Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
erklärte, ohne sich umzudrehen:
    »Während du an dem Tag in der Scheune gebumst hast, habe ich geliebt.«

    »Auf dem Wohnzimmersofa?« rief Josie Wragg ungläubig. »Hier im Haus, meinst du? Obwohl deine Eltern da waren? Das gibt's doch nicht!«
    Sie näherte ihr Gesicht so weit wie möglich dem Spiegel über dem Waschbecken und versuchte sich mit ungeschickter Hand an dem flüssigen Eyeliner. Ein Klümpchen blieb in ihren Wimpern hängen. Sie zwinkerte, kniff krampfhaft die Augen zu, als die Schminke mit dem Auge in Berührung kam. »Aua! Das brennt vielleicht. So ein Mist. Schau doch mal, was ich da gemacht habe.«
    Sie sah aus, als hätte ihr jemand eins aufs Auge gegeben. Mit einem Papiertaschentuch begann sie zu reiben und verwischte das schwarze Zeug über ihre Wange. »Das hast du nie getan«, sagte sie. »Das glaub ich dir nicht.«
    Pam Rice hockte auf dem Badewannenrand und blies Zigarettenrauch in die Luft. Dabei ließ sie den Kopf träge nach rückwärts fallen. Wahrscheinlich hat sie das in einem alten amerikanischen Film gesehen, dachte Maggie. Bette Davis. Joan Crawford. Vielleicht Lauren Bacall.
    »Soll ich dir den Fleck zeigen?« fragte Pam.
    Josie runzelte die Stirn. »Was für einen Fleck?«
    Pam schnippte Asche in die Badewanne und schüttelte den Kopf. »Mann o Mann! Du weißt aber auch gar nichts, oder, Josephine Bohnenstange?«
    »Wieso? Natürlich weiß ich Bescheid.«
    »Ach wirklich? Na prima. Dann sag du mir doch, was für ein Fleck.«
    Das mußte Josie erst einmal gründlich durchkauen. Maggie sah ihr an, daß sie krampfhaft versuchte, sich eine gute Antwort zu überlegen, auch wenn sie so tat, als konzentrierte sie sich auf die schwarze Bescherung um ihre Augen.
    Sie waren im Badezimmer des Reihenhauses, schräg gegenüber vom Crofters Inn, in dem Pam Rice wohnte. Während direkt unter ihnen Pams Mutter die Zwillinge mit Rührei und Bohnen auf Toast fütterte - zur Begleitung von Edwards vergnügtem Geschrei und Alans Gelächter -, sahen sie Josie beim Experimentieren mit ihrer neuesten kosmetischen Errungenschaft zu: einer halben Flasche Eyeliner, die sie einer Fünftkläßlerin abgekauft hatte, welche sie wiederum ihrer Schwester aus der Kommode geklaut hatte.
    »Gin«, erklärte Josie schließlich. »Wir wissen doch alle, daß du den dauernd trinkst, wir haben ja die Flasche gesehen.«
    Pam lachte und blies wieder lässig den Rauch in die Luft. Dann warf sie ihre Zigarette in die Toilette. Sie hielt sich am Badewannenrand fest und lehnte sich zurück, noch weiter diesmal, so daß ihre Brüste spitz zur Decke hinaufzeigten. Sie hatte noch ihre Schuluniform an - genau wie die anderen beiden Mädchen -, aber sie hatte die Wolljacke ausgezogen und die Bluse aufgeknöpft, so daß man das Tal zwischen ihren Brüsten sehen konnte, und die Ärmel hochgekrempelt. Pam schaffte es immer, eine harmlose weiße Baumwollbluse so hinzudrapieren, daß es so aussah, als schreie sie nur danach, ihr vom Leib gerissen zu werden.
    »Mensch, heut hab ich's echt nötig«, sagte sie. »Wenn Todd heut abend keine Lust hat, hol ich's mir bei einem anderen Kerl.«
    Sie drehte ihren Kopf in der Richtung zur Tür, wo Maggie im Schneidersitz auf dem Boden hockte. »Na, wie geht's denn unserm Nicky?« fragte sie ganz cool.
    Maggie rollte ihre Zigarette zwischen ihren Fingern hin und her. Sie hatte sechs Alibizüge gemacht - durch den Mund hinein, durch die Nase hinaus, nichts in die Lunge und ließ die Zigarette jetzt einfach herunterbrennen, bis sie sie ebenfalls in die Toilette werfen konnte. »Gut«, sagte sie.
    »Und groß ist er auch?« fragte Pam und drehte dabei den Kopf hin und her, daß ihr Haar wie ein dichter blonder Vorhang von einer Seite zur anderen flog. »Wie eine Salami, hab ich gehört. Stimmt das?«
    Maggie sah zu Josies Spiegelbild hinauf, flehte stumm um Hilfe.
    »Und, hab ich recht?« sagte Josie in Pams Richtung.
    »Womit?«
    »Daß es Gin ist.«
    »Samen«, sagte Pam höchst gelangweilt.
    »Sa - was?«
    »Na komm schon.«
    »Wohin?«
    »Mensch, bist du blöd! Das ist es doch.«
    »Was?«
    »Der Fleck. Der ist von ihm. Okay? Das tropft raus, verstehst du? Wenn man fertig ist.«
    Josie musterte aufmerksam ihr Spiegelbild und wagte noch einen Versuch mit dem Eyeliner. »Ach so«, sagte sie und tauchte das Bürstchen in die Flasche. »So wie du geredet hast, hab ich gedacht, es müßte was ganz Besonderes sein.«
    Pam hob ihre Umhängetasche auf, die auf dem Boden lag. Sie nahm ihre Zigaretten

Weitere Kostenlose Bücher