Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0596 - Feuer-Furie

0596 - Feuer-Furie

Titel: 0596 - Feuer-Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Sinclair?«
    »Genau.«
    Ingram holte tief Luft und bekam einen anderen Gesichtsausdruck. Er sah aus, als würde er sich selbst vor diesen Dingen fürchten. »Na, ich weiß nicht so recht. Es macht kein Vergnügen, durch den Keller zu tappen.«
    »Zum Vergnügen sind wir auch nicht hier!«
    »Sorry.«
    »Wie geht es Dimitri?« fragte ich.
    »Er ist abgeholt worden. Der Arzt hat ihn kurz untersucht und gemeint, daß er das hinbekommen würde.«
    Wir waren beruhigt.
    »Aber Mouth ist tot«, flüsterte Ingram. Er bekam eine Gänsehaut.
    »Diese Bestie hat ihn einfach verbrannt, als wäre er ein Stück Holz und kein Mensch.« Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich einfach nicht begreifen, es geht nicht.«
    »Wissen Sie, Mr. Ingram, die Menschen sind schlimm. Sie sind schlimmer als Tiere, denn Tiere tun nichts ohne Grund. Auch Menschen nicht, das sagt man, nur gibt es große Unterschiede zwischen ihren Motiven.« Ich winkte ab. »Was rede ich! Wir müssen die Spur der verdammten Feuer-Furie aufnehmen. Alles andere kann und darf uns nicht kümmern. Ach so, noch etwas. Als die Flammenfrau erschien, schoß sie mit der Feuerkugel auf einen Sarg, der entflammte. In diesem Sarg lag eine Frau, die meiner Mutter aufs Haar glich.«
    »Was?« keuchte Ingram. »Ihrer Mutter? Das kann doch nicht sein.«
    »Glauben Sie es mir.«
    »Verbrannte die Frau denn?«
    »Ja und nein, sie zerschmolz.«
    Jetzt war Ingram völlig von der Rolle. »Zerschmolz? Ein Körper, der zerschmolz?«
    »Genau.«
    »Wie ist das möglich? Ich habe Leichen brennen, aber nicht schmelzen sehen.«
    »Ihre Leichen waren auch nicht aus Wachs. Die Person innerhalb des Sargs aber war es. Eine Frau aus Wachs. Können Sie sich das vorstellen? Eine wächserne Leiche? Nachgemacht – modelliert, was weiß ich nicht alles. Ein Drama, wirklich.«
    »Das weiß ich, nicht.«
    »Kann ich mir denken. Nur hätte ich gern von Ihnen gewußt, wer die Tote angeliefert hat? Die echte Leiche muß ausgetauscht worden sein. Ob hier oder woanders, das ist die Frage.«
    »Hier nicht!«
    »Daran glaube ich auch, Mr. Ingram. Wir möchten von Ihnen wissen, wer die Tote gebracht hat.«
    Er schaute zu Boden. »Es ist so. Sie wissen ja, daß wir nicht zu viele Leichen am Tag verbrennen müssen. Die Zahl ist aus Gründen des Umweltschutzes limitiert worden. Aber immer mehr Menschen wollen die Feuerbestattung. Die Leichen müssen demnach Wartezeiten in Kauf nehmen. Nicht alle lagern bei uns, weil wir nicht die entsprechenden Möglichkeiten besitzen. Die Toten liegen in Kühlboxen, nicht auf Eis, wie manche meinen. Dem haben einige Beerdigungsinstitute Rechnung getragen, Kühlboxen gekauft, um sie zu vermieten. Die Hinterbliebenen zahlten praktisch für die Lagerung ihrer Verstorbenen, bis zum Zeitpunkt der Verbrennung.«
    »Und welches Institut hat den Sarg herbeigeschafft?« erkundigte sich Suko.
    »Das war Blythe & Sohn.«
    »Kenne ich nicht. Du, John?«
    »Nein.«
    »Es ist ein renommiertes Institut, glaube ich. Sie finden es in der City, nicht weit von der Regent Street entfernt. Man ist sehr pietätvoll, was den Umgang mit den Verstorbenen angeht. Das kann man nicht von allen behaupten.«
    »Okay, Sie kennen sich aus«, sagte ich. »Aber zuvor möchten wir uns den Keller anschauen.«
    »Gut.«
    Obwohl Ingram im Krematorium seinen Arbeitsplatz besaß, war ihm nicht wohl, mit uns in den »Keller« zu gehen. Nach den schrecklichen Vorfällen sogar verständlich, nur darauf konnten wir leider keine Rücksicht nehmen. Von uns noch unbekannter Seite war ein gefährliches Spiel in Gang gesetzt worden, das wir bisher leider noch nicht hatten durchschauen können.
    »Wir werden den Lift nehmen. Der ist besser als die alte Treppe.«
    »Meinetwegen.«
    Die ebenfalls aschgraue Lifttür versteckte sich in einer kleinen Nische. Wer sie nicht kannte, wäre vorbeigegangen. Ingram führte uns hin und drückte einen Knopf.
    Rumpelnd kam die Kabine hoch. Sie war noch etwas breiter als die alte Eisentür, die aufgezogen werden mußte. Als wir sie betraten, fiel uns sofort der Geruch auf. Es stank nach kalter Asche, was mich zum Niesen reizte.
    Auch Suko war nicht gerade angetan. »Bekommt man diesen Gestank denn überhaupt nicht weg?« fragte er.
    Unser Führer hob bedauernd die Schultern. »Leider nein, Mister. Er klebt an einem, der bleibt haften. Schauen Sie sich mal an, wie viele Arbeitslose es gibt, und fragen Sie dann nach, wer Lust hat, in einem Krematorium zu arbeiten? Keiner oder kaum einer. Die

Weitere Kostenlose Bücher