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0599 - Die Kralle

0599 - Die Kralle

Titel: 0599 - Die Kralle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das. Ricardo spielt auch eine Rolle. Er ist nicht tot, George, er ist nicht tot.«
    Der Butler stand hinter ihr. So konnte sie nicht sehen, wie er die Augen verdrehte. Er glaubte ihr nicht, es war unmöglich, ihren Worten zu folgen.
    »Hast du nicht gehört, George? Er ist nicht tot!«
    »Ja, das redest du dir ein. Oder wer hat es dir gesagt, Kind?«
    »Er selbst, George, er selbst hat mir die entsprechenden Nachrichten gegeben. Schriftlich und mündlich. Möchtest du sie sehen? Soll ich sie dir zeigen?«
    George drückte die Zimmertür auf. »Wenn du unbedingt willst«, erwiderte er nicht gerade überzeugt.
    Darauf hatte Deliah gewartet. Sie hastete an ihm vorbei, riß die Schublade einer Kommode auf und holte drei Zettel hervor. »Das sind sie, George, das sind sie. Es ist seine Schrift, lies selbst.« Sie drückte ihm die Nachrichten zerknüllt in die Hand.
    Dem Butler war nicht wohl bei der Sache. Um seinen Schützling nicht zu enttäuschen, faltete er die Zettel auseinander und fing an zu lesen. Deliah wartete vor ihm wie eine Fieberkranke. »Nun, was sagst du jetzt? Was ist dein Kommentar, George?«
    »Nun ja.« Er strich über sein gescheiteltes, graues Haar. »Verwunderlich ist das schon.«
    Sie riß ihm einen Zettel aus der Hand. Laut las sie den Text vor.
    »Ich will nicht, daß du ihn heiratest. Ich komme zurück und hole dich. Keine Sorge, nicht alle Toten sind tot. Denk an unsere nächtlichen Gespräche.«
    »Das ist es, George. Der letzte Satz hat es in sich. An die langen Nächte soll ich denken.«
    »Darf ich fragen, um welche Gespräche es sich handelte?«
    Deliah schaute ihn für einen Moment an. »Und ob du das wissen darfst, George, und ob.« Sie ging und schenkte sich einen Whisky ein. Der Butler lehnte ab.
    Deliah trank zu hastig. An ihren Mundwinkeln rann die Flüssigkeit herab. Dann wischte sie Tränen aus den Augen. »In den Nächten wollte er mich mit Dingen bekanntmachen, über die man normalerweise nicht redet. Teufelsspuk, Magie, Voodoo und ähnliches. Ich habe zunächst gelacht, später war ich fasziniert. Ricardo besaß eine Überzeugungskraft, der ich nichts entgegensetzen konnte. Manchmal waren wir auch zu dritt. Da hatte er seinen Freund Dacros dabei.«
    Der Butler nickte. »Ich sah ihn einmal. Der junge Mann war mir nicht besonders sympathisch.«
    »Weshalb nicht, George?«
    Der Butler hob die Schultern. »Weißt du, es gibt Menschen, die besitzen eine düstere Ausstrahlung. Dieser Dacros gehörte einfach dazu. Ich… ich spüre so etwas.«
    »Herrlich, George, da bin ich nicht allein, die so gedacht hat. Auch ich mochte ihn nicht. Wenn er dabei war, hatte ich den Eindruck, meine Seele würde zusammengepreßt. Er schaute mich an und…«
    Sie hob die Schultern. »Na ja, ich will nicht weiterreden. Jedenfalls bat ich Ricardo, ihn nicht mehr mitzunehmen. Er hat sich daran auch gehalten. Ich sah ihn nur bei der Beerdigung wieder, aber daran möchte ich nicht denken. Später habe ich nie mehr etwas von ihm gehört oder gesehen, glaube aber weiterhin, daß er aktiv ist.«
    »Und den Part des Ricardo übernommen hat?« erkundigte sich der Butler. »Hat er die Nachrichten geschrieben, dich angerufen und sogar dein Pferd getötet?«
    In den dunklen Augen der jungen Frau wurde es Winter. »Nein, George, nein, das war nicht Dacros. So gut kann er seine Stimme nicht verstellen. Es war schon Ricardo, der tote Ricardo.«
    George rieb seine Handflächen gegeneinander trocken. Er fühlte sich unbehaglich. Das Gespräch war in einen Themenkreis hineingeraten, den er nicht mochte. »Ich komme da nicht mit. Raten kann ich dir nicht viel. Bitte, leg dich hin, ruh dich aus, es ist das beste für dich. Wenn du etwas brauchst, kannst du klingeln. Wir sind dann so schnell wie möglich bei dir. Auch Cathy ist besorgt.«
    »Ja, ich weiß – danke.« Sie drehte sich um, nahm auf dem Bett Platz und zog die Reitstiefel aus, die sie in die Ecke warf. »Ich komme darüber nicht hinweg, ich habe Angst, verstehst du das? So eine verfluchte Furcht vor dem Kommenden.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Und was soll ich tun?«
    »Wie gesagt – schlafen.«
    Deliah lachte bitter. »Wenn das mal so einfach wäre«, flüsterte sie.
    »Ich werde es wohl nicht können.«
    George zog sich zur Tür. Dort blieb er noch einmal stehen. »Ich werde nach dir schauen. Möchtest du noch etwas?«
    Sie ließ sich bereits zurückfallen und vergrub die Hände unter ihrem schwarzen Haar. »Nein, nichts im Moment. Überhaupt

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