06 - Der Schattenkrieg
Position und die des Feindes informiert. Hinter und über ihnen hatte der Zug fast zwei Stunden zur Umgruppierung und zur Vorbereitung des Hinterhaltes gehabt. Wie Chavez und León über Funk erfuhren, plante Ramirez, die Angreifer schon weit vor der Hauptverteidigungslinie zu empfangen. Diese erstreckte sich zwischen zwei besonders steilen Hängen und wurde von den MG flankiert, die einen nur dreihundert Meter breiten Korridor bestrichen. Wenn der Feind dumm genug war, in diesen Einschnitt zu marschieren, war das sein Problem. Bisher hatte er geradewegs auf die LZ zugehalten. Möglicherweise vermutete er nur, daß Team MESSER dort steht, dachte Chavez, als er mit León hinter einem MG in Stellung ging.
»Sechs, hier Punkt, wir sind in Position. Feind nun dreihundert Meter unter uns.«
Klick-Klick….
»Ich sehe sie«, rief eine andere Stimme über den Funkkreis. »Granate eins sieht sie.« »Sanitäter hat sie.«
»MG eins hat sie.«
»Granate zwei. Wir sehen sie.«
»MESSER, hier sechs. Ruhe bewahren«, mahnte Ramirez. »Sieht so aus, als kämen sie direkt durch die Vordertür. Denkt an das Signal, Leute.«
Zehn Minuten vergingen. Chavez schaltete das Nachtsichtgerät ab, um die Batterien zu schonen und seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. In Gedanken spielte er den Schlachtplan immer wieder durch. Er und León hatten bestimmte Gebiete, für die sie verantwortlich waren. Jeder Soldat hatte sein Feuer auf ein schmales Segment zu beschränken. Alle Segmente überschnitten sich zwar ein wenig, aber jeder sollte nur auf seinem Gebiet jagen und nicht die ganze Front bestreichen. Selbst für die beiden Maschinengewehre galten diese Beschränkungen. Das dritte stand mit dem kleinen Reserveverband weit hinter der Verteidigungslinie und sollte den Rückzug des Zuges decken oder auf unerwartete Entwicklungen reagieren.
Nun war der Gegner bis auf hundert Meter herangekommen. Die erste Reihe des Feindes bestand aus achtzehn oder zwanzig Männern, die vorsichtig und mit gesenkten Gewehren vorgingen. In dem ihm zugewiesenen Gebiet zählte Chavez drei. León hielt weiter unten Ausschau und hob die Waffe. In der Vergangenheit schoß man Salven. Die napoleonische Infanterie stand in langen Kolonnen Schulter an Schulter, legte auf Befehl die Musketen an und feuerte eine vernichtende Salve auf den Gegner ab. Zweck der Übung war die Schockwirkung, und diese Taktik gilt bis heute. Schock, um die wenigen Überlebenden aus dem Konzept zu bringen und zur Flucht zu bewegen. Nur setzt man heute keine Kolonnen von Musketieren mehr ein, sondern läßt den Gegner ganz nahe herankommen. Klick-Klick-Klick. Bereitmachen, befahl Ramirez. Die Schützen legten die Gewehre an. Die MG wurden gehoben. Man legte Sicherungshebel um. In der Mitte der Verteidigungslinie griff der Captain nach einem Telefonkabel. Es war fünfzig Meter lang und an einer Blechbüchse befestigt, die Kieselsteine enthielt. Langsam und vorsichtig zog er das Kabel straff. Dann zerrte er heftig daran. Das plötzliche Geräusch ließ die Zeit stillstehen. Die Angreifer wandten sich instinktiv dem Geräusch in ihrer Mitte zu und ab von der noch unerkannten Gefahr vor ihnen und an ihren Flanken. Der scheinbar endlose Augenblick endete mit den weißen Mündungsfeuern aus den Waffen des Zuges. Die ersten fünfzehn Angreifer fielen auf der Stelle. Hinter ihnen gab es fünf weitere Tote oder Verwundete, ehe das Feuer erwidert wurde. Von oben wurde nun nicht mehr geschossen. Die Angreifer reagierten zu spät. Viele schössen ganze Magazine leer, aber die Soldaten hatten sich in ihre Schützenlöcher zurückgezogen und boten keine Ziele.
»Wer hat geschossen? Was geht hier vor?« rief Sergeant Olivero. Konfusion ist die Verbündete der gut Vorbereiteten. Weitere Männer stürzten in die Todeszone, um zu sehen, was geschehen war, um festzustellen, wer da auf wen geschossen hatte. Chavez und alle anderen zählten bis zehn und tauchten dann wieder aus der Deckung auf. Dreißig Meter vor Dings Stellung standen zwei Männer. Bei zehn schoß er einen mit einem Dreierstoß nieder und verwundete den anderen. Nun war ein weiteres Dutzend Feinde gefallen.
Aus den Funkgeräten klickte es fünfmal. Ein Mann jedes Zweierteams jagte fünfzig Meter bergan und blieb an einer vorbestimmten Stelle stehen. Die MG, die bisher nur kurze Feuerstöße abgegeben hatten, schössen nun Dauerfeuer, um die Ablösung zu decken. Binnen einer Minute hatte sich MESSER aus einem Gebiet, das nun mit verspätetem
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