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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sie versuchen, Sage zu schützen?«
    »Und durch ihn den Ruf der Kirche.«
    »Möglich war's. Die Anspielung auf die Frau, die im Ehebruch aufgegriffen wurde, kann nicht so leicht vom Tisch gewischt werden, nicht wahr?«
    »Wenn er sie getötet hat...«, meinte Lynley nachdenklich.
    »Dann hat vielleicht jemand anderer nur auf eine Gelegenheit zur Vergeltung gewartet.«
    »Zwei Menschen in einem Segelboot. Stürmisches Wetter. Eine Böe. Der Baum dreht sich im Wind, trifft die Frau am Kopf, und sie geht über Bord.«
    »Kann man so einen Unfall inszenieren?« fragte St. James.
    »Du meinst Mord als Unfall getarnt? Es war gar nicht der Baum, sondern ein Schlag auf den Kopf? Natürlich.«
    »Das nennt man dann poetische Gerechtigkeit«, sagte Deborah. »Ein zweiter Mord, der als Unfall getarnt ist. Erstaunliche Duplizität.«
    »Eine perfekte Art der Vergeltung«, sagte Lynley. »Das ist wahr.«
    »Aber wer ist dann Mrs. Spence?« fragte Deborah.
    St. James zählte mehrere Möglichkeiten auf. »Eine ehemalige Haushälterin, die die Wahrheit weiß, eine Nachbarin, eine alte Freundin der Ehefrau.«
    »Die Schwester der Ehefrau«, meinte Deborah. »Vielleicht sogar seine eigene Schwester.«
    »Die hier in Winslough gedrängt wurde, in den Schoß der Kirche zurückzukehren, und entdeckte, daß er ein Heuchler war, den sie nicht ertragen konnte?«
    »Vielleicht war sie auch eine Verwandte, Simon. Oder hat früher ebenfalls für den Bischof von Truro gearbeitet.«
    »Vielleicht hatte sie früher ein Verhältnis mit Sage. Ehebruch kommt in den besten Familien vor.«
    »Er hat seine Frau getötet, um mit Mrs. Spence Zusammensein zu können, aber als sie die Wahrheit entdeckte, wollte sie ihn nicht mehr haben? Und ist ihm davongelaufen?«
    »Es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Der Schlüssel ist ihre Vergangenheit.«
    Lynley drehte nachdenklich sein Bierglas. Er hatte sich das alles angehört, war aber dennoch nicht geneigt, seine früheren Mutmaßungen einfach zu verwerfen. »Sonst keine Auffälligkeiten in seiner Geschichte, St. James? Alkohol, Drogen, unmoralische oder verbotene Interessen vielleicht?«
    »Er war ein Bibelfanatiker, aber das scheint mir bei einem Geistlichen nichts Auffälliges zu sein. Woran denkst du denn?«
    »Ein unnatürliches Interesse an Kindern vielleicht?«
    »Pädophilie?«
    Als Lynley nickte, sagte St. James: »Nicht der kleinste Hinweis darauf.«
    »Aber könnte man denn überhaupt einen Hinweis erwarten, wenn die Kirche ihn schützt, um ihren eigenen Ruf zu wahren? Kannst du dir vorstellen, der Bischof gäbe zu, daß Robin Sage einen Hang zu den Chorknaben hatte und daß er versetzt werden mußte...«
    »Und wie uns der Bischof von Bradford sagte, hat er sich ständig versetzen lassen«, warf Deborah ein.
    »... weil er die Hände nicht von den Knaben lassen konnte? Glaubst du, die würden so etwas jemals öffentlich zugeben?«
    »Gut, eine Möglichkeit wäre es. Aber mir scheint es die am wenigsten plausible Erklärung zu sein. Wer sind denn hier die Chorknaben?«
    »Vielleicht waren es keine Knaben.«
    »Du denkst an Maggie? Und daß Mrs. Spence ihn getötet hat, um dem - was? Mißbrauch? - ein Ende zu machen. Wenn das wirklich der Fall war, warum verschweigt sie es dann?«
    »Weil es dennoch Mord ist, St. James. Das Mädchen hat nur sie. Hätte sie sich darauf verlassen können, daß die Geschworenen bei der gerichtlichen Untersuchung die Sache so gesehen hätten wie sie und sie freigesprochen hätten, so daß sie weiterhin für das Kind hätte sorgen können? Das wäre doch ein sehr großes Risiko gewesen.«
    »Warum hat sie ihn dann nicht der Polizei gemeldet? Oder der Kirche?«
    »Da hätte ihr Wort gegen seins gestanden.«
    »Aber das Wort ihrer Tochter...«
    »Vielleicht hätte Maggie den Mann geschützt? Vielleicht wünschte sie sich diese Beziehung sogar. Vielleicht bildete sie sich ein, den Mann zu lieben, oder bildete sich ein, er liebe sie.«
    St. James rieb sich den Nacken. Deborah stützte den Kopf in ihre Hände. Beide seufzten. Deborah sagte: »Ich komm mir vor wie die rote Königin in Alice. Wir müßten doppelt so schnell laufen, und ich bin schon außer Atem.«
    »Es sieht nicht gut aus«, stimmte St. James zu. »Wir brauchen mehr Informationen, und die anderen brauchen nur den Mund zu halten, dann tappen wir auf immer und ewig im Dunkeln.«
    »Nicht unbedingt«, entgegnete Lynley. »Wir haben immer noch Truro. Da haben wir eine Menge Spielraum. Wir können

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