06 - Der Schattenkrieg
Maschinen an Bord. Der fliegende Verband des Trägers war über drei verschiedene Luftstützpunkte der Marine verteilt und sollte erst nach dem Auslaufen zum Schiff stoßen, eine Maßnahme, die den Piloten den normalen Tumult des In-See-Stechens ersparte. Allen außer einem.
Clark ging die für Offiziere reservierte Gangway hinauf, an der ein Corporal der Marines Wache stand. Der Soldat fand Clark auf seiner Liste der autorisierten Besucher und fragte, wie es die Vorschrift verlangte, noch einmal telefonisch nach. Clark marschierte einfach weiter, betrat den Träger auf der Ebene des Hangardecks und sah sich nach einem Weg nach oben um. Für Uneingeweihte ist es nicht einfach, sich auf einem Träger zurechtzufinden, aber wer immer der Nase lang geht, kommt am Ende auch aufs Flugdeck. Dort angelangt, hielt Clark auf den Steuerbordaufzug zu. Dort stand ein Offizier, dessen Rangabzeichen ihn als Commander der US-Navy auswiesen. Ein goldener Stern über der Brusttasche signalisierte das Kommando auf See. Clark stand vor dem Kommandanten eines Geschwaders Jagdbomber Grumman A-6E Intruder.
»Sind Sie Jensen?« fragte er. »Der bin ich, Sir. Roy Jensen. Und Sie sind wohl Mr. Carlson?« Clark lächelte. »So ungefähr.« Mit einer Geste forderte er den Offizier auf, ihm nach vorne zu folgen. Hier lag das Flugdeck verlassen da; geladen wurde vorwiegend achtern. Über das asphaltierte Deck gingen sie in Richtung Bug und mußten laut sprechen, um sich zu verständigen. Vom Dock kam allerhand Lärm, und von See wehte eine Fünfzehn-Knoten-Brise herein. Mehrere Leute konnten die beiden Männer zwar reden sehen, aber die Chance, daß das Gespräch auffiel, war gering. Zudem ließ sich ein Flugdeck nicht verwanzen. Clark reichte Jensen einen Umschlag, ließ ihn den Inhalt lesen und nahm ihn dann wieder an sich. Inzwischen hatten sie den Bug fast erreicht und standen zwischen den beiden Katapultschienen.
»Ist das ernst?«
»Ja. Schaffen Sie das?« Jensen dachte kurz nach und starrte hinüber auf den Stützpunkt. »Sicher. Wer wird am Boden sein?«
»Eigentlich darf ich Ihnen das nicht sagen ich.«
»Der Schlachtverband sollte eigentlich nicht dort unten…«
»Der Einsatzbefehl ist bereits geändert.«
»Und die Waffen?«
»Werden morgen auf die Shasta geladen. Sie sind blau und leicht…«
»Ich weiß. Vor ein paar Wochen habe ich erst einen Abwurf gemacht.«
»Ihr Chef wird den Befehl in drei Tagen erhalten, aber nicht wissen, worum es geht. Auch sonst ist niemand informiert. Wir lassen zusammen mit den Waffen einen Spezialisten einfliegen, der sich von hier aus um die Mission kümmert. Ihre BDA-Kassetten gehen an ihn. Sonst bekommt sie niemand zu sehen. Er bringt seinen eigenen Satz mit, der mit orangem und lila Band gekennzeichnet ist, damit nichts durcheinandergerät. Haben Sie einen vertrauenswürdigen Bootsmann, der den Mund halten kann?«
»Kein Problem«, erwiderte Commander Jensen. »Gut. Der Spezialist wird sich zwar bei Ihrem Chef melden, wenn er an Bord kommt, aber nur mit Ihnen zusammenarbeiten. Ihrem Vorgesetzten, der übrigens nur weiß, daß es sich um eine geheime Mission handelt, können Sie sagen, es sollte bei der Abwurfübung eine neue Waffe getestet werden.« Clark zog eine Braue hoch. »Es handelt sich doch nur um eine Abwurfübung, nicht wahr?«
»Die Leute, von denen wir…«
»Leute? Was für Leute? Das brauchen Sie nicht zu wissen. Das wollen Sie überhaupt nicht wissen«, sagte Clark streng. »Und wenn Ihnen das Schwierigkeiten bereitet, sagen Sie es mir lieber gleich.« »Moment, ich sagte doch, daß wir das schaffen. Ich war halt nur neugierig.«
»Neugierde tut nicht gut«, meinte Clark milde. Er wollte den Mann nicht beleidigen, mußte ihm aber ganz deutlich klarmachen, wie geheim die Sache war.
»Verstanden.« USS Ranger war im Begriff, zu einer ausgedehnten Übung im Indischen Ozean auszulaufen. Nun aber sollte diese, wie Commander Jensen gerade erfahren hatte, dreihundert Meilen vor Panama, also viel weiter östlich, stattfinden. Wer darf es sich erlauben, insgesamt einunddreißig Kriegsschiffe, darunter unverschämte Ölfresser, einfach umzuleiten? fragte sich der Commander. Nun war der Ursprung des Befehls, den er gerade erhalten hatte, bestätigt.
»Das war’s dann. Wenn es soweit ist, bekommen Sie rechtzeitig Bescheid. Reichen Ihnen acht Stunden Vorwarnzeit?«
»Kein Problem. Ich werde die Waffen leicht erreichbar lagern lassen. Und passen Sie am Boden auf sich auf, Mr. Carlson.«
»Man gibt
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