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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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auch gar nicht widerstehen. Ihre Hände suchten sein Haar, seinen Hals, seine Brust. Ihre Arme umschlossen ihn, als er sie fest an sich zog, ihr Gesäß umfaßte und sich an sie drängte. Er hörte einen Knopf herunterfallen, als er ihr das Hemd vom Leib riß und ihren Busen suchte. Dann fiel auch sein Hemd zu Boden, und ihr Mund war auf seiner nackten Haut, suchte sich unter Küssen und Bissen einen Weg zur Taille. Sie kniete nieder, machte sich an seinem Gürtel zu schaffen und schob seine Hose herunter.
    Nur zwei Dinge jagten ihm durch den Sinn, daß er sich in ihren Mund ergießen könnte, daß sie ihn loslassen könnte, bevor er dazu kam.

9
    Sie hätte nicht weniger Ähnlichkeit mit Annie haben können. Vielleicht lag darin die anfängliche Anziehung begründet. An die Stelle von Annies weicher, williger Fügsamkeit trat nun Juliets Eigenständigkeit und Stärke. Sie hatte sich leicht nehmen lassen, hatte es eilig gehabt, genommen zu werden, aber sie machte es einem nicht leicht, ihr nahezukommen. In der ersten Stunde ihrer wilden Umarmung an jenem Märznachmittag hatte sie nur zwei Worte zustande gebracht: Gott und fester. Letzteres hatte sie dreimal wiederholt. Und als sie sich aneinander gesättigt hatten - lang nachdem sie aus dem Wohnzimmer in ihr Schlafzimmer hinaufgegangen waren -, hatte sie gesagt: »Wie heißt du mit Vornamen, Mr. Shepherd, oder soll ich dich weiterhin Mr. Shepherd nennen?«
    Er zeichnete mit einem Finger die helle Linie auf ihrem Bauch nach, einziges Anzeichen - außer dem Kind selbst -, daß sie ein Kind zur Welt gebracht hatte. Er hatte das Gefühl, sein ganzes Leben würde nicht ausreichen, um jeden Zentimeter ihres Körpers ganz kennenzulernen, und obwohl er bereits viermal mit ihr zusammengewesen war, weckte der Anblick ihres ausgestreckten Körpers bereits wieder seine Lust. Mit Annie hatte er nie öfter als einmal in vierundzwanzig Stunden geschlafen. Er hatte gar nicht daran gedacht, etwas anderes zu machen. Die Liebe mit ihr war zärtlich und süß gewesen, und er hatte hinterher immer ein Gefühl von Glück und Harmonie empfunden, voll tiefer Dankbarkeit für das Empfangene. Die Liebe mit Juliet hatte seine Sinne geweckt, ein Begehren offengelegt, das unstillbar zu sein schien. Nach einem Abend, einer Nacht, einem Nachmittag mit ihr brauchte er nur irgendwo ihren Duft aufzufangen - an seinen Händen, an seinen Kleidern, wenn er sich das Haar kämmte -, und schon flammte das Begehren wieder auf, so daß es ihn zum Telefon trieb, und er wartete, bis sie mit leiser Stimme antwortete: »Ja. Wann?«
    Doch auf ihre erste Frage überhaupt sagte er nur: »Colin.«
    »Wie hat deine Frau dich genannt?«
    »Col. Und wie hat dich dein Mann genannt?«
    »Ich heiße Juliet.«
    »Und dein Mann?«
    »Wie er heißt?«
    »Nein, wie er dich genannt hat.«
    Sie strich mit den Fingern über seine Augenbrauen, folgte dem Schwung seines Ohrs, seiner Lippen. »Du bist schrecklich jung«, war ihre Antwort.
    »Ich bin dreiunddreißig. Und du?«
    Sie lächelte, eine kleine traurige Bewegung ihres Mundes. »Ich bin älter als dreiunddreißig. Alt genug, um...«
    »Um was?«
    »Um klüger zu sein, als ich bin. Weit klüger, als ich heute nachmittag war.«
    Seine männliche Eitelkeit antwortete: »Aber du wolltest es doch, nicht wahr?«
    »O ja. Sobald ich dich da in dem Rover sitzen sah. Ja. Ich wollte. Es. Dich. Was auch immer.«
    »War das so eine Art Liebestrank, was du mir da gegeben hast?«
    Sie hob seine Hand zu ihrem Mund, nahm seinen Zeigefinger zwischen ihre Lippen, sog sachte daran. Ihm stockte der Atem. Sie ließ ihn los und lachte leise. »Du brauchst keinen Liebestrank, Mr. Shepherd.«
    »Wie alt bist du?«
    »Auf jeden Fall so alt, daß es bei diesem einen Nachmittag bleiben muß.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Doch, das muß mein Ernst sein.«
    Doch er hatte nicht lockergelassen, und mit der Zeit ließ ihr Widerstand nach. Sie verriet ihr Alter, dreiundvierzig, und sie erlag immer wieder dem Begehren. Aber wenn er von der Zukunft sprach, verwandelte sie sich in Stein. Ihre Antwort war immer die gleiche.
    »Du brauchst eine Familie. Kinder, die du großziehen kannst. Du bist zum Vater bestimmt. Das kann ich dir nicht geben.«
    »Unsinn! Frauen, die älter sind als du, bekommen noch Kinder.«
    »Ich habe bereits mein Kind, Colin.«
    In der Tat. Maggie war das Problem, das gelöst werden mußte, wenn er Juliet für sich gewinnen wollte, und er wußte es. Doch sie war nicht zu fassen,

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