0597 - Leichen-Ladies
normales Blut, es aber nicht ist. Kannst du mir folgen, Mallmann?«
»Rede weiter!«
Jane verzog das Gesicht. Ihre nächsten Worte glichen mehr einem bösen Zischen. »Hexenblut, Mallmann, von der Hölle und vom Teufel verseuchtes Blut. Daran wirst du ersticken!«
Der Vampir schüttelte den Kopf. »Bluff, nichts als Bluff. Ja, du warst einmal eine Dienerin des Teufels, aber das ist vorbei, längst dahin. Consuela, die Sternen-Königin, hat deine Rückkehr zum normalen Menschen ermöglicht. Das weißt du, Jane, das weiß ich, und ich will dir sagen, daß alles andere nicht zählt.«
»Versuch es, Mallmann, los versuch es!« Jane richtete sich etwas auf und verdrehte den Kopf, so daß ihre linke Halsseite dem Blutsauger zugewandt war.
Mallmann zeigte sich irritiert, bis er sich wieder gefangen hatte und lachte. »Nein, damit legst du mich nicht rein. Ich werde dein Blut schlürfen, ob du willst oder nicht.« Er beugte sich vor, streckte den rechten Arm aus, um Jane zu fassen.
Die Detektivin sah nur noch eine Chance. Die offenstehende Tür zu erreichen, dann durch den Gang zu rennen und raus aus diesem verdammten Keller.
Mallmann zog sie nicht aus dem Sarg, er beugte sich tiefer und wollte nur den Kopf seines Opfers anheben.
Für Jane hatte er eine ideale Position erreicht. Mental hatte sie sich auf die Aktion eingestellt. Wenn sie nicht klappte, war sie tatsächlich verloren.
Unheimlicher hätte keine Szene sein können. Im Sarg das blonde Opfer des Vampirs, darüber der Blutsauger selbst und in der Nähe flackernder Kerzenschein, der mit seinem unheimlichen Licht das Verlies ausflackerte.
Mallmann griff zu.
Seine Hand hatte Jane Collins kaum berührt, als die Detektivin handelte.
Auf diesen Augenblick hatte sie sich vorbereitet. Mallmann sah nicht, wie sie ihr Bein anzog. Noch befand sich zwischen ihm und ihr genügend Platz. Dann rammte Jane das Knie in die Höhe. Sie erwischte Mallmann irgendwo zwischen Hals und Brust, hörte sogar etwas knacken, aber das war nicht wichtig.
Für sie zählte der Vampir selbst, der von der Wucht des Treffers zurückgestoßen wurde. Er riß sogar die Arme hoch, Schmerzen verspürte er keine, aber der reinen Physik konnte er nicht ausweichen.
Mallmann segelte vom Sarg weg, aus dem sich Jane mit einem gewaltigen Sprung herauskatapultierte…
***
Ich stand da, bekam einen Schwindelanfall, schwankte, atmete saugend, merkte, wie ein Adrenalinstoß durch meinen Körper tobte und mir der kalte Schweiß aus den Poren trat.
Die Stimme, mein Gott. War sie eine Einbildung, spielten mir meine Nerven einen Streich? War ich schon soweit, daß ich jetzt überall die Stimme der Mutter hörte?
Verrückt, Wahnsinn, einfach nicht zu fassen. Das mußte ich mir eingebildet haben – oder?
»Hallo… ist da jemand?«
Ich beugte mich vor, als hätte ich einen Hieb in den Nacken bekommen. Der Schweiß bildete eine zweite Haut. Plötzlich hörte ich Schritte.
Suko kam zu mir. Auch ihm war mein Verhalten aufgefallen.
»Was ist denn los, John?«
Ich schluckte zweimal, dann räusperte ich mich, und schließlich konnte ich reden. »Suko, ich habe sie gehört, aber ich weiß nicht, ob es stimmt, verstehst du?«
»Wen hast du gehört?«
»Meine Mutter«, hauchte ich. »Ich habe die Stimme von meiner Mutter gehört.«
Suko zuckte zurück. »Wo?«
Ich drehte ihm den Kopf zu. In meinen Augen lag Fieber, so daß sich selbst Suko erschreckte. »Hier«, erwiderte ich zitternd. »Hier habe ich sie gehört.«
Mein Freund schluckte, wobei er noch zuckend den Kopf bewegte.
»Das… das kann doch nicht sein.«
»Es stimmt aber.«
»Deine Mutter? Bist du dir sicher?«
»Ja, Suko, sie ist hier, irgendwo hält man sie versteckt und unter Kontrolle. Wenn sie hier ist, dann muß auch Mallmann nicht weit sein und Jane ebenfalls. Wir haben sie gefunden, Suko.«
»Noch hast du sie nicht gesehen!«
»Ja, da hast du recht, aber sie kann nicht weit sein. Und sie hat uns gesehen, beziehungsweise gehört. Sie… sie fragte, ob hier jemand ist.« Ich faßte Suko in Höhe des Ellbogens an. »Wir müssen sie suchen, wir werden sie finden.«
»Klar, mein Freund. Nur solltest du dich darauf besinnen, aus welcher Richtung dich die Stimme erreicht hat.«
Ich hob die Schultern, ließ Suko los und drehte mich langsam auf der Stelle. »Irgendwo muß sie gewesen sein. Irgendwo, verstehst du das? Aber ich weiß es nicht genau, es ist einfach alles so anders. Es kam über mich.« Während der Worte schaute ich gegen
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