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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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natürlich nicht begeistert, aber ich habe ihn etwas beruhigt.«
»Wie steht die Verteidigung der beiden Angeklagten da?« fragte Jacobs.
»Nicht sehr gut. Auf den ersten Blick liegt der Fall klar. Der ballistische Abgleich der Kugel ist positiv. Sie wurde im Deck gefunden und stammte aus einer Waffe, die die Fingerabdrücke der beiden Männer trug ein echter Glücksfall. Blut, das in der Umgebung der Fundstelle des Geschosses gefunden wurde, war von der Gruppe AB positiv, die Blutgruppe der Ehefrau. Ein Fleck auf dem Teppich knapp einen Meter weiter bestätigte, daß sie ihre Periode hatte; im Zusammenhang mit zwei Spermaflecken ein deutlicher Hinweis auf Vergewaltigung. Im Augenblick wird unten im Labor an den Spermaproben ein Genomtest durchgeführt wetten, daß der positiv ausfällt? Außerdem haben wir ein halbes Dutzend blutiger Fingerabdrücke, die zu den Angeklagten passen. Indizien gibt es also mehr als genug. Für eine Verurteilung reicht das bereits aus«, sagte Murray zuversichtlich. »Die Staatsanwaltschaft wird die Todesstrafe anstreben und wohl auch erreichen. Die Frage ist nur, ob wir zulassen, daß die beiden auspacken und mit einer leichteren Strafe davonkommen. Nun ja, es ist halt nicht mein Fall.« Das trug Murray ein Lächeln des Direktors ein.
»Tun Sie doch mal so, als ob es Ihrer wäre«, befahl Jacobs. »In etwa einer Woche sollten wir wissen, ob wir auf die Aussagen der beiden angewiesen sind oder nicht. Mein Instinkt sagt mir, daß die beiden wertlos für uns sind. Es sollte sich doch feststellen lassen, für wen das Opfer arbeitete, und das wäre dann derjenige, der den Mord befahl. Nur das Motiv kennen wir noch nicht. Unwahrscheinlich ist, daß uns die Angeklagten etwas dazu sagen können. Eine Chance werden wir ihnen geben müssen, aber ich finde, wir sollten uns gegen eine Milderung der Strafe aussprechen. Immerhin geht es hier um vier Morde, und ekelhafte dazu. Ich finde, die Kerle gehören auf den elektrischen Stuhl.«
»Werden Sie etwa auf Ihre alten Tage noch radikal?« warf Bill Shaw, einer der führenden Köpfe des FBI, ein.
»Der Staatsanwalt ist ebenfalls dieser Ansicht, Dan«, sagte Direktor Jacobs. »Diesen Männern muß ein für allemal das Handwerk gelegt werden.«
Als ob das einen großen Unterschied machte, dachte Murray. Ihm kam es nur darauf an, daß zwei Mörder den Preis für ihre Taten zahlten. Da an Bord der Jacht Drogen gefunden worden waren, kam das Gesetz, das Mord im Zusammenhang mit Rauschgift mit dem Tode bestraft, zum Tragen. Daß die Verbindung in diesem Fall nur lose war, störte die drei Männer im Raum nicht. Für sie war entscheidend, daß es um vorsätzlichen und brutalen Mord ging.
Wenn Murray, der eine humanistische Bildung genossen hatte, an den Drogenhandel dachte, fiel ihm die Hydra ein, das vielköpfige Fabelwesen. Schlug man ihr einen Kopf ab, wuchsen an seiner Stelle zwei neue nach. Mit dem Drogenhandel war es ähnlich, denn es ging um Riesensummen, um mehr Geld, als sich die Beteiligten, simple Männer zumeist, jemals erträumen konnten. Man konnte schon nach einem einzigen Deal für den Rest seines Lebens ausgesorgt haben, und es gab viele, die bewußt und bereitwillig für diesen einen Deal ihr Leben aufs Spiel setzten. Und was war jemandem, der so hoch und rücksichtslos spielte, das Leben eines anderen wert? Die Antwort lag auf der Hand. Und so töteten diese Männer so lässig und brutal wie ein Kind, das Ameisen zertritt. Sie töteten störende Konkurrenten, weil ihnen Konkurrenz nicht paßte, sie töteten auch deren Familien, um zu verhindern, daß in fünf oder zehn Jahren ein rachedurstiger Sohn auf den Plan trat. Und dann wurde auch aus Gründen der Abschreckung gemordet.
In diesem Fall hatten sie der Hydra also zwei Häupter abgeschlagen. In rund drei Monaten kam die Sache dann vor Gericht, voraussichtliche Verhandlungsdauer eine Woche. Die Verteidigung würde ihr Bestes tun, doch wenn die Anklage ihre Beweise fehlerfrei präsentierte, mußte sie siegen. Zu erwarten war, daß die Verteidigung versuchte, die Küstenwache zu diskreditieren, doch die Geschworenen würden in Captain Wegener einen Helden und in den Angeklagten nur Abschaum sehen. Dann die erschwerenden Umstände: Mord an einer ganzen Familie, vermutlich Vergewaltigung, Mord an Kindern, Drogen obendrein. Es sei aber eine Million Dollar an Bord gewesen, würde die Verteidigung kontern, der ermordete Vater sei in Drogengeschäfte verwickelt gewesen. Und welche Beweise liegen

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