0595 - Der Werwolf-Dämon
entgangen ist. Vielleicht hat Lucifuge Rofocale diesen Dämon geschickt, um Sie doch noch zu bestrafen.«
»Das«, sagte Zia bedrückt, »ist einer der Gründe, aus denen ich untergetaucht bin.«
»Den Schattenmächten entkommt man nicht auf diese Weise, sie finden einen überall. Wenn Fenrir Sie aufspüren konnte, um wieviel einfacher muß es dann für den Dämon sein?«
Zia Thepin schüttelte den Kopf.
»Ich danke Ihnen für die Warnung«, sagte sie. »Ich werde wohl weiter fliehen und dabei noch viel gründlicher vorgehen müssen.«
»Wir werden Ihnen helfen«, bot sich Zamorra an. »Wir schalten den Dämon aus, und zwar so gründlich, daß auch der Rest der Hölle mitbekommt, daß man Sie in Ruhe lassen sollte. Am sichersten wären Sie natürlich bei uns im Château Montagne. Sie könnten auch in England im Beaminster Cottage leben. So lange wenigstens, bis man Sie in den sieben Kreisen der Hölle vergessen hat oder dort die Bestrafung als nicht mehr wichtig ansieht.«
»Auf jeden Fall«, ergänzte Nicole, »werden wir Ihr Haus mit einem Schutzfeld umgeben. Eine weißmagische Abschirmung, wie sie auch unser Château absichert. Innerhalb dieses Schutzfeldes sind Sie sicher, dann brauchen Sie nicht länger zu fliehen.«
Zias Augen flackerten.
Zamorra und Nicole hielten ihre Reaktion nur für ein Anzeichen ihrer Müdigkeit, immerhin hatten sie die Frau aus dem Schlaf gerissen.
»Wir gehen jetzt«, sagte der Parapsychologe. »Ich denke, den Tee trinken wir ein anderes Mal. Bitte, entschuldigen Sie nochmals die Störung.«
»Ich weiß«, sagte Zia Thepin matt.
»Ich weiß, es war der Wolf.«
Nur Fenrir blieb zurück, während Zamorra und Nicole gingen.
Als er mit Zia allein war, machte er sich telepathisch bemerkbar.
Du hast sie belogen. Du bist immer noch eine Werwölfin!
***
Entgeistert starrte Zia Thepin den Wolf an, versuchte zu begreifen, zu verarbeiten, was da in ihrem Bewußtsein aufgeklungen war.
Du hast sie belogen. Du bist immer noch eine Werwölfin.
»Was - was sagst du da?« stieß sie hervor.
Eben noch hatte sie geglaubt, es geschafft zu haben. Ihr Schlafzimmerfenster hatte offengestanden, und so war sie noch schnell genug von der Rückseite in die Hütte hineingekommen. Es war ihr auch gerade noch gelungen, sich zurückzuverwandeln in ihre Menschengestalt, aber sie hatte nicht einmal mehr Zeit gehabt, sich anzuziehen, als Fenrir bereits die Schlafzimmertür aufstieß. So nackt, wie sie als Wölfin unterwegs gewesen war, hatte sie dagestanden.
Aber die Dämonenjäger hatten nichts gemerkt.
Sie war froh, daß sie den Fuchs nicht gerissen hatte. Das Blut, das dann an ihren Händen und im Gesicht geklebt hätte, das hätte sie keinesfalls mehr rechtzeitig entfernen können.
Und dann - Duvals Beschluß, ihr Haus weißmagisch abzuschirmen.
Ihr war klar, was das bedeutete. Sie würde das Haus dann selbst nicht mehr betreten können - und Zamorra und Nicole Duval würden merken, was wirklich los war!
Wie konnte sie dieses Unheil noch abwenden? Sie mußte wohl sofort von hier verschwinden, noch in dieser Nacht!
Aber dann war Fenrir bei ihr geblieben, und ihn konnte sie nicht mit den anderen fortschicken, ohne dumm aufzufallen. Immerhin wußten Zamorra und Nicole Duval von der Beziehung zwischen Fenrir und Zia. Zumindest hatte diese Beziehung bestanden, als Zia selbst noch Wolfsgestalt besessen hatte, ohne sich zurückverwandeln zu können.
Und - Fenrir hatte sie durchschaut!
Sie konnte ihn nicht belügen. Den Schönen, den Starken, den Grauen, dem sie selbst solche Zuneigung entgegengebracht hatte!
»Ja«, flüsterte sie erstickt. »Ich… ich bin noch immer eine Werwölfin. Der Keim hat mich nicht verlassen. Ich will es nicht, aber ich… ich komme nicht dagegen an. Es ist stärker als ich. Warum… warum hast du mich nicht an Zamorra verraten?«
Weil du für mich immer noch die Gefährtin meiner Träume bist, erwiderte der Wolf. Ich hab' schon gefürchtet, dich für immer verloren zu haben, als du ein Mensch wurdest und dann untergetaucht bist. Weißt du, daß ich die Wölfin Zia liebte?
»Ja«, sagte sie heiser.
Und ich liebe sie immer noch. Du mußt von hier fortgehen.
»Das ist mir klar. Ich kann hier nicht mehr bleiben. Ich habe Angst. Ich habe Menschen ermordet unter dem unheiligen Zwang des Vollmonds. Man wird mich töten. Entweder der Dämon oder Zamorra.«
Ich gehe mit dir, versprach Fenrir. Ich werde dir helfen. Ich kann es. Gemeinsam werden wir den dunklen Keim in dir
Weitere Kostenlose Bücher