06 - Der Schattenkrieg
ein Grunzen ein. Escobedo ließ sich gerne mit einem Staatschef vergleichen und lieber noch mit einem, der den yanquis seit einer Generation so erfolgreich getrotzt hatte. »Und was haben Sie in Erfahrung gebracht?«
»Es ist etwas im Gange«, sagte er so gelassen, daß es fast überheblich klang. »Die amerikanische Regierung arbeitet an einem neuen Programm, dessen Ziel erhöhte Abfangquoten sind. Genaues wissen meine Quellen bislang nicht, haben die Information aber von mehreren verschiedenen Stellen erhalten. Quelle zwei wird bestätigen können, was ich von Quelle eins erfahre.« Escobedo erkannte die Bedeutung dieser Erklärung, die Cortez bei jedem richtigen Geheimdienst eine Belobigung eingetragen hätte, nicht: Die Rekrutierung zweier einander ergänzender Quellen war eine ganz besondere Leistung.
»Was werden uns die Informationen kosten?« Immer denkt er nur ans Geld, dachte Cortez und unterdrückte ein Gähnen. Kein Wunder, daß er einen Profi für seinen Sicherheitsapparat braucht. Nur ein Narr glaubt, alles kaufen zu können.
»Es ist besser, viel für eine hochplazierte Quelle auszugeben, als das Geld an viele kleine Funktionäre zu vergeuden. Für eine Viertelmillion Dollar werden wir die benötigten Informationen bekommen.« Den Löwenanteil wollte Cortez, der ja auch seine Kosten hatte, für sich selbst behalten. »Mehr nicht?« fragte Escobedo ungläubig. »Ich zahle ja mehr für…«
»Ihre Leute haben eben nie die richtigen Methoden angewandt, Jefe. Informanten bezahlt man für das, was sie wissen; nicht für das, was sie sind. Noch nie sind Sie systematisch gegen Ihre Feinde vorgegangen. Wenn Sie über die richtigen Informationen verfügen, können Sie Ihre Mittel viel wirksamer einsetzen und strategisch handeln, nicht bloß taktisch«, schloß Cortez. »Jawohl! Die müssen lernen, daß mit uns nicht zu spaßen ist!« Felix Cortez sagte sich nicht zum ersten Mal, daß es sein Hauptziel war, das Geld zu nehmen und zu fliehen, vielleicht ein Haus in Spanien zu kaufen - oder diesen Egomanen zu verdrängen. Keine üble Idee. Aber das mußte noch warten. Escobedo mochte ein Egomane sein, aber er war auch ein gerissener, zu blitzartigem Handeln fähiger Mann. Hier gab es keine Bürokratie, keine endlose Reihe von Schreibtischen, über die eine Meldung laufen mußte. Dafür respektierte er El Jefe. Der Mann verstand es wenigstens, eine Entscheidung zu treffen. Früher mochte der KGB einmal so funktioniert haben, vielleicht sogar die amerikanischen Geheimdienstorgane. Aber das war Vergangenheit.
»Noch eine Woche«, meldete Ritter dem Sicherheitsberater. »Schön zu hören, daß alles läuft«, merkte der Admiral an. »Und was dann?«
»Warum entscheiden Sie das nicht? Schaffen wir doch Klarheit«, schlug der Stellvertretende Direktor (Operationen) vor und erinnerte: »Immerhin war die Operation ursprünglich Ihre Idee.« »Nun, ich konnte Direktor Jacobs überzeugen«, versetzte Cutter mit einem selbstgefälligen Lächeln. »Wenn wir startbereit sind, wird Jacobs runterfliegen und Kontakt mit dem dortigen Justizminister aufnehmen. Unser Botschafter sagt, die Kolumbianer seien fast uneingeschränkt kooperationsbereit. Ihre Lage ist noch verzweifelter als unsere, und…«
»Sie haben doch nicht etwa…«
»Nein, Bob, der Botschafter weiß nichts. Klar?« Ich bin doch kein Idiot, sagte Cutters Blick dem CIAMann. »Wenn Jacobs die Kolumbianer überzeugen kann, werden wir unsere Teams so bald wie möglich absetzen. Nur eine Änderung möchte ich vornehmen.«
»Und die wäre?«
»Es geht um die Luftoperationen. Sie sagten, die Radarflugzeuge machten bereits Ziele aus?« »Einige«, gestand Ritter zu. »Zwei bis drei pro Woche.«
»Die Mittel zu ihrer Ausschaltung sind bereits an Ort und Stelle.
Warum diesen Teil des Programms nicht aktivieren? Das kann uns helfen, jene Gebiete zu identifizieren, in denen wir Teams absetzen wollen.«
»Ich ziehe es vor abzuwarten«, sagte Ritter vorsichtig. »Warum? Indem wir feststellen, welche Gebiete am häufigsten benutzt werden, ersparen wir den Teams doch lange Märsche. Und Bewegung stellt doch das größte Risiko dar, oder? Auf diese Weise gewännen wir Daten, mit denen sich das ganze Konzept der Operation verbessern ließe.«
Das Unangenehme an Cutter, sagte sich Ritter, war die Tatsache, daß der Kerl gerade genug von Operationen verstand, um gefährlich zu werden. Schlimmer noch, er besaß die Macht, seinen Willen durchzusetzen.
»Ein verfrühter Beginn ist bei
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