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0596 - Feuer-Furie

0596 - Feuer-Furie

Titel: 0596 - Feuer-Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gesenkt und schaute in den offenen Sarg.
    Längst war das Totenhemd verbrannt. Es klebte als ein vertrockneter, schwarzer Fetzen am Körper meiner Mutter, die sich sogar bewegte, denn die Hitze und das Feuer glitten auch über das glatte Gesicht. Es war nicht mehr so glatt. Da hatten sich große Tropfen gebildet, ein Muster war entstanden. Die Gesichtszüge verliefen, sie schmolzen zusammen, und auch die Finger verkleinerten sich allmählich. Längst waren aus ihnen Stumpen geworden, an deren Enden die Tropfen klebten wie an Kerzen der Wachs.
    Wachs!
    »Es ist Wachs!« brüllte mir Suko ins Ohr. »Es ist verdammt noch mal Wachs, John!«
    Ich hörte es, begriff es zwar, konnte es aber nicht umsetzen, und gab schließlich nach.
    Suko schleifte mich zurück. Weg aus der Hitze und der unmittelbaren Nähe des beißenden Qualms.
    Er hielt mich noch fest, hatte mich gedreht, damit ich nicht in den Sarg zu schauen brauchte, wo meine Mutter allmählich »zusammenschmolz«. Es war schrecklich.
    Ich hörte mich selbst weinen. Durch den Druck bekam ich keine Luft, deshalb lockerte Suko ihn etwas, so daß ich freier atmen konnte. Er ließ mich los, ich hustete wie verrückt und taumelte einige Schritte zur Seite, bevor es mir gelang, mich wieder zu fangen. Dann richtete ich mich auf, drückte meinen Rücken durch und starrte gegen die Decke dieses verdammten Krematoriumssaals.
    Hinter mir hörte ich das Knistern und Knacken, als die letzten Holzreste verbrannten. Manchmal erklangen auch kleine Explosionen. Da sausten die glühenden Stücke dann als Funken in die Luft, um dicht unter der Decke zu verglühen.
    Suko kam zu mir. Er ließ mich aushusten, legte mir eine Hand auf die Schulter und führte mich zur Seite, wo uns der widerliche Qualm nicht mehr so störte.
    Dann sprach er mich an. »Bist du okay, John?«
    Ich nickte, ohne zu sprechen.
    »Man wollte dich fertigmachen, man wollte uns fertigmachen. Reinlegen wollte man uns. Es war nicht deine Mutter, John. Du hast es gesehen, es war sie nicht. Sie sah nur so aus, aber sie bestand aus Wachs. Hast du gehört?«
    »Ja.«
    »Dann ist es gut.«
    Er ließ mich los. Ich drehte mich um und starrte auf die Reste, über die keine Flammen mehr glitten. Der Sarg war zusammengefallen.
    Verkohlt und pechschwarz, von grauen Rauchschwaden überdeckt und auch von einer widerlich weichen Masse eingehüllt, die als Lache auslief.
    Ich strich über mein Gesicht, wo die Haut an einigen Stellen brannte, wenn sie Druck bekam. Es lag an dem verdammten Feuer, das zu heiß darüber hinweggestrichen war.
    Auch meine Augenbrauen hatten etwas abbekommen. Sie waren angesengt, ebenso die Haarspitzen.
    »Meine Mutter«, flüsterte ich, wobei wieder alles in mir hochkam.
    Die verdammte Entführung, die zahlreichen Versuche, sie aus Mallmanns Klauen zu befreien. Die Fehlschläge, aber auch die Etappensiege, wie das Finden des Blutsteins, auf den Mallmann fixiert war.
    All das kam wieder zusammen und verdichtete sich zu einem wirbelnden Reigen, der vor meinen Augen tanzte.
    »Das war nicht ihr Werk!« flüsterte Suko. »Nein, John, das ist nicht ihr Werk gewesen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Da steckt Mallmann dahinter. Er hat uns die Falle gestellt. Er wollte, daß wir in das Krematorium kommen. Er kennt uns genau. Er weiß, daß er nur Spuren zu legen braucht, auf die wir regelrecht abfahren. Wir haben es getan.«
    »Ja, ja…« Ich gab ihm recht. »Das stimmt alles. Nur würde mich interessieren, was er damit bezweckt.«
    »Ich weiß es nicht, John. Noch nicht.«
    »Er will, daß wir Kontakt aufnehmen, Suko. Mallmann möchte, daß wir ihn finden. Er ist Vampir, er kann ohne Blut nicht leben, aber er kann auch nicht ohne den Stein existieren.«
    »Und er hat meine Mutter«, flüsterte ich. Die folgenden Worte fielen mir schwer. »Lebt sie, ist sie tot?«
    Suko sagte: »Er hat uns eine Spur hinterlassen wollen. Einen Hinweis auf subtile Art und Weise.«
    Ich starrte ihn an. Auch sein Gesicht zeigte Schmutz. Der Rauch hatte eben seine Spuren hinterlassen. »Hinweis ist gut. Welche Rolle spielt die Feuer-Furie?«
    Suko lächelte. »Ich will ja nichts mehr sagen, John, aber erinnere dich daran, daß ich der Meinung war, sie hätte eine gewisse Ähnlichkeit mit Reva. Und da könnte die Verbindung zu Mallmann bestehen.« Er schlug sich gegen die Brust. »Meine ich.«
    »Ist das nicht zu kompliziert?«
    »Was ist schon einfach?«
    »All right, kommen wir auf Reva zu sprechen. Sie war eine Vampirin, eine Person, die

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