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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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federales dann nicht gehandelt?« Escobedo drehte sich um und griff nach einer Flasche Cognac. Er trank zwar nur selten, war aber nun in Laune: Pinta, seine Mätresse, war besonders gut gewesen, und außerdem genoß er es, Cortez seine Entbehrlichkeit unter die Nase zu reiben.
»Jefe, vielleicht kommen Sie diesmal noch davon, aber eines Tages werden Sie lernen, daß solche Risiken töricht sind.«
Escobedo hielt sich den Schwenker unter die Nase. »Wie Sie meinen, Oberst. So, und nun zu diesen neuen Regeln, die Sie erwähnt haben.«
Chavez war selbstverständlich umfassend informiert. Bei der Einsatzbesprechung hatte man die Mission im Sandkasten durchgespielt, und jeder Mann der Einheit hatte sich das Gelände und ihren Weg hindurch eingeprägt. Ihr Ziel war ein Flugplatz, der den Codenamen RENO trug. Er hatte Luft- und Satellitenaufnahmen der Anlage gesehen, die aus einer fünfzehnhundert Meter langen, geschotterten Landebahn bestand. Seinen Weg fand der Sergeant mit Hilfe eines Kompasses, den er am Handgelenk trug. Alle fünfzig Meter sah er auf das Instrument, peilte einen Baum oder ein anderes Objekt in der entsprechenden Richtung an und hielt dann darauf zu, um die Prozedur nach dem Eintreffen wieder zu beginnen. Er bewegte sich langsam und leise, lauschte auf menschliche Geräusche und schaute sich durch sein Nachtsichtgerät um. Seine Waffe war geladen und gesichert. Vega war hinter ihm und stellte das Bindeglied zum Rest der Einheit dar, die in fünfzig Meter Abstand folgte. Sein MG stellte einen nicht zu verachtenden Schutz dar. Falls sie Kontakt bekamen, sollten sie nach Möglichkeit ausweichen, im Notfall aber alles, was ihnen im Weg stand, so rasch wie möglich ausschalten.
Nach zwei Stunden und zwei Kilometern wählte Ding einen Rastplatz auf einer kleinen, trockenen Anhöhe. Ein letztes Mal spähte er durch das Nachtsichtgerät in die Runde und schaltete es dann ab, um die Batterien zu schonen. Dann griff er nach der Feldflasche. Es war heiß und schwül; so um die dreißig Grad, schätzte er.
»Nun, Chavez, wie kommen wir voran?«
»Muy bien, Capitán«, erwiderte Chavez. »Zweieinhalb bis drei Kilometer haben wir geschafft, schätze ich. Da drüben ist Checkpoint SCHRAUBENSCHLÜSSEL, Sir.«
»Haben Sie etwas gesehen?«
»Negativ. Nur Vögel und Insekten. Noch nicht mal ein Wildschwein. Ob hier wohl gejagt wird?« »Sehr wahrscheinlich«, meinte Ramirez nach kurzem Nachdenken. »Diese Möglichkeit müssen wir berücksichtigen, Ding.«
Chavez sah sich um. Einen Mann konnte er erkennen, aber die anderen verschmolzen mit dem Gelände. Ihre Khakikleidung tarnte zwar nicht so effektiv, wie die Camouflage-Anzüge, an die er gewöhnt war, schien aber hinzureichen. Er machte sich bereit zum Aufbruch.
»Nächster Halt am Checkpoint MOTORSÄGE. Captain, wer denkt sich eigentlich diese bescheuerten Namen aus?«
Ramirez lachte leise. »Ich, Sergeant. Macht nichts. Meiner Frau hat mein Sinn für Humor so gestunken, daß sie ging und einen Immobilienmakler heiratete.«
Selbst der Captain, dachte Chavez. Es hatte also keiner von ihnen eine Familie oder Freundin zurückgelassen. Irgendwie beunruhigte ihn der Gedanke, aber im Augenblick kam es darauf an, innerhalb von zwei Stunden MOTORSÄGE zu erreichen.
Mit dem nächsten Sprung überquerte er eine Straße - oder das, was man hier eine solche nannte. Es war ein schnurgerader, gekiester Waldweg, der sich in der Ferne verlor. Chavez ließ sich beim Herangehen und Überqueren Zeit. Der Rest des Zuges machte fünfzig Meter vor der Straße Halt und gab dem Späher Gelegenheit, sie beiderseits der Übergangsstelle abzusuchen.
Nachdem das erledigt war, setzte er einen kurzen Funkspruch auf spanisch an Ramirez ab: »Übergang frei.« Zur Antwort kam ein zweimaliges Klicken; der Captain drückte auf die Sprechtaste, ohne etwas zu sagen. Chavez bestätigte auf die gleiche Weise und wartete, daß der Zug die Straße überquerte.
Das Terrain hier war angenehm flach, und er wunderte sich, weshalb sie eigentlich im Hochgebirge und in dünner Luft trainiert hatten. Wahrscheinlich, weil das Lager so versteckt lag, sagte er sich. Der Wald oder Dschungel war dicht, aber nicht so unwegsam wie in Panama. Es gab zahlreiche Hinweise, daß hier einmal Landwirtschaft betrieben worden war; die vielen kleinen Lichtungen wiesen auf Brandrodung hin. Er hatte ein halbes Dutzend verfallende Hütten gesehen, wo irgendein armer Teufel erfolglos versucht hatte, seine Familie zu ernähren. Chavez

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