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06 - Weihnacht

06 - Weihnacht

Titel: 06 - Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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entsetzlichen Schmerzes zu Fels geworden; hier hatte das Fauchen und Zischen eines unsäglich grausamen Hasses eine unzerstörbare, granitene Gestalt angenommen, und selbst die Sonne, die überall so frohe, lebenswarme, schien hier vor Schreck zu erbleichen und zu erkalten, denn ihre farblosen Strahlen verloren hier ihre Kraft und berührten uns, ohne von uns empfunden zu werden. –
    Wir hatten eine Doppelfährte vor uns, nämlich die von Corner und seiner Gesellschaft und sodann auch Hillers Spur, welche mit der ersteren zugleich nach Norden lief. Hiller wollte zu den Schoschonen. Da er von Winnetou gehört hatte, daß diese den Marsh Creek herabgekommen waren, welcher sich in den Green River ergießt, so erwarteten wir jeden Augenblick, daß die Stapfen seines Pferdes nach Westen abbiegen würden; er hatte ja im Norden, wohin wir wollten, nichts zu suchen. Aber sonderbarerweise geschah das nicht; es geschah selbst dann nicht, als wir, um mich eines seemännischen Ausdruckes zu bedienen, den Zusammenfluß des Marsh Creek mit dem Green River doublierten. Entweder war er sich selbst nicht klar, oder er hatte einen neuen Entschluß gefaßt, der unsern Gedanken so fern lag, daß wir ihn nicht erraten konnten.
    Indem wir also die Gründe seines unerklärlichen Verhaltens vergeblich zu entdecken suchten, bemerkten wir eine neue Fährte, welche von rechts herüberkam und dann der alten folgte, nachdem sie mit ihr zusammengetroffen war. Wir stiegen ab, um sie zu lesen. Sie deutete auf zwei Reiter, welche auch halten geblieben waren, um die vorherigen Spuren sehr genau zu betrachten. Hier galt es, uns über die Reihenfolge klar zu werden, also über die Zeit, in welcher sich die einzelnen Gruppen, deren drei waren, vor uns bewegt hatten. Wir sahen, daß erst Corner gekommen, dann Hiller gefolgt und dann das uns unbekannte Reiterpaar hinterhergeritten war. Corner hatte einen so großen Vorsprung, daß wir ihn heut nicht einholen konnten, zumal da er bessere Pferde besaß als wir; die andern drei aber waren weniger gut beritten, und wir sahen, daß wir uns gar nicht anzustrengen brauchten, um noch vor Abend mit ihnen zusammenzutreffen. Die Fährte sagte uns nämlich nach einiger Zeit ganz deutlich, daß die zwei Unbekannten auf Hiller gestoßen waren. Sie hatten eine Weile mit ihm an der Stelle des Zusammentreffens gesprochen und dann mit ihm den Ritt fortgesetzt.
    Die Sonne hatte eben ihren Scheitelpunkt verlassen, als wir den New-Fork wieder erreichten und hinüber nach seinem linken Ufer ritten. Hier trennten sich die Spuren. Hiller war mit den zwei Unbekannten an dem Flüßchen aufwärts geritten, welches aus dem Fremontsee kommt: Corner aber hatte den New-Fork als Wegweiser beibehalten. Natürlich folgten wir dem letzteren. Es war ja unsere ursprüngliche Aufgabe, Carpio zu retten; Hiller und seine zwei Begleiter gingen uns jetzt nichts an. Wir zerbrachen uns auch gar nicht die Köpfe darüber, wer sie waren und was sie oben am Fremontsee eigentlich wollten.
    Zwischen dem Boulder Lake und dem Gros Ventre Peak, in dessen Nähe der Green River entspringt, ziehen sich am Fuße der Windriverberge viele höchst interessante Seebecken hin, von denen man sagen kann, daß sie und ihre Umgebung auf die Schönheiten und Eigentümlichkeiten des nördlich von ihnen liegenden Yellowstone-National-Park vorbereiten, der nirgends seinesgleichen findet. Die Becken dieser Seen sind teils vulkanischen Ursprungs, teils von den Wasserläufen ausgefressen; fast immer aber deutet ihre Umgegend an, daß unter der hier dünnen Erdrinde die vulkanischen Gewalten, welche einst die Bergmassen hier emportrieben, sich noch immer in Tätigkeit befinden. Schon hier gibt es kalte Wasserbecken, in denen stetig oder von Zeit zu Zeit heiße Quellen emporsteigen; man trifft auf Stellen, wo die Mächte der Unterwelt plötzlich den Boden gehoben und auseinander gesprengt haben, um einen siedenden Wasserstrahl oder eine heiße Schlammfontäne hoch emporzuwerfen. Es finden sich abgelegene Talwinkel, die keinen Winter kennen, weil der stets erwärmte Boden den Schnee verzehrt und einer üppigen Vegetation das Leben gibt, die selbst dann nicht ruht und schläft, wenn ringsherum alles Pflanzenleben im Frost erstarrt und erstorben ist.
    Solche warme und von den Felswänden vor Wind und Wetter geschützte Stellen suchen die Indianer, besonders die dort hausenden Schoschonen, gern auf, um dort für den Winter die wenigen Gemüsearten mühelos zu ziehen, deren

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