Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
genommen und ist in Charing Cross umgestiegen«, sagte Helen.
    »Und da wird er dann den zweiten Zettel bekommen haben, den für das Konzert. Aber wie kommen wir dann zur Clapham High Street?«
    »Vielleicht ist er da zuletzt hingefahren, nachdem er in Lambeth war. Steht in seinem Terminkalender nichts?«
    »Unter dem Datum seines letzten Tags in London steht nur Yanapapoulis.«
    »Yanapapoulis«, wiederholte sie seufzend. »Griechisch.«
    Sie spürte eine leichte Traurigkeit. »Diese Woche habe ich uns gründlich verpatzt. Jetzt, in diesem Moment, könnten wir dort sein. In Korfu.«
    Er legte seinen Arm um sie und küßte sie. »Es spielt doch keine Rolle. Wir würden dort das gleiche tun, was wir jetzt hier tun.«
    »Uns über die Clapham High Street unterhalten? Das bezweifle ich.«
    Er lächelte und legte seine Brille auf den Tisch. Er strich ihr das Haar zurück und küßte sie auf den Hals. »Nein, das nicht gerade«, murmelte er. »Über die Clapham High Street sprechen wir später...«
    Und das taten sie auch, etwas mehr als eine Stunde später.
    Lynley war damit einverstanden, daß Helen den Kaffee machte, aber nach dem Mittagessen, das sie ihm am Tag zuvor geboten hatte, war er nicht bereit, sie das Frühstück machen zu lassen. Er schlug die sechs Eier, die er im Kühlschrank fand, gab Schmelzkäse, entkernte schwarze Oliven und ein paar Pilze dazu. Er machte eine Dose geschnipselte Grapefruit auf, verteilte sie auf Schälchen, zierte sie mit einer Maraschinokirsche und ging daran, den Toast zu machen.
    Helen hatte inzwischen Telefondienst. Als er das Frühstück fertig hatte, hatte sie fünf der sechs Yanapapoulis angerufen, die er im Telefonbuch gefunden hatte, hatte sich vier griechische Restaurants notiert, die sie noch nicht kannte, hatte ein Rezept für einen Mohnkuchen mit Ouzo bekommen - »Du meine Güte, das klingt ja richtig feuergefährlich« -, hatte versprochen, eine Beschwerde über Inkompetenz der Polizei bei einem Einbruch in der Nähe von Nottinghill Gate an ihre »Vorgesetzten« weiterzugeben, und ihre Ehre gegen die Anschuldigungen einer kreischenden Frau verteidigt, die sie für die Geliebte ihres auf Abwegen wandelnden Ehegatten hielt.
    Lynley hatte ihre Teller auf den Tisch gestellt und schenkte gerade Kaffee und Orangensaft ein, als Helen mit ihrem letzten Anruf endlich einen Volltreffer landete. Sie hatte gefragt, ob sie Mutter oder Vater sprechen könnte. Die Antwort nahm einige Zeit in Anspruch. Lynley war dabei, Orangenmarmelade auf seinen Teller zu löffeln, als Helen sagte: »Ach, das tut mir aber wirklich leid. Und was ist mit deiner Mutter? Ist sie da?... Aber du bist doch nicht allein zu Hause, oder? Müßtest du nicht in der Schule sein?... Ach so! Ja, wenn Linus eine Erkältung hat, muß sich natürlich jemand darum kümmern... Mit Salzwasser gurgeln, das ist sehr gut bei Halsschmerzen.«
    »Helen, was zum Teufel...«
    Sie hob abwehrend eine Hand. »Wo ist sie?... Ich verstehe. Könntest du mir vielleicht den Namen geben?«
    Lynley sah, wie ihre Augen groß wurden und ein Lächeln sich langsam auf ihrem Gesicht ausbreitete. »Wunderbar«, sagte sie. »Das ist ganz wunderbar, Philip. Du warst mir wirklich eine große Hilfe. Vielen herzlichen Dank... Ja, gib ihm die Hühnerbouillon.«
    Sie legte auf und lief aus der Küche hinaus.
    »Helen, ich hab das Frühstück...«
    »Nur einen Moment, Darling.«
    Brummend probierte er von dem Omelett. So schlecht war es gar nicht. Denton hätte zwar eine solche Kombination niemals serviert oder gutgeheißen, aber Denton war sowieso reichlich engstirnig, was das Essen anging.
    »Hier! Schau!«
    In einem Wirbel burgunderroter Seide kam Helen mit klappernden Absätzen wieder in die Küche gelaufen - sie war die einzige Frau, die Lynley kannte, die tatsächlich hochhackige Pantöffelchen mit puderquastenartigen Pompons trug, die farblich auf ihr jeweiliges nächtliches Ensemble abgestimmt waren - und hielt ihm einen der Handzettel hin, die sie sich zuvor angesehen hatten.
    »Was denn?«
    »Das goldene Haar«, sagte sie. »Clapham High Street.«
    Sie setzte sich an den Tisch, nahm sich einen Löffel Grapefruit und sagte: »Tommy, Schatz, du kannst ja tatsächlich kochen. Vielleicht sollte ich dich doch behalten.«
    »Mir wird ganz warm ums Herz.«
    Mit zusammengekniffenen Augen sah er auf das Blatt in seiner Hand hinunter. »Unisex Styling«, las er laut. »Erschwingliche Preise. Fragen Sie nach Sheelah.«
    »Yanapapoulis«, sagte Helen.

Weitere Kostenlose Bücher