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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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erforscht werden. Schon jetzt eine andere Frau? Alles in allem konnte sie es dem armen Brendan nicht verübeln, fand allerdings, er sei etwas stark abgesunken im Niveau. Sie setzte das Spielchen fort. »Du meine Güte, Becky, was hat die denn mit dem allen hier zu tun?«
    »Cecily, mein Kind.«
    Mrs. Townley-Youngs Stimme klang nicht mehr ganz so freundlich.
    »Jedem Mann hält sie ihre Riesenlollos unter die Nase und wartet auf die Reaktion«, sagte Rebecca. »Er findet die Ziege toll. Ich weiß es. Das kann er mir nicht verheimlichen.«
    »Brendan liebt dich, Herzchen«, sagte Mrs. Townley-Young. »Er heiratet dich doch.«
    »Er hat letzte Woche im Crofters Inn mit ihr einen getrunken. Nur schnell ein Glas vor der Rückfahrt nach Clitheroe, hat er zu mir gesagt. Er hätte gar nicht gewußt, daß sie dort sei. Er hätte schließlich nicht so tun können, als würde er sie nicht kennen, sagte er. Wir lebten schließlich in einem Dorf. Da hätte er doch nicht fremd tun können.«
    »Liebes, du regst dich wegen nichts und wieder nichts auf.«
    »Du glaubst, er ist in die Haushälterin vom Pfarrer verknallt?« fragte Cecily und riß die Augen auf, um sich den Anschein der Naivität zu geben. »Aber Becky, warum heiratet er dich dann?«
    »Cecily!« zischte ihre Tante.
    »Er heiratet mich ja gar nicht«, rief Rebecca. »Er heiratet überhaupt nicht. Wir haben ja gar keinen Pfarrer.«
    In der Kirche auf der anderen Seite des roten Samtvorhangs wurde es totenstill. Der Organist hatte einen Moment zu spielen aufgehört, und Rebeccas Worte schienen durch das ganze Schiff zu hallen. Eilig griff der Organist wieder in die Tasten. Diesmal wählte er Krön, Herr, mit Liebe diesen frohen Tag.
    »Du meine Güte«, hauchte Mrs. Townley-Young.
    Schritte knallten auf dem Steinboden, der rote Vorhang wurde auf die Seite geschoben. Rebeccas Vater trat herein. »Nichts.«
    Er klopfte sich den Schnee vom Mantel und Hut. »Nirgends zu finden. Nicht im Dorf. Nicht am Fluß. Nicht auf dem Anger. Einfach weg. Aber das wird er mir mit seinem Posten bezahlen.«
    Seine Frau steckte flehend die Arme nach ihm aus, berührte ihn aber nicht. »St. John, um Himmels willen, was sollen wir tun? Die vielen Leute. Das Essen zu Hause. Und Rebeccas Zust...«
    »Ich kenne die Details. Du brauchst sie mir nicht aufzuzählen.«
    Townley-Young zog den Vorhang zur Seite und spähte in die Kirche. »Wir werden für die nächsten zehn Jahre die Zielscheibe des allgemeinen Spotts sein.«
    Er drehte sich nach den Frauen herum, richtete seinen Blick insbesondere auf seine Tochter. »Du hast dir diese Suppe eingebrockt, Rebecca, und ich sollte sie dich, verdammt noch mal, auch allein auslöffeln lassen.«
    »Daddy!«
    Es klang jammervoll.
    »Also wirklich, St. John...«
    Cecily fand, dies wäre der Moment, Hilfsbereitschaft zu zeigen. Zweifellos würde gleich ihr Vater aus der Kirche zu ihnen herüberkommen - emotionale Krisen waren ihm stets ein Quell besonderen Ergötzens -, und wenn das der Fall war, konnte es für sie nur von Vorteil sein zu zeigen, daß sie bestens fähig war, bei Familienkrisen erfolgreich in die Bresche zu springen. Er hatte sich schließlich bezüglich ihrer Bitte, das Frühjahr in Kreta zu verbringen, immer noch nicht verbindlich geäußert.
    Sie sagte: »Vielleicht sollten wir jemanden anrufen, Onkel St. John. Es muß doch einen anderen Pfarrer in der Nähe geben.«
    »Ich habe bereits mit dem Constable gesprochen«, sagte Townley-Young.
    »Aber der kann sie doch nicht trauen, St. John«, protestierte seine Frau. »Wir brauchen einen Geistlichen. Wir brauchen eine ordentliche Hochzeitsfeier. Das Essen wartet. Die Gäste werden allmählich hungrig. Die...«
    »Ich möchte Sage sehen«, unterbrach er. »Ich möchte ihn hier sehen. Und zwar auf der Stelle. Und wenn ich diesen Low-Church-Banausen eigenhändig zum Altar schleifen muß!«
    »Aber wenn er dringend weggerufen worden ist...«
    Mrs. Townley-Young gab sich offenkundig alle Mühe, die Stimme der Vernunft zu vertreten.
    »Er ist nicht weggerufen worden. Diese Yarkin kam mir im Dorf hinterhergelaufen. Sein Bett sei nicht benutzt, sagte sie.
    Sein Wagen steht aber in der Garage. Er muß also irgendwo in der Nähe sein. Und mir ist völlig klar, was der Bursche getrieben hat.«
    »Der Pfarrer?« fragte Cecily und schaffte es, Entsetzen zu zeigen, während die Entwicklung des Dramas ihr in Wirklichkeit höchstes Vergnügen bereitete. Eine Hochzeit mit Rückenwind, von einem hurenden

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