0594 - Maniac und Marylin
sagte nichts, dafür fiel er auf die Knie und rang die Hände, was wiederum Marylin zu einem Lachen veranlaßte. »So habe ich dich schon immer sehen wollen, Mr. Produzent. Vor mir auf den Knien. Normalerweise ist es ja umgekehrt…«
»Bitte Marylin, bitte…«
»Keine Chance, Morton, das Spiel hat begonnen, es muß auch zu Ende geführt werden.«
»Willst du Geld, willst du…?«
Sie lachte auf. »Geld! Was soll ich damit? Ich will dein Leben, Morton, ja, dein Leben, denn deine Seele soll jemand anderer bekommen, der Teufel nämlich.«
»Nein!« keuchte er, »nein, verdammt, so etwas kannst du nicht tun. Das ist Mord.«
»Ich weiß, Morton.«
»Bitte, Marylin, laß es…«
Es kam Suko gelegen, daß die beiden noch redeten, so konnte er sich heranschleichen.
Davon verstand der Chinese etwas. Manchmal bewege er sich so leise wie ein Indianer, und er hatte bereits die Rückfront der falschen Fassade erreicht.
Wenn er schoß, war die Frau zwar überwältigt, doch sie konnte in einem Reflex noch immer abdrücken, deshalb mußte er sie ablenken.
Noch an der Rückwand hockend, hob er den Arm und winkte Angie zu. Hoffentlich sah das Mädchen die Bewegung und deutete sie richtig.
Ja, sie kam.
Suko winkte heftiger. Angie versuchte, leise aufzutreten. Wie Suko war sie nicht. Zudem hatte Roger Morton aufgehört zu jammern, kein Klagelied mehr.
Das kam Suko entgegen, und sein Plan ging auf.
Marylin hatte das Geräusch gehört. Sie drehte sich in dem Augenblick, als Suko auf sie zielte, wobei er sich noch in relativ guter Deckung befand.
»Waffe weg, Marylin!«
Die Schauspielerin erstarrte. Ihr Gesicht schien zu zerfallen. Schoß sie, oder schoß sie nicht?
»Fallen lassen!« befahl Suko.
»Scheiße!« brüllte sie und drückte ab!
***
Wir konnten unserem neuen Begleiter danken, daß wir überhaupt hineingekommen waren. Floyd Harris besaß einen Schlüssel zu allen Türen. Er hatte uns geöffnet und war selbst draußen geblieben.
Wir waren schneller gewesen als Marylin und Maniac. Immer vorausgesetzt, daß sie auch kamen.
Nachdem uns Harris alles erklärt hatte, mußte er verschwinden und draußen warten. Das tat er nicht einmal ungern. Die erste Begegnung mit dem veränderten Maniac hatte ihm voll und ganz gereicht.
Oft genug hatten Suko und ich unheimliche und gruselige Atmosphären erlebt. Dies hier konnten wir ebenfalls so ansehen, nur mit dem einen Unterschied, daß sie durch künstliches Licht erzeugt worden war. Dennoch gab es viele Stellen, die im Schatten lagen und sich auch als Verstecke eigneten.
Wir trennten uns, weil wir die Lagerhalle von verschiedenen Richtungen aus unter Kontrolle halten wollten. Suko verschwand nach rechts, ich nach links.
Ich durchschritt die Kulissen, schwenkte den Kopf und trat einmal aus Versehen auf das blutige, künstliche Gesicht eines Toten. Unter meiner Sohle bewegte sich die Kunststoffmasse.
»Sorry, Mister«, flüsterte ich und ging weiter. So etwas wie ein Stall fiel mir auf. Jedenfalls ein kleiner Bau, kaum größer als eine Hundehütte, doch als Versteck geeignet.
Ich zog die Lattentür auf, schaute hinein, fand das Versteck leer und blieb darin hocken.
Bequem war der Platz nicht, aber ich hatte einen guten Überblick, der sich sehr rasch bezahlt machte, weil plötzlich eine der Türen geöffnet wurde und mehrere Personen den Raum betraten.
Ich sah Marylin, den Maniac und ihren Gefangenen, den Produzenten Roger Morton.
Mich juckte es in den Fingern, auf die Blechgestalt zu feuern. Ich ließ es noch bleiben und konzentrierte mich statt dessen auf seine Augen. In den Schlitzen leuchtete das Feuer nicht nur, es bewegte sich auch, so daß ich das Tanzen erkennen konnte, als würden dort Flammen in die Höhe schießen.
Marylin führte das große Wort. Ich bekam alles mit und sah auch die anderen vier Gefangenen.
Das Spiel, das sie mit den Menschen treiben wollte, war pervers.
So etwas konnte sich nur jemand ausdenken, der nicht richtig im Kopf war oder unter einem dämonischen Bann stand.
Sehr bald waren die fünf Personen verschwunden. Ein junger Mann schlich dicht an meinem Versteck vorbei. Ich hoffte stark, daß er nicht auf die Idee kam, auch in die Hütte zu kriechen. Sie schien ihm allerdings nicht sicher genug zu sein. Mit einem skeptischen Blick ging er weiter.
Ich atmete auf.
Danach begann die Warterei. Von den anderen Gefangenen sah ich nichts. Sie hatten sich andere Verstecke gesucht. Jetzt, wo sie nicht unmittelbar zusammenstanden, hätte
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