Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
sich Mühe.« Clark schüttelte dem Piloten die Hand und ging nach achtern, um sich den Weg von Bord zu suchen. In zwei Stunden mußte er wieder ein Flugzeug besteigen.
    Die Polizisten von Mobile waren übelster Laune. Nicht nur, weil ein Kollege am hellichten Tag brutal ermordet worden war, sondern auch, weil Mrs. Braden vor die Tür getreten war, um nachzusehen, und dabei selbst zwei Kugeln abbekommen hatte. Die Ärzte hatten zwar versucht, sie zu retten, nach sechsunddreißig Stunden aber aufgeben müssen, und nun hatte die Polizei nicht mehr vorzuweisen als einen Jugendlichen unterm Führerscheinalter, der behauptete, einen der Mörder mit einem uralten Kleinkalibergewehr getroffen zu haben, und Blutflecke, die seine Behauptungen bestätigten oder auch nicht. Die Polizei nahm lieber an, daß Braden sich mit Erfolg gewehrt hatte, aber die Experten von der Mordkommission wußten, daß ein Revolver mit Zwei-Zoll-Lauf nur bei einer Schießerei in einem überfüllten Aufzug von Nutzen sein konnte. In Mississippi, Alabama, Florida und Louisiana hielt jeder Polizist nach einem blauen Plymouth Voyager und zwei weißen Männern, Haarfarbe schwarz, Größe mittel, Körperbau mittel, bewaffnet und gefährlich, Ausschau. Am Montag nachmittag wurde der Minivan in Alabama gefunden. »Der Kleine hatte recht«, bemerkte der die Ermittlungen leitende Lieutenant. Die Leiche hinten im Fahrzeug bot nach zwei Junitagen einen abstoßenden Anblick, aber der Einschuß an der Schädelbasis stammte eindeutig von einem 22er Geschoß. Klar war auch, daß der Mörder auf dem Beifahrersitz an einer jähen Blutung gestorben war. Und ein weiterer Aspekt ergab sich.
»Den kenne ich. Das ist ein Dealer«, sagte ein anderer Beamter. »In was war Ernie denn verwickelt?« »Weiß der Himmel. Was soll aus seinen Kindern werden? Die haben doch Vater und Mutter verloren. Sollen wir nun in die ganze Welt hinaustrompeten, daß ihr Vater korrupt war?«
Nein, beschlossen die beiden mit einem Blick. Statt dessen wollten sie dafür sorgen, daß Ernie als Held begraben wurde und daß man dem jungen Sanderson ein Lob aussprach.
    »Ist Ihnen eigentlich klar, was Sie angestellt haben?« fragte Cortez, der sich eisern vorgenommen hatte, die Beherrschung nicht zu verlieren.
»Ich habe den norteamericanos eine Lektion erteilt«, erwiderte Escobedo mit einer arroganten Geduld, die Felix’ Selbstdisziplin hart auf die Probe stellte.
»Und was haben sie daraufhin getan?« Escobedo machte eine weitausholende, selbstzufriedene Geste. »Ach was, nur ein Insektenstich.«
»Ihnen ist natürlich auch klar, daß Sie meine mühsam erworbene, wertvolle Informationsquelle ausgeschaltet haben.«
»Welche Informationsquelle?«
»Die Sekretärin des FBI-Direktors«, antwortete Cortez. Nun konnte er selbstzufrieden lächeln. »Und jetzt können Sie sie nicht mehr benutzen?« Escobedo war verblüfft.
Schwachkopf! dachte Cortez. »Nein, es sei denn, Sie wollten, daß ich verhaftet werde, Jefe. Jammerschade. Die Informationen von dieser Frau hätten wir über Jahre hinweg nutzen können. Wir wären in der Lage gewesen, Versuche, die Organisation zu infiltrieren, aufzudecken. Wir hätten herausfinden können, welche neuen Pläne die norteamericanos haben.« Fast hätte Cortez hinzugefügt, daß er nun den Grund für das Verschwinden der Flugzeuge erkannt hatte, doch er schwieg. Felix Cortez wurde erst langsam klar, daß er sich an die Stelle des Mannes hinterm Schreibtisch setzen konnte. Doch erst mußte er diesen Kriminellen seinen Wert demonstrieren und beweisen, daß er nützlicher war als dieser aufgeblasene Pavian. So beschloß er, sie erst einmal im eigenen Saft schmoren zu lassen, damit sie dann später den Unterschied zwischen einem ausgebildeten Geheimdienstprofi und einem Haufen laienhafter, viel zu reicher Schmuggler noch besser zu schätzen wußten.
    Ryan schaute hinab aufs Meer. An die VIP-Behandlung gewöhnte man sich rasch; als Chef eines Direktorats stand ihm auch eine Sondermaschine vom Luftstützpunkt Andrews zu einem Militärflugplatz beim Nato-Hauptquartier in Belgien zu.
Er vertrat die CIA auf einer zweimal im Jahr stattfindenden Konferenz mit seinen Kollegen von den europäischen Nachrichtendiensten und plante eine eindrucksvolle Darbietung zu geben. Ryan hatte eine Rede zu halten und einen guten Eindruck zu machen. Zwar kannte er viele der Teilnehmer, war aber bisher nur ein besserer Büchsenspanner für James Greer gewesen. Nun mußte er sich bewähren. Bill

Weitere Kostenlose Bücher