0596 - Feuer-Furie
vom Blut anderer lebte. Anders sieht es mit der Feuer-Furie aus. Wer verbirgt sich hinter ihr? Was ist sie für eine Person? Hat sie einen Namen? Ist sie ein Mensch, ist sie nur eine geisterhafte Erscheinung?«
»Möglicherweise ist sie aus dem Höllenfeuer entstanden«, sagte Suko. »Das ist drin.«
»Dann müßte Mallmann einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben!« erklärte ich.
»Was spricht dagegen?«
Ich strich angesengte Haarsträhnen aus der Stirn. »Was spricht dagegen?« wiederholte ich. »Eigentlich alles meiner Ansicht nach. Der Teufel und die Vampire.« Ich schüttelte den Kopf. »Eine derartige Allianz will mir überhaupt nicht gefallen. Denk an die Aktion – Aktion Dracula. Mallmann will sie durchziehen. Er will letztendlich die Welt auf irgendeine Art und Weise beherrschen. Dazu braucht er Vampire, die er auch nicht überall findet. Er wird sich Menschen holen, sie zu Blutsaugern machen, aber er benötigt auch den Blutstein, wo ja das alte Blut eingeschlossen worden ist. Denk daran, das alte Blut aus Rumänien. Das Blut oder die Reste des Vlad Dracula. Wenn Mallmann wirklich so mächtig ist, wie man es annehmen sollte, dann hätten wir schon längst von seinen neuen Dienern, den Vampiren, gehört. Dann hätte er versucht, London damit zu überschwemmen. Um aber so mächtig werden zu können, muß er den Blutstein in seinen Besitz bringen, und den haben wir.«
»Dafür hat er deine Mutter!«
Ich nickte. »Ja, meine Mutter«, sagte ich leise und schielte auf den Sarg, wo die Wachspuppe zerlaufen war und durch die Asche und die verbrannten Holzteile wirkte wie ein surrealistisches Gemälde.
»Seit Monaten suchen wir sie, haben keine Spur finden können. Ich weiß nicht, ob sie lebt. Wenn ja, wie Mallmann sie am Leben erhalten will und wo wer sie versteckt hält. Sie ist verschwunden. Er kann sie…« Meine Stimme versagte, weil mich der ohnmächtige Zorn überschwemmte. Zugleich war er gepaart mit einer gewissen Hilflosigkeit.
Suko deutete auf den Sargrest. »John, du kannst sagen, was du willst, aber für mich ist dieser Vorgang eine Spur gewesen, die indirekt von Mallmann gelegt wurde.«
»In welche Richtung?«
»Feuer-Furie.«
»Sie tauchte auf und verschwand. Wir haben von ihr nichts mehr gesehen, wir können sie auch nicht mehr verfolgen. Also müssen wir warten, bis es ihr gefällt, wieder zu erscheinen.«
»Das kann sein.«
»Und was wollte sie hier im Krematorium? Weshalb hat sie sich gerade in diesen Mauern gezeigt?«
Suko überlegte einen Moment. »Grundlos bestimmt nicht. Das wissen wir beide.«
»Dann möchte ich den Grund gern finden.«
»Frag mich mal.«
Ich ging vor bis zur geschlossenen Klappe. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger deutete ich nach unten. »Darunter liegen die Roste. Die Särge werden mit Inhalt dort verbrannt, das ist alles klar. Frage: Was geschieht mit der Asche?«
»Man sammelt sie und füllt sie in die entsprechenden Urnen, die bereits mit den Namen der Verstorbenen beschriftet worden sind.«
»Das möchte ich mir genauer anschauen, Suko.«
»Gibt es dafür einen Grund?«
»Nicht direkt. Ich suche nur nach Spuren, verflixt. Es muß ein Motiv geben, daß man uns auf raffinierte Art und Weise in dieses Krematorium gelockt hat. Wollte man uns nur meine aus Wachs nachmodellierte Mutter zeigen?«
»Das kann ich mir auch nicht vorstellen.«
»Eben.«
»Möglicherweise ist bei unseren Feinden einiges falsch gelaufen. Vielleicht hatte man vor, uns zu verbrennen!«
»Nie!«
»Was macht dich so sicher, John?«
»Da hätten sie es einfacher haben können, viel einfacher und nicht erst das Theater mit dem Sarg. Ich bin der festen Überzeugung, daß wir noch einige Punkte übersehen haben.«
»Okay, schauen wir uns mal unter dem Rost um. Gesehen habe ich so etwas auch noch nicht.«
Durch die normale Tür verließen wir den Warteraum. Beide stanken wir nach Rauch, zudem war ich noch leicht angesengt. Wir trafen Ingram, der sich noch immer nicht beruhigt hatte. Als er mich sah, bekam er große Augen.
»Was ist denn mit Ihnen los?«
»Man wollte mich nur etwas ankohlen.«
»Wer denn?«
»Unsere Flammenfrau. Sie erschien abermals. Ich muß Dimitri recht geben. Sie schoß tatsächlich mit einem Feuer-Revolver.« Ich schüttelte den Kopf. »Kaum vorstellbar, so etwas.«
»Ja, das meine ich auch.«
»Sagen Sie mal, Mr. Ingram, wie kommen wir dorthin, wo man die Asche einsammelt?«
Er verlor etwas an Farbe. »Meinen Sie den Keller unter dem Rost, Mr.
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