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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Shaw war als stellvertretender Direktor der höchste Beamte im FBI, der bis zur Ernennung durch den Präsidenten und Bestätigung durch den Kongreß die Amtsgeschäfte übernahm. Das mochte in einem Wahljahr wie diesem einige Zeit dauern, was Shaw durchaus recht war. Angesichts der Tragweite des Falles war ein erfahrener Polizist an der Spitze besser als ein Politiker. Auf die Nachricht vom Tode des Direktors hin hatte er sich sofort an seinen Freund Dan Murray gewandt, der die Ermittlungen überwachen sollte. Murray betrat an diesem Morgen um sieben Shaws Büro. Beide hatten während der vergangenen zwei Tage kaum geschlafen, aber ausruhen konnten sie sich später im Flugzeug: Direktor Jacobs sollte heute in Chicago beerdigt werden, und sie flogen in der Maschine mit dem Sarg.
»Nun?« Dan schlug seine Akte auf. »Ich habe gerade mit Morales in Bogotá gesprochen. Der festgenommene Schütze ist Zuträger für M-19 und hat von nichts eine Ahnung. Hector Buente, 20 Jahre alt, abgebrochenes Studium. Man scheint ziemlichen Druck gemacht zu haben, aber der Junge weiß wirklich nicht viel. Den Schützen wurde vor ein paar Tagen mitgeteilt, es stünde ein wichtiger Job an, aber worum es ging, erfuhren sie erst vier Stunden vor Beginn der Aktion. Eine zweite Gruppe von Attentätern lauerte übrigens auf einer anderen Route. Die Polizei kennt einige Namen und stellt bei der Fahndung die Stadt auf den Kopf. Aber das ist eine Sackgasse. Man kennt nur die gedungenen Mörder; diejenigen, die wirklich etwas wissen, sind längst über alle Berge.« »Und die Wohnungen, aus denen sie schossen?«
»Wurden beide aufgebrochen und zweifellos schon vorher ausgesucht. Als es soweit war, drangen die Täter ein, fesselten die Mieter und legten sich auf die Lauer. Das Ganze war von Anfang bis Ende professionell inszeniert.«
»Und nur vier Stunden Vorwarnung?«
»Korrekt.«
»Das Signal kam also zu dem Zeitpunkt, zu dem die Maschine des Direktors startete«, meinte Shaw. Murray nickte. »Damit ist die undichte Stelle klar auf unserer Seite. Laut Flugplan war der Bestimmungsort der Maschine Grenada. Geändert wurde sie erst nach zweistündiger Flugzeit. In Kolumbien wußte nur der Justizminister von Emils Kommen, und er gab es erst drei Stunden vor der Landung bekannt. Andere hohe Regierungsbeamte wußten zwar, daß sich etwas tat, und damit mag das Signal an unsere Freunde von M-19 erklärt sein, aber der Zeitfaktor stimmt nicht. Entweder war das Leck hier, oder der kolumbianische Justizminister selbst hat geschwatzt. Der Mann soll aber so streng und aufrecht sein wie Oliver Cromwell und noch nicht einmal eine Mätresse haben. Nein, Bill, die undichte Stelle war hier.«
Shaw rieb sich die Augen und dachte an eine weitere Tasse Kaffee, hatte aber schon so viel Koffein im Körper, daß er eine Statue in einen Zustand von Hyperaktivität versetzt hätte. »Weiter.« »Wir haben jeden, der von der Reise wußte, vernommen. Natürlich behaupten alle, Stillschweigen gewahrt zu haben. Ich habe inzwischen eine Prüfung aller Telefongespräche angeordnet, verspreche mir aber nicht viel davon.«
»Und wie sieht es…«
»Bei den Jungs vom Luftstützpunkt Andrews aus?« Dan lächelte. »Die stehen auf der Liste. Insgesamt höchstens vierzig Leute können gewußt haben, daß der Direktor eine Maschine nehmen wollte. Darunter sind auch solche, die erst nach dem Start etwas erfuhren.«
»Indizien?«
»Nun, wir haben ein RPG und diverse andere Waffen. Die kolumbianische Armee griff beherzt ein. Es gehört allerhand Mumm dazu, in ein Gebäude einzudringen, in dem sich der Gegner mit schweren Waffen verschanzt hat. Die Attentäter trugen leichte Waffen aus dem Ostblock, vermutlich aus Kuba. Ich möchte die Sowjets bitten, Seriennummer und Verschiffungsdatum der RPG festzustellen.« »Gut, tun Sie das.«
»Die restlichen Beweise sind eindeutig und bestätigen lediglich, was wir bereits wissen. Mag sein, daß es den Kolumbianern gelingt, M-19 aufzurollen, aber das bezweifle ich, denn an dieser Gruppe, einer harten Nuß, beißen sie sich schon seit einer Weile die Zähne aus«, meinte Murray und fügte hinzu: »Bill, Sie sehen erschöpft aus. Wir haben doch junge Agenten, die durcharbeiten können. Wir alten Knacker sollten gelernt haben, mit unseren Kräften hauszuhalten.«
»Schön, aber ich muß diesen ganzen Kram da aufarbeiten.« Shaw wies auf einen Aktenstapel. »Wann geht die Maschine?«
»Um halb elf.«
»Gut, dann gehe ich jetzt in mein Büro und lege

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