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0599 - Die Kralle

0599 - Die Kralle

Titel: 0599 - Die Kralle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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regelrecht offen. Als hätte eine Klaue Senta getötet, eine fürchterliche Waffe, verstehst du, George?«
    »Nein!« erwiderte er wider besseres Wissen. Die Köchin hatte sich zurückgezogen und ein Kreuzzeichen geschlagen.
    »Doch, du mußt es begreifen. Du willst es nur nicht zugeben. Ich sage dir etwas, George. Ricardo – es muß Ricardo gewesen sein. Nur er besitzt, eine derartige Hand, die schon eine gefährliche Waffe ist. Da kannst du sagen, was du willst.«
    »Ricardo ist tot!«
    Deliah schaute dem älteren Mann direkt ins Gesicht. »Bist du dir sicher, daß Ricardo tot ist?«
    »Wir haben ihn selbst begraben.«
    »Ahh, das ist kein Grund. Er hat mich angerufen. Er hat sein Grab verlassen, er kommt zurück, nein, er ist schon hier. Er hat Senta getötet, es war eine Warnung, denn er will nicht, daß ich Prosper heirate. Verstehst du, George, er will es nicht.« Sie redete jetzt schnell und hektisch.
    Cathy bekam es bei diesen Worten mit der Angst zu tun. Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und hielt sich dabei noch die Ohren zu. Auf keinen Fall wollte sie mehr hören.
    »Aber das ist doch Unsinn, Deliah. Sie sind überreizt, übernervös. Es wird am besten sein, wenn Sie sich Ruhe gönnen. Ich bringe Sie nach oben, dann können Sie sich hinlegen und werden irgendwann einschlafen. Glauben Sie mir, morgen wird alles anders aussehen.«
    »Nein, nicht schlafen. Ich werde nicht schlafen können, George. Nicht in meinem Zustand.«
    »Cathy gibt Ihnen eine Schlaftablette. Nur so können Sie Ruhe finden, meine Liebe.«
    Cathy ließ Wasser in ein Glas fließen. Das Geräusch weckte Deliah. »Nein, bitte nicht. Ich will keine Tablette, versteht ihr? Ich will sie nicht haben.«
    »Aber Sie müssen schlafen.«
    Deliah schleuderte den Eisbeutel von ihrer Stirn. »Ich werde auf mein Zimmer gehen.«
    »Gut.« George nickte. »Dann lassen Sie es wenigstens zu, daß ich Sie begleite, Deliah. Soll ich Ihre Eltern in der Stadt anrufen? Sollen Sie kommen?«
    »Nein, keiner soll kommen. Ich möchte allein bleiben oder bei euch sein – bitte.«
    »Wie Sie wünschen, Deliah.«
    Sie faßte nach der Hand des Butler. »Sag doch nicht immer Sie zu mir. Ich bin Deliah.«
    »Man wünscht es so.«
    »Aber nicht, wenn wir allein sind.«
    George lächelte. »Mal sehen…«
    Sie stand auf. Auf halber Strecke kippte sie zurück und schämte sich für das Lachen aus ihrem Mund. »Nicht so hastig, junge Lady«, sagte der Butler. »Wir werden gemeinsam etwas unternehmen.«
    »Und was?« Jetzt saß sie wie ein kleines Kind auf dem Rand der alten Küchencouch. Wie früher, dachte sie, wie früher. Aber das Früher war vorbei – endgültig.
    »Ich bringe dich in dein Zimmer. Dort kannst du dich besser ausruhen. Glaub es mir.« Der Butler zog sie an der rechten Hand hoch.
    Deliah mußte sich noch immer gegen ihn lehnen. Manchmal drehten sich die Wände vor ihren Augen, aber sie bekam wieder klare Sicht, nachdem sie einige Male tief durchgeatmet hatte.
    An der Tür spürte sie die Hand der Köchin auf ihrer Wange, die streichelnd in Richtung Hals fuhr.
    »Kein Mitleid, Cathy, das alles habe ich mir selbst zuzuschreiben. Also kein Mitleid.«
    »Ich wünsche dir Glück, Kind, mehr nicht.«
    »Das hat mich verlassen.«
    Und so etwas sagt sie vor der Hochzeit, dachte Cathy. Mein Gott, in welchen Zeiten leben wir. Sie schaute den beiden nach, wie sie durch den Gang schritten. George mußte das Mädchen stützen.
    »Soll ich verschwinden, George?« Vor dem Lift, der nachträglich eingebaut worden war, blieben sie stehen. Nicht jeder Bewohner oder Gast wollte unbedingt die Treppen laufen.
    »Wohin?«
    »Einfach weglaufen.«
    Die Tür öffnete sich. George schob Deliah in die Kabine. Die Wände waren mit Stofftapeten bespannt. Das Polster der Sitzbank besaß den gleichen Farbton. »Wohin denn?«
    »Ich weiß es nicht.«
    George lächelte. »Das wäre nicht gut. Man kann im Leben nicht davonlaufen. Du willst ihn nicht heiraten?«
    »So ist es.«
    George strich über seine Wangen, wo Falten Furchen hinterlassen hatten. »Das kann ich sogar verstehen, Kind, aber es wird schwer für dich sein. Wenn du tatsächlich fest entschlossen bist, solltest du die Gelegenheit beim Schopfe fassen.« Sie verließen den Lift, auf dem Gang redete der Butler weiter. »Aber was ist der Grund? Ich meine, es geht mich nichts an. Liebst du van Meeren nicht?«
    »So ist es.«
    »Dann mach Schluß, Kind.«
    Sie lehnte sich neben der Zimmertür gegen die Wand. »Es ist nicht nur

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