06 - Der Schattenkrieg
später. Eine Stunde vor Sonnenaufgang saß er mit Vega auf einer kleinen Anhöhe und beobachtete den Landestreifen. Nur einer der beiden Wächter marschierte umher. Der andere saß an den Schuppen gelehnt und qualmte. »Was tut sich, Ding?« fragte der Captain. »Ich hab Sie kommen gehört, Sir«, meinte Chavez. »Tut mir leid, bin gestolpert.« Chavez schilderte kurz die Lage. Ramirez richtete kurz sein Fernglas auf den Feind. »Sieht so aus, als könnten wir uns auf einen längeren Aufenthalt einrichten.« Eine Pause. »Sowie sich etwas tut…«
»Melden wir uns sofort, Sir«, versprach Vega. »Habt ihr Schlangen gesehen?« fragte Ramirez. »Nein, zum Glück nicht.« Die Zähne des Captains blitzten in der Dunkelheit auf. Er klopfte Chavez auf die Schulter und verschwand im Gebüsch.
»Was regt ihr euch so über Schlangen auf?« fragte Vega.
Captain Winters sah enttäuscht zu, wie die Piper aufsetzte. Der zweite Vogel schon, den sie erwischt hatten. Die große DC-7 von gestern war bereits fort. Wohin man die Vögel brachte, wußte er nicht vielleicht auf einen großen Flugzeugfriedhof in der Wüste, wo eine alte Kolbenmaschine mehr kaum auffiel. So eine Piper aber konnte man leicht abstoßen.
Das MG vom Kaliber 50 mm wirkte auf Augenhöhe noch beeindruckender, aber die Scheinwerfer waren im ersten Licht der Morgendämmerung nicht ganz so überwältigend wie in der Nacht. Mit den Schmugglern gingen die Marines genauso grob um wie zuvor und erzielten die gewünschte Wirkung. Beide Piloten waren Kolumbianer und ausgemachte Machos, aber ein Blick auf den Alligator Nicodemus brachte sie zur Besinnung. Schon nach vier Stunden hatten sie ihre Aussagen gemacht und waren unterwegs in die Haft.
»Wie viele Flugzeuge schaffen es wohl nicht bis zu uns?« fragte Sergeant Black, als die Piloten weggebracht worden waren.
»Wie meinen Sie das?«
»Ich habe das Kampfflugzeug gesehen, Sir. Offenbar sagt sein Pilot diesen Kerlen: ‹Entweder fliegt ihr in diese Richtung, oder es knallt.› Und da wir einige Male hierher bestellt wurden, ohne daß ein Flugzeug auftauchte, nehme ich an, daß ein paar Kerle nicht reagierten und vom Piloten abgeschossen wurden.«
»Sergeant Black, das brauchen Sie nicht zu wissen«, mahnte der CIA-Offizier.
»Na schön. Aber ich habe sowieso nichts dagegen, Sir. Vor ein paar Jahren habe ich in meinem Zug mal einen beim Dealen erwischt und fast totgeschlagen. Gab bösen Ärger von oben.« Der CIA-Offizier tat so, als überraschte ihn das. »Diskretion, Sergeant Black«, mahnte er noch einmal.
»Aye aye, Sir.« Black rief seine Männer zusammen und ging zu dem wartenden Hubschrauber. Und das ist das Problem bei »schwarzen« Operationen, dachte der CIA-Offizier, als die Marines abmarschierten. Für ein solches Unternehmen wünschte man sich gute, zuverlässige und aufgeweckte Leute, doch diese hatten leider auch Grips und Phantasie, und deshalb fiel es ihnen nicht zu schwer, sich ein Bild von der Sache zu machen. Dann wurde aus einer schwarzen Operation auf einmal eine graue - als begänne gerade die Morgendämmerung. Tageslicht war nicht immer ein positiver Faktor.
Admiral Cutter traf sich in der Halle des Verwaltungsflügels mit den Direktoren Moore und Jacobs und nahm sie gleich mit zum Oval Office, wo sie im Vorzimmer von den Agenten Connor und Agostino überprüft und dann sofort zu WRANGLER vorgelassen wurden.
»Guten Tag, Mr. President«, sagten die drei nacheinander. Der Präsident erhob sich von seinem Schreibtisch und nahm auf einem antiken Sessel am Kamin Platz. »Ich nehme an, daß Sie mir einen Tätigkeitsbericht geben wollen. Richter Moore, möchten Sie beginnen?«
»SHOWBOAT ist angelaufen, Sir, und wir hatten sofort Glück: Es gelang unserem Überwachungsteam gleich nach dem Eintreffen, ein Flugzeug beim Start zu beobachten.« Moore bedachte alle mit einem Lächeln. »Alles lief genau nach Plan. Zwei Schmuggler sind in Haft. Das war natürlich ein reiner Glücksfall, mit dem wir nicht oft rechnen können, aber wir haben immerhin neunzig Kilo Kokain beschlagnahmt; keine Kleinigkeit. Alle vier Beobachtungsteams sind unbemerkt an Ort und Stelle eingetroffen.«
»Wie funktioniert der Satellit?«
»Einige Funktionen werden noch eingestellt, aber das ist hauptsächlich ein Computerproblem. Gebraucht wird Rhyolite erst in einer Woche. Wie Sie wissen, wurde dieser Teil des Planes relativ spät ausgearbeitet; im Augenblick improvisieren wir noch. Nun geht es nur noch um die Software, und die
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