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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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»Was hast du denn alles an die Eier getan. Sie schmecken köstlich.«
    »Sheelah Yanapapoulis?«
    »Dieselbe. Und sie muß die Yanapapoulis sein, die wir suchen, Tommy. Der Name Yanapapoulis stand in Robin Sages Terminkalender, und er hatte einen Reklamezettel von einem Frisiersalon in seinem Besitz, in dem ebenfalls eine Yanapapoulis arbeitet. Das kann doch kein Zufall sein, was meinst du?«
    Sie wartete nicht auf seine Antwort, sondern fügte hinzu: »Das war übrigens ihr Sohn, mit dem ich eben gesprochen habe. Er sagte, wir sollen im Salon anrufen und nach Sheelah fragen.«
    Lynley lächelte. »Du bist unglaublich.«
    »Du aber auch. Wärst du nur gestern hier gewesen, um meinem Vater das Frühstück zu machen...«
    Er legte den Handzettel zur Seite und widmete sich wieder seinem Omelett. »Das läßt sich leicht arrangieren«, sagte er beiläufig.
    »Ja, wahrscheinlich.«
    Sie gab Milch und Zucker in ihren Kaffee. »Kannst du auch staubsaugen und Fenster putzen?«
    »Wenn's hart auf hart geht.«
    »Hallo, da würde ich ja vielleicht direkt noch ein gutes Geschäft machen.«
    »Also dann?«
    »Was?«
    »Abgemacht.«
    »Tommy, du bist wirklich unerbittlich.«

26
    Obwohl der Sohn von Sheelah Yanapapoulis einen Anruf im Salon Das goldene Haar empfohlen hatte, entschloß sich Lynley zu einem persönlichen Besuch. Der Friseursalon befand sich im Erdgeschoß eines schmalen, rußgeschwärzten viktorianischen Hauses, eingezwängt zwischen einem indischen Restaurant und einer Reparaturwerkstatt für Haushaltsgeräte in der Clapham High Street. Er war über die Albert Bridge gefahren und dann um den Clapham Common herum, auf dessen Nordseite ein Samuel Pepys im Alter liebevoll versorgt worden war. Zu Pepys' Zeiten hatte man die Gegend als das »paradiesische Clapham« bezeichnet, aber damals war es auch noch ein Dorf auf dem platten Land gewesen, mit Häusern und Gärten, die sich vom Nordostzipfel der Gemeindewiese aus in einem Bogen ausbreiteten, und mit Feldern und Gemüsegärten anstelle der dichtbebauten Straßen, die mit der Ankunft der Eisenbahn entstanden waren. Die Gemeindewiese gab es noch, im wesentlichen intakt, aber viele der hübschen Häuser, die sie einst umgeben hatten, waren schon vor langer Zeit abgerissen und durch die kleineren und weniger originellen Gebäude des neunzehnten Jahrhunderts ersetzt worden.
    Der Regen, der am Vortag eingesetzt hatte, begleitete Lynley die High Street hinunter und machte aus dem üblichen Sortiment von Einwickelpapieren, Tüten, Zeitungen, das sich im Rinnstein angesammelt hatte, eine einzige triefende Masse, die alle Farbe verloren hatte. Ihm war es auch zuzuschreiben, daß praktisch keine Fußgänger unterwegs waren. Abgesehen von einem unrasierten Mann in zerschlissenem Tweedmantel, der, eine Zeitung über seinen Kopf haltend, auf dem Bürgersteig dahinschlurfte und vor sich hin brabbelte, war im Augenblick nur noch ein Mischlingshund auf der Straße und beschnupperte einen einzelnen Schuh, der auf einer Holzkiste lag.
    In der St. Luke's Avenue fand Lynley einen Parkplatz, nahm Schirm und Mantel und ging zu Fuß zurück zu dem Frisiersalon. Offenbar hatte der Regen auch hier für eine Flaute gesorgt. Als er die Tür aufmachte, schlug ihm der beißende Geruch entgegen, der das Legen einer Dauerwelle begleitet, und sah, daß diese übelriechende Verschönerungsmaßnahme soeben bei der einzigen Kundin des Salons vorgenommen wurde, einer rundlichen Frau von etwa fünfzig Jahren, die ein Heft von Royal Monthly in den Händen hielt und sagte: »Na, schauen Sie sich doch das mal an, Stace! Dieses Kleid, das sie da zum Ballettabend anhatte, muß gut und gern seine vierhundert Pfund gekostet haben.«
    »Ja, Wahnsinn«, antwortete Stace in einem Ton, in dem sich höfliches Interesse mit bleierner Langeweile mischte. Sie spritzte irgendeine chemische Substanz auf einen der kleinen rosaroten Lockenwickler auf dem Kopf ihrer Kundin und betrachtete dabei ihr eigenes Bild im Spiegel. Sie strich sich glättend über ihre Augenbrauen, die merkwürdig spitz in die Höhe gingen und genau die gleiche Farbe hatten wie ihr glattes, kohlschwarzes Haar. Bei dieser Selbstbetrachtung bemerkte sie Lynley, der an dem gläsernen Verkaufstisch im vorderen Teil des Ladens stand.
    »Wir nehmen keine Männer, tut mir leid.«
    Mit einer Kopfbewegung, bei der ihre langen Ohrringe wie Kastagnetten klapperten, wies sie auf den benachbarten Arbeitsplatz. »Ich weiß, in unseren Anzeigen steht Unisex, aber

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