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06 - Ein echter Snob

06 - Ein echter Snob

Titel: 06 - Ein echter Snob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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damit.
    »Die Vorstellung ist gar nicht
dumm«, sagte er. »Nicht mitten auf dem Land natürlich, sondern nahe genug an
irgendeiner Stadt, um die Freuden von Stadt und Land
zu haben. Mir gefällt Bath gut. Es gibt in der Nähe viele hübsche Dörfer, so dass
man das Vergnügen von Konzerten und Kaffeehäusern und Buchläden hat und doch
die saubere Landluft genießen kann. Ich habe einmal ein solches Haus gesehen.«
Er zog ein Notizbuch und einen Bleistift heraus.
    »Schauen Sie, es sah so aus.« Er
brachte schnell eine Skizze zu Papier. »Zwei Stockwerke und ein gutes
Ziegeldach. Ich mag die Strohdächer nicht. Unhygienisch. Viele Fenster, damit
Licht hereinkommt, aber nicht zu viele, damit mich die Fenstersteuer nicht zum
armen Mann macht. Ein Stück Garten nach vorne raus, so! Und der Schatten von
einigen schönen Ulmen. Und Rosen! Rote und weiße, über der Tür... hier. Und hinter
dem Haus ein anständiger Gemüsegarten. Und jenseits der Hecke...« Er schaute
ungeduldig zu dem wartenden Kellner auf. »Nein, mein Lieber, wir sind noch
nicht fertig. Bringen Sie uns Tee und eine Auswahl an Kuchen und trollen Sie
sich. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, und jenseits der Hecke eine Weide,
auf der man, sagen wir, zwei Kühe, ein Pferd und vielleicht ein Schwein halten
könnte.«
    »Und innen? Wie sah es innen aus?«
fragte Lizzie.
    »Ich habe es nie von innen gesehen.
Aber ich würde es so haben wollen.« Er schlug eine leere Seite in seinem
Notizbuch auf. »Ein Esszimmer auf der einen Seite und ein Wohnzimmer auf der
anderen Seite der Diele. Eine große Küche. Wahrscheinlich müßte man die jetzige
vergrößern. Vier Schlafzimmer oben, und zwei kleine im Dachgeschoss. Und wenn
genug Platz da wäre, würde ich ein Badezimmer mit fließendem Wasser einbauen.
Es gibt jetzt welche mit einem Gerät am Kopfende der Badewanne, das heißes
Wasser liefert.«
    »Ein so großes Haus wäre nicht
leicht sauberzuhalten«, sagte Lizzie.
    »Aber dafür hätte ich natürlich
Diener. Keinen Butler, keine Lakaien, vous voyez, aber eine Köchin und zwei
kräftige Mädchen und einen Mann für die grobe Arbeit draußen. Und ich hätte
auch keine großartige Kutsche, aber einen Einspänner und ein Pferd, damit ich
nach Bath fahren könnte.«
    Der Tee und die Kuchen wurden
serviert. Lizzie goss den Tee so ein, wie sie es bei den vornehmen Damen
beobachtet hatte, sie genoß jeden einzelnen Augenblick.
    »Das Gasthaus, das Mr. Rainbird für
uns ausgewählt hat, ist in Highgate«, sagte Lizzie. »Aber wenn Sie nach Bath
gehen, ist es unwahrscheinlich, dass Sie so weit reisen.«
    »Wann sind Sie frei?« fragte er
unvermittelt.
    »Wenn Mr. Rainbird es sagt«,
antwortete Lizzie. »Es kann nicht mehr sehr lange dauern. Spätestens am Ende
der Saison.« »Bis dahin ist es nicht mehr lange.«
    »Nein«, sagte Lizzie traurig. Sie
legte einen von Gunters besten Kuchen nur halb gegessen auf ihren Teller
zurück und wunderte sich, warum er plötzlich wie Staub schmeckte.
    Er stützte seine Ellbogen auf den
Tisch und musterte sie. »Ich bin in meinem ganzen Leben noch keiner Dame wie
Ihnen begegnet, Miss Lizzie«, sagte er. »Solche Schönheit — solche Bescheidenheit.«
    Lizzie schaute schnell auf, um zu
sehen, ob er sich über sie lustig machte, aber seine Augen waren ernst.
    »Erzählen Sie von Ihrem Haus
weiter«, sagte sie. »Es gefällt mir, Ihnen zuzuhören.«
    Er öffnete sein Notizbuch wieder und
sagte dann langsam: »Was für Möbel wollen wir im Wohnzimmer haben?« »Wir, Mr.
Gendreau?«
    »Ja, wir. Zwischen uns ist etwas,
was schon jetzt sehr kostbar ist. Wenn ich über mein Traumhaus spreche, sehe
ich Sie darin, und Sie sehen sich auch darin, ist es nicht so?«
    Lizzie wurde ganz still. »Ich bin
eine gute Katholikin, Mr. Gendreau, und ich könnte nichts anderes als...«
    »Nichts anderes als eine Heirat
gutheißen. Natürlich nicht. Ich würde Ihnen keinen Antrag machen, wenn ich der
Meinung wäre, Sie wären die Art von Dame, die sich mit etwas Geringerem
zufriedengibt. Hör auf, mich so anzustarren, Chérie, und laß uns zu den
praktischen Dingen kommen! Was mich betrifft, mir gefallen die Sofas ohne
Rückenlehne überhaupt nicht, auch wenn sie modern sind...«
    »Es gibt ein Leben für gewisse Jennys
und ein Leben für die anderen«, sagte Jenny, das Stubenmädchen, unvermittelt
und blieb mitten auf dem Strand wie angewurzelt stehen.
    »Wie meinst du das?« fragte Alice.
    »Vergiss es«, sagte die wütende
kleine Jenny.
    Der

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