sinclair.«
Ich hatte versucht, mich zu beherrschen und keine Reaktion zu zeigen, was mir leider nur unvollkommen gelang, denn Franklin sah mein leichtes Zusammenzucken und wusste Bescheid.
»Pech, Sinclair, Pech für Sie. Das Kreuz hätte wirklich einiges verändern können, aber ich gehöre zu den Menschen, die nicht gern Risiken eingehen. Ich nehme es Ihnen sicherheitshalber ab, Sie brauchen es sowieso nicht mehr, glauben Sie mir.«
»Es kann gefährlich werden, wenn das Kreuz in falsche Hände gerät«, warnte ich ihn.
Er ließ sich nicht beirren. »Meine Hände sind genau richtig.« Er profitierte
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