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0597 - Leichen-Ladies

0597 - Leichen-Ladies

Titel: 0597 - Leichen-Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weitersehen, was der Hof noch alles bietet.«
    Er bot zunächst einmal eine Mauer. Bestehend aus grauem Gestein, allerdings bewachsen mit schlingenähnlichen Pflanzen und einem dichten Pelz aus dunkelgrünem Moos. Selbst die heiße Sonne hatte es nicht geschafft, den Pelz auszutrocknen.
    Suko war vor dem schmiedeeisernem Tor stehengeblieben. Er konnte es nicht öffnen.
    Uns blieb nichts anderes übrig, als darüber hinwegzuklettern. Wir gelangten in einen gepflasterten Hof. Steinbänke gruppierten sich zusammen mit den Tischen aus Stein um einen alten Brunnen.
    Weiter im Hintergrund standen die Häuser der Beginen. Tatsächlich so etwas wie klosterähnliche Bauten, ziemlich flach. Die Dächer bildeten ein Graurot, und zum Hof hin lagen auch die kleinen, viereckigen Fenster. Ob jemand dahinter lauerte und uns beobachtete, konnten wir nicht sagen. Zudem hörten wir nichts, es blieb still wie auf einem Friedhof. Nur unsere Schritte waren zu vernehmen.
    Suko schüttelte den Kopf. »Das gefällt mir nicht«, sagte er, »das gefällt mir überhaupt nicht.«
    »Was denn?«
    »Die Stille, John. Sie ist irgendwie bleiern.« Er hob den Kopf. Die Kronen der mächtigen Bäume wuchsen über uns wie gewaltige Dächer, die alles beschützen wollten. Die Sonne stand schräg. Mücken durchtanzten die Luft, wir hörten sie.
    Außen hatten wir kleine Teiche gesehen. Auch jenseits der Pflastersteine, wo der Rasen wie ein Teppich lag, sahen wir die graugrünen Flächen der kleinen Gewässer. Die Oberflächen waren mit hell schimmernden Wasserlinsen oder flachen Blättern bedeckt. Manchmal leuchtete auch das kräftige Rot einer Seerose.
    Suko nickte gegen die Steinfassaden. »Ich wäre dafür, die Häuser von innen zu besichtigen.«
    »Genau.«
    Noch immer auf der Hut durchquerten wir vorsichtig und mit leisen Schritten den Hof. Efeu, Blattwerk und Sträucher bildeten Filter gegen das Licht der Sonne, das nur punktuell den Boden erreichte und dort seine hellen Kreise hinterließ. Ansonsten verschwamm es zu einem milchigen Grün, durch das sich auch die zahlreichen Schwärme der Mücken bewegten.
    Wir hörten zwar uns, aber wir hörten keine anderen. Die Häuser kamen uns unbewohnt vor. Sie lagen in der drückenden Stille, die für mich noch etwas anderes besaß.
    Sie kam mir modrig vor, gleichzeitig abwartend, als würde sie bewußt etwas verbergen.
    Wenn ich Luft holte, füllte Feuchtigkeit meinen Mund aus. Es war sehr schwül geworden, besonders unter den Bäumen und nahe der Hauswände. So etwas roch nach einem Gewitter.
    Auch Sukos Stirn zeigte über und zwischen den Augenbrauen eine Falte. Ihm gefiel die Umgebung ebenfalls nicht. Wir beide wurden den Eindruck nicht los, belauert zu werden.
    Über einem nicht weit entfernt schimmernden Teich lag eine dünne Dunstschicht. Irgendwo raschelte es geheimnisvoll. Etwas taumelte dem Boden entgegen. Es war ein Blatt, das sich von seinem Zweig gelöst hatte.
    »Haben wir heute Sonntag?« fragte mein Freund.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Das ist eine Sonntagsstille. Fehlt nur noch das Läuten der Glocken, dann wäre alles perfekt.«
    »Darauf wirst du wohl warten können. Vampire lieben keine Glocken.«
    Mein Freund grinste. »Dann gehst du davon aus, daß wir hier Blutsauger finden?«
    »Zumindest will ich einen!« Ich hatte die Antwort mit etwas lauterer Stimme gegeben. Das mußte einfach heraus, irgendwo gab es auch bei mir eine Grenze.
    »Da ist ein Eingang!« flüsterte Suko und drehte sich ab. Er ging vor.
    Ich wußte auch nicht, weshalb ich stehenblieb. Vielleicht war ich zu sehr in Gedanken.
    Da genau passierte es.
    Ich hörte eine Stimme. Einen Hauch, ein Heranwehen von Worten.
    Sehr leise, aber sie trafen mich wie ein Hammerschlag.
    »Hallo, ist da jemand…?«
    Ich hätte schreien können, denn die Stimme kannte ich. Sie gehörte meiner Mutter…
    ***
    Jane Collins sah die Kugel nicht. Sie wußte aber, daß sie geschossen hatte, und sie wußte auch, daß sie aus einer derart kurzen Distanz nicht fehlen konnte.
    Dann aber war es passiert. Der Schlag in den Rücken, der sie nach vorn getrieben hatte, genau in dem Augenblick, als sie abdrückte.
    Die Hand mit der Waffe geriet zwangsläufig aus der Richtung, und das geweihte Silber zischte an dem Blutsauger vorbei.
    Einen Augenblick später prallte Jane gegen Mallmann, der sofort Zugriff und sie mit seinen eiskalten Totenklauen festhielt, wobei er ein röhrendes Lachen ausstieß.
    Jane sah das Gesicht des anderen dicht vor sich. Den

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