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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Zug.
    Du bist zu jemand anderem gegangen, sagte ihre Miene so deutlich, als hätte sie gesprochen. Du hast deiner Mutter nicht vertraut.
    Maggie bemühte sich, sie zu besänftigen und den unausgesprochenen Vorwurf zurückzuweisen, indem sie hastig sagte: »Josie kennt Mr. Sage, Mom. Pam Rice auch. Josie hat erzählt, daß er erst seit drei Wochen hier ist und versucht, die Leute wieder in die Kirche zu holen. Josie hat gesagt, daß die Jugendgruppe...«
    »Gehört Nick Ware auch zu der Gruppe?«
    »Ich weiß nicht. Ich hab nicht gefragt.«
    »Lüg mich nicht an, Maggie.«
    »Das tu ich doch gar nicht. Ich hab nur gedacht... Der Pfarrer möchte mit dir darüber sprechen. Du sollst ihn mal anrufen.«
    Ihre Mutter ging zum Abfalleimer, zerriß die Karte und warf sie zu Kaffeesatz und Grapefruitschalen. »Ich habe nicht die Absicht, mit einem Geistlichen über irgend etwas zu sprechen, Maggie.«
    »Aber, Mami, er wollte doch nur...«
    »Die Diskussion ist beendet.«
    Aber trotz der Weigerung ihrer Mutter, ihn anzurufen, war Mr. Sage dreimal zum Häuschen hinausgekommen. Winslough war ja nur ein kleines Dorf, da war es nicht schwierig gewesen, zu erfragen, wo die Familie Spence wohnte. Als er eines Nachmittags unerwartet erschienen war, vor Maggie, die ihm öffnete, den Hut zog, war ihre Mutter allein im Treibhaus gewesen, um einige Pflanzen umzutopfen. Sie hatte Maggies nervöse Mitteilung, der Pfarrer sei da, mit den kurzen Worten entgegengenommen: »Geh solang ins Pub. Ich ruf dich an, wenn du nach Hause kommen kannst.«
    Ihr zorniger Ton und ihr starres Gesicht hatten Maggie gesagt, daß es klüger sei, keine Fragen zu stellen. Sie wußte schon lange, daß ihre Mutter für Kirche und Religion nichts übrig hatte. Aber über die Gründe schwieg sie so beharrlich wie über das Schicksal von Maggies Vater.
    Und dann war Mr. Sage gestorben. Genau wie Daddy, dachte Maggie. Und er hat mich gemocht, genau wie Daddy. Ich weiß, daß er mich gemocht hat.
    Jetzt, in ihrem kleinen Zimmer, gingen Maggie die Worte aus, die sie zum Himmel hinaufsenden konnte. Sie war eine Sünderin, eine Hure, eine Nutte, ein Flittchen. Sie war das schlechteste Geschöpf, das Gott je auf die Welt gebracht hatte.
    Sie stand auf und rieb sich die Knie, die von den Wülsten des Teppichs rot und wund waren. Niedergeschlagen trottete sie ins Badezimmer und kramte im Schrank, um das Ding herauszusuchen, das ihre Mutter dort versteckt hielt.
    »Es ist nämlich so«, hatte Josie in vertraulichem Ton erklärt, als sie eines Tages zufällig auf den komischen Plastikbehälter mit dem noch komischeren abnehmbaren Schnabel gestoßen war, der tief unter den Handtüchern vergraben gewesen war. »Nach dem Geschlechtsakt macht die Frau dieses Ding voll Öl und Essig. Dann steckt sie sich den langen Schnabel unten rein, ihr wißt schon, und pumpt ganz fest, dann kriegt sie kein Kind.«
    »Aber hinterher riecht sie wie eine Schüssel Salat«, warf Pam Rice ein. »Ich glaub, du bringst da was durcheinander, Jo.«
    »Überhaupt nicht, du Supergescheite.«
    Maggie sah sich die Flasche an. Sie schauderte bei dem Gedanken. Die Knie wurden ihr ein bißchen weich, aber sie würde es tun müssen. Sie nahm das Ding mit hinunter in die Küche, legte es auf die Arbeitsplatte und holte Öl und Essig. Josie hatte nicht gesagt, wieviel man nehmen mußte. Halb und halb höchstwahrscheinlich. Sie schraubte die Essigflasche auf.
    Da öffnete sich die Küchentür. Ihre Mutter kam herein.

5
    Es gab nichts zu sagen, darum machte Maggie einfach weiter, den Blick starr auf den steigenden Pegel des Essigs gerichtet. Als der Behälter etwa zur Hälfte gefüllt war, schraubte sie die Flasche wieder zu und öffnete die Ölflasche.
    »Was, in Gottes Namen, tust du da, Margaret?«
    »Nichts«, antwortete sie. Es war doch offensichtlich genug. Der Essig. Das Öl. Die Plastikflasche mit dem abnehmbaren, langen Schnabel, der neben der Flasche auf dem Tisch lag. Was sollte sie wohl anderes tun, als Vorbereitungen dafür zu treffen, ihren Körper von den Spuren zu befreien, die ein Mann in ihm hinterlassen hatte? Und wer anders konnte dieser Mann sein als Nick Ware?
    Juliet Spence schloß mit einer entschiedenen Bewegung hinter sich die Tür. Bei dem Geräusch erschien Punkin aus der Dunkelheit des Wohnzimmers und huschte durch die Küche, um ihr um die Beine zu streichen. Er miaute leise.
    »Du hast ihn wohl nicht gefüttert?«
    »Ich hab's vergessen.«
    »Wieso? Was hast du denn getan?«
    Maggie

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