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0596 - Feuer-Furie

0596 - Feuer-Furie

Titel: 0596 - Feuer-Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte sie das gewaltige Loch gerissen, und die Flammen verteilten sich zunächst auf diese Hälfte. Ich mußte zugeben, ein wenig ratlos zu sein, und meinem Freund Suko erging es nicht anders.
    So schauten wir auf den brennenden Sarg, über den die Flammen huschten und dabei waren, auch den oberen Teil zu erfassen. Sie hielten den Sarg umfangen und konzentrierten sich nur auf ihn. Die Flammen trafen keinerlei Anstalten, sich auszubreiten, was mich wiederum wunderte. Auch jetzt noch hatte ich den Eindruck, als würden sie durch die Feuer-Furie geleitet.
    Sie huschten über den Deckel, holten uns ein. Der Qualm breitete sich als helles, wolkenartiges Gebilde aus, quoll uns entgegen, reizte zum Husten. Wir wedelten ihn ein wenig zur Seite, umschritten den Sarg.
    Suko hielt nach einem Löschgerät Ausschau, das allerdings nicht zu finden war.
    Ich konzentrierte mich auf den Deckel. Er bekam einen gewissen Druck, wurde durch irgendeine Kraft angehoben.
    Dann passierte es.
    Mit einem explosionsartigen Geräusch zerbarst der Deckel und flog hoch.
    Ich zuckte zurück. Suko duckte sich. Beide wollten wir nicht von den Trümmern getroffen werden.
    Feuer, ein offener Sarg, mein Blick war frei, ich konnte auf die Leiche schauen.
    Suko hörte mich schreien, ich selbst hörte es ebenfalls. Was ich zu sehen bekam, war unfaßbar, ein Schock, ein Hammer, der perfekte Wahnsinn an sich.
    Im Sarg lag meine Mutter!
    ***
    In diesen fürchterlichen Augenblicken setzte meine Hirntätigkeit aus. Sie war einfach weg, ein Blackout, absolute Leere, keine Gedanken mehr. Ich hörte mich nur schreien.
    Suko hatte sich herumgedreht. Er stand mir schräg gegenüber, schaute durch den zuckenden Flammenvorhang, sah meinen Gesichtsausdruck und erschrak zutiefst.
    Ich fühlte auch weiterhin nichts, steckte in einem grauenhaften Alptraum wie die Raupe in ihrem Kokon. Mein Blick mußte nichts Menschliches mehr an sich haben. Über meinen Rücken rannen Schauer; Hitze und Kälte wechselten sich ab. Eine Faust bohrte sich dumpf in meinen Magen, verursachte einen wahnsinnigen Schmerz.
    Mutter lag auf dem Rücken. Ungemein blaß, gleichzeitig zart, angezogen mit einem weißen Kleid, dem Leichenhemd, das ihr bis zu den Knöcheln reichte.
    Die starren Hände lagen auf der Brust übereinander. Kein Finger zuckte, kein Augenlid, keine Lippen.
    Sie war tot!
    Ich schrie das Wort. »Tot! Tot! Tot! Sie ist tot…«
    Und die Flammen tanzten weiter. Das Feuer bekam genügend Nahrung. Mit seinen rotgelben Armen umfaßte es auch das Unterteil und machte sich bereit, über den Rand hinwegzufauchen, um das Leichenhemd in Brand zu setzen. Es war der Anfang vom Ende.
    Erst das Hemd, dann meine Mutter. Ich sollte zusehen, wie Mary Sinclair verbrannte.
    Nein, nein und abermals nein!
    Ich mußte sie aus der Flammenhölle wegholen, wenn ich noch etwas für sie tun wollte.
    Es war auch für mich nicht ungefährlich, das Feuer nahm auf nichts und niemand Rücksicht, daran dachte ich in diesen Augenblicken nicht. Ich wollte meine Mutter nicht zu einem Opfer der Flammen werden lassen. Das hatte sie nicht verdient.
    Schlimm war, daß ich sie trotz der Flammen noch so gut erkennen konnte. Da bewegte sich ihre so ungewöhnlich glatte und faltenlose Gesichtshaut, und es kam mir vor, als sei sie noch am Leben.
    Ich warf mich nach vorn. Es war schrecklich. Was in diesen Augenblicken als Gedanken durch mein Hirn raste, konnte ich nicht fassen. Mir strahlte die Hitze entgegen, als wollte sie mir die Haut vom Körper schleifen.
    Und plötzlich, ich hatte die Arme bereits ausgestreckt, umgab mich eine Klammer aus Eisen.
    Ein Stahlreif, der mich regelrecht zusammenquetschte, mich nicht mehr loslassen wollte.
    Ich wehrte mich dagegen. Vor meinem Gesicht schossen die Feuerzungen in die Höhe und verbrannten meine Haut. Die Augenbrauen wurden angesengt, mein Blut kochte, aber die Klammer ließ mich nicht frei, sosehr ich mich auch bemühte, sie zu sprengen.
    Ich trat mit den Füßen aus, wollte die Schienbeine des Klammernden erwischen. Ich tat alles, um den Druck loszuwerden, doch er blieb. Und es war keine Klammer aus Stahl, die mich umfaßt hielt, sondern die Arme meines Freundes Sukos, der nicht zusehen konnte, wie ich mich in das Verderben stürzte.
    »Laß mich!« brüllte ich. »Verdammt noch mal, laß mich! Ich muß sie aus dem Sarg holen!«
    »Nein, John, nein!« Suko schaffte es dank seiner vehementen Kraft, mich nach hinten zu zerren.
    Ich keuchte, ich wollte nicht. Ich hielt den Kopf

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