0595 - Der Werwolf-Dämon
gelungen.
»Nur gut, daß das Philippe nicht erfährt«, raunte Zamorra ihm zu. »Der würde sonst gleich noch mißtrauischer. Hoffentlich lauert er uns nicht im Dorf mit dem Jagdgewehr seines Vaters auf und schießt dich ab. Dafür braucht er ja keine geweihten Silberkugeln, normale Munition reicht für dich.«
Prachtvolle Aussichten, murrte der Wolf. So ein sonniges Gemüt wie du möchte ich auch mal haben.
Unterdessen betrachtete Dominique mit einiger Bestürzung die erschossenen Wölfe.
»Ich glaube, Sie haben mir das Leben gerettet«, sagte sie an Nicole gewandt. »Ich…«
Sie tastete nach ihrem schmerzenden Nacken. Ihr Haar verdeckte die Stelle.
»Was tun Sie überhaupt hier, und das mitten in der Nacht?« wollte Nicole wissen.
Dominique ging ein paar Schritte weiter zu der kleinen Lichtung. Überrascht registrierte Nicole, daß sich der Kampf praktisch nur ein paar Dutzend Meter von der Stelle entfernt abgespielt hatte, an der Jean Bouix gestorben war. Ein Blumenstrauß lag dort auf dem Boden.
»Sie waren Jeans Freundin?«
Dominique nickte stumm.
»Sie müssen verrückt sein, mitten in der Nacht einen Blumenstrauß niederzulegen.«
»Es ist Jeans Todesstunde. Ich hoffte…« Ihre Stimme erstickte fast. »Ich hoffte, er würde es sehen und verstehen können. Wir sind im Streit auseinandergegangen. Es tut so weh. Ich wollte, ich könnte alles ungeschehen machen. Er würde noch leben, wenn ich nicht…«
»Kommen Sie«, unterbrach Nicole sie mitfühlend. »Wir bringen Sie nachhause.«
Zamorra trat zu ihnen, begleitet von Fenrir.
Dominique schrak zusammen, als sie den grauen Räuber sah.
»Immer mit der Ruhe«, beschwichtigte Zamorra. »Dieser hier ist einer von den Guten.«
»Was ist mit den anderen?« wollte Nicole leise wissen.
»Sie sind keine eigentlichen Werwölfe aber als Wölfe nicht weniger gefährlich. Sie können zwar nicht in Menschengestalt auftreten, aber in ihnen steckt starke Schwarze Magie. Ich glaube, der Dämon ist ihr Leitwolf. Er umgibt sich mit dem Rudel, um seine Herrschergelüste ausspielen zu können.«
»Hast du eine Ahnung, wer er sein könnte?«
»Er gehört zur Schwarzen Familie«, erklärte Zamorra. »Dessen bin ich sicher. Aber das ist auch schon alles. Wir haben ihn ja leider nicht fragen können, weil dieses verflixte Ding«, er wog Merlins Stern in der Hand, »falsch reagiert hat.«
»Wovon reden Sie?« fragte Dominique verunsichert.
»Ich nehme an, daß dieser… dieser Kerl mit seinen Wölfen, dem Sie heute begegnet sind, auch Ihren Freund und Madame Mirabeau attackiert hat. Von ihm reden wir. Und nun kommen Sie, wir sollten fort von hier - ehe er sich von seiner Niederlage erholt und rachsüchtig zurückkehrt.«
»Sie sagten vorhin etwas von Werwölfen.«
»Und Sie wollen jetzt andeuten, daß es so etwas nur in Gruselromanen und Filmen gibt. Willkommen in der Wirklichkeit.«
»Was ist mit diesen toten Wölfen? Wollen Sie die Kadaver hier liegenlassen?«
Zamorra lachte leise auf.
»Möchten Sie sich die Tierchen auf den Buckel laden und mit ins Dorf schleppen? Wenn wir Pech haben, kehrt das Rudel zurück und frißt sie auf. Ansonsten können wir uns bei Tageslicht immer noch um sie kümmern. Ich glaube nicht, daß sie uns noch weglaufen…«
***
»Ich denke, ab hier komme ich allein zurecht«, sagte Dominique wenig später, als sie das Dorf erreicht hatten.
In der Nähe einer abseits gelegenen Hütte, zwischen dem Dorf und einem kleinen Totenacker, schien Fenrir eine Witterung aufzunehmen. Aber als Nicole zur Waffe griff, um vorsichtshalber kampfbereit zu sein, trottete der Wolf schon wieder weiter.
»Wir bringen Sie bis zu Ihrer Wohnung«, versprach Zamorra. »Vorsichtshalber. Unterschätzen Sie nicht die Beharrlichkeit dieser Bestien. Der Werwolf wollte Sie als seine Beute, und er wird es wieder versuchen. Er muß es tun - schließlich wissen Sie jetzt von seiner Existenz. So etwas verbindet.«
»Mich sicher nicht«, erwiderte Dominique beunruhigt. Wieder tastete sie nach ihrem schmerzenden Nacken.
»Aber ihn. Er wird Ihnen nachstellen. Sie sollten bei Dunkelheit nicht mehr nach draußen gehen. Zumindest nicht in den nächsten drei, vier Nächten. Oder bis wir den Werwolf zur Strecke gebracht haben.«
»Sie glauben, daß Ihnen das gelingt?«
Zamorra nickte.
»Was ist mit der Polizei?« fragte Dominique. »Sollten Sie das nicht eher denen überlassen?«
»Hand-in-Hand-Arbeit«, bemerkte Zamorra trocken. »Aber wir sind näher am Drücker,
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